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Menschenkenntnis

Menschenkenntnis

Titel: Menschenkenntnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gessner
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aus unserer Perspektive betrachten, werden wir immer wieder enttäuscht, irritiert, verärgert sein. Wir können Unstimmigkeiten reduzieren, wenn wir die Unterschiedlichkeit von Menschen verstehen und unser eigenes Verhalten daran anpassen. Wie das im Einzelnen gelingen kann, demonstrieren Ihnen die Praxisfälle ab S. 77 exemplarisch.
    Wichtig
    Besonderes Konfliktpotenzial besteht zwischen den sach- und beziehungsorientierten Menschen sowie zwischen den Introvertierten und den Extravertierten.
    Gleichzeitig sei an der Stelle erwähnt, dass wir hier immer nur von Konflikt potenzial sprechen: Die Wahrscheinlichkeit für Schwierigkeiten und Missverständnisse steigt zwar, aber es muss natürlich nicht grundsätzlich zu Problemen kommen. Denn, dass sich Gegensätze ja auch anziehen und vor allem ergänzen können, ist ebenfalls kein Geheimnis. Es kommt also darauf an, was wir daraus machen!
    Druck rausnehmen, Widerstände aufbrechen
    Extrem extravertierte Menschen neigen dazu, sehr schnell zu entscheiden und zu handeln, weil ihnen daran gelegen ist, voranzukommen und etwas zu bewegen. In der Zusammenarbeit mit eher Introvertierten, die alles langsamer und sorgfältiger angehen wollen, führt dies oft zu Schwierigkeiten.
    Beispiel: Delegation versus Diskussion
    Iris Neubauer ist Filialleiterin eines Drogeriemarktes. Der Laden liegt zentral in einem Stadtgebiet. Um genügend Kundschaft müssen sie und ihr kleines Team nicht bangen. In Iris Neubauers üblicher Montagmorgenbesprechung mit ihren Mitarbeiterinnen herrscht heute eine angespannte Stimmung - steht doch in dieser Woche besonders viel auf dem Programm: Eröffnung der erweiterten Parfümerieabteilung, Sonderaktionen und die neue Auszubildende beginnt heute in der Filiale.
    Normalerweise nimmt sich Iris Neubauer immer Zeit für ihre Mitarbeiterinnen, etwa um am Montagmorgen zu erfahren, was sie am Wochenende erlebt haben, und auch, um ihr eigenes Bedürfnis nach Kontakt und Kommunikation zu stillen. Doch heute steht sie unter Strom. Im Eiltempo geht sie die Aufgaben für die kommenden Tage durch, verweist auf Arbeitsaufträge, die sie vergangene Woche zwischen Tür und Angel ansprach: „Ihr wisst, diese Woche wird es heftig. Karin, deine Hauptaufgabe ist es, gezielt Kundinnen anzusprechen, um sie auf den neuen Bereich aufmerksam zu machen. Außerdem musst du dort noch den Sonderposten deutlicher kennzeichnen - das hatten wir doch besprochen!? Ach ja, und die Azubine - du kümmerst dich doch um sie? Ich hab' einfach keine Zeit dazu.“ Karin Klein verzieht fast unmerklich das Gesicht und murmelt ein „Hmm“, doch ihre Chefin ist schon bei der nächsten Mitarbeiterin, ohne eine Antwort oder eine Frage von Karin Klein abzuwarten.
    „Moni, es kommen diese Woche noch weitere neue Produkte. Der Lagerraum muss anders aufgeteilt werden. Ich finde sowieso, dass da endlich etwas passieren muss. Und die Produktkörbe vor dem Laden - da ist mir übers Wochenende noch was Besseres eingefallen.“ „Aber die hab' ich doch gerade erst aufgebaut?!“, entgegnet Monika Sauer entsetzt. „Dann musst du das halt wieder ändern!“, kommt knapp als Antwort.
    Die Persönlichkeiten und ihre Motive
    Aus Sicht der treibenden Chefin
    Iris Neubauer ist einen stressigen Job gewöhnt und kann viel aushalten, schließlich sind ihr gute Ergebnisse und ihre Karriere wichtig. Als sie die Filiale vor einem Jahr übernommen hat, lag so manches im Argen. Inzwischen sind die Zahlen aber mehr als zufriedenstellend. Für Iris Neubauer sind Spaß und Teamwork durchaus wichtig, aber sie kann ihren Mitarbeiterinnen auch ordentlich Dampf machen.
    Negatives deutlich anzusprechen, gehört in diesem Zusammenhang ebenfalls zur Tagesordnung. Wenn die anderen so gar nicht ihre Vorgehensweisen oder Entscheidungen verstehen wollen, wird sie manchmal auch hektisch und laut. Dann geht ihre Ungeduld mit ihr durch und ihr mangelndes Verständnis für andere, die nicht so ticken wie sie, wird deutlich. Dass Iris Neubauer dadurch ihre Mitarbeiterinnen ordentlich vor den Kopf stößt und deren Widerstand hervorruft, ist ihr bislang nicht bewusst. Solange die Kolleginnen schweigen, ist doch alles in Ordnung - meint sie. Wegen der fehlenden Ruhe und Empathie ist auch die Auszubildenden-Betreuung so gar nicht Iris Neubauers Ding. Sie braucht billige undfleißige Arbeitskräfte für ihren Laden. Aber für lange Erklärungen hat sie keine Zeit - die Dinge müssen ja vorangehen. Auf ihre Kreativität und ihre spontanen

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