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Menschenkinder

Menschenkinder

Titel: Menschenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Renz-Polster
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Teamfähigkeit und persönliche Stärke etwa oder handwerkliches Geschick. Machen wir uns doch nichts vor. Die angebliche »Wissensgesellschaft«, in der wir heute leben, wäre doch ohne die anderen Pfeiler schon längst zusammengebrochen: Intuition und Einfühlung etwa, Kreativität und Kunst, soziales Engagement und Zivilcourage, seelische Gesundheit, Werte und Gewissen, ja: Liebe und Ehrfurcht. Wir brauchen sie alle , wie der Blick nach draußen zeigt. Da gibt es eben nicht nur technische, wissenschaftliche oder finanzmathematische Probleme zu lösen, sondern genauso soziale und menschliche Probleme, und ganz schön vertrackte dazu. Man darf von Bildungspolitikern sicherlich erwarten, dass sie sich mit dem Begriff der Bildung nicht in die Tasche lügen oder im 19. Jahrhundert stehen bleiben.
    DRITTENS. Das fundamentalistische, rein auf die Perfektion individueller Begabungen verkürzte Förderkonzept ist ein riesiges Experiment – ein Experiment, an dem sich vorzugsweise Eltern beteiligen, die ihren Kindern die Spitzenpositionen der Gesellschaft sichern wollen. Der Ausgang des Experiments ist ungewiss. Aus evolutionärer Sicht ist eine Warnung überfällig: Diese Kinder wachsen in einer wenig artgerechten Umwelt auf, ihre Entwicklung kann nicht anders als brüchig sein. Da entstehen nur allzu leicht Probleme und Störungen, die dann die Gesellschaft als Ganzes zu tragen hat. Welches Gefährdungspotenzial von hochgebildeten, aber sozial im Grunde verwahrlosten Eliten ausgeht,
zeigt die Geschichte der jüngsten Finanzkrise – gegen die da aufzuspannenden Rettungsschirme sind die Hartz-IV-Zahlungen ein Fall für die Portokasse. Auch bei unseren »Eliten« herrschen zunehmend prekäre Verhältnisse!
    VIERTENS, UND LETZTENS. Vor nicht allzu langer Zeit wurde voller Neid auf das angeblich »exzellente« japanische Erziehungs – und Bildungssystem geblickt. Die in der japanischen Gesellschaft gepflegten Sekundärtugenden galten als endloser Schatz für eine leistungsfähige Arbeitswelt. Auch da ging es um Disziplin, um Ehrgeiz, ja, um Wunderkinder. Déjà-vu? Heute wird klar, dass Japan für die innere Stärke einer Gesellschaft wichtige Entwicklungen schlichtweg verschlafen hat – von der Emanzipationsbewegung der Geschlechter über die innere Demokratisierung bis hin zu partizipatorischen Strukturen in der Arbeitswelt. Wir sollten uns heute beim Feiern des nächsten Bildungs-Tigers zumindest nicht lächerlich machen.
    Wenn uns der Blick auf den Zustand unserer Welt eines lehrt, dann doch das: Die Aufgabe, die sich uns stellt, heißt nicht: weiter so, nur perfekter und effizienter. Nein – die Aufgabe heißt: Neues denken, Neues wagen! Und diesen Keim sollte auch unser »Fördermodell« in sich tragen.
    Und das Glück?
    Kinder können dort glücklich sein, wo sie Freiheit und Grenzen in einer entwicklungsgerechten Mischung vorfinden. Das gilt es bei der Förderung zu berücksichtigen. »In der chinesischen Erziehung kommt der Zustand des Glücklichseins nicht vor«, hält Amy Chua dagegen. Oder, wie in einem chinesischen Erziehungs-Blog zu lesen war: Im globalen Konkurrenzkampf sei eine am Glück orientierte Erziehung »nicht effektiv«.
    Was für eine plumpe Rechtfertigung für ein rein funktionsorientiertes Erziehungssystem! Was, wir können unseren Kindern
kein Glück zugestehen, weil die Wirtschaft eher nach Arbeitstieren verlangt? Unsere Kinder sollen menschlich nicht wachsen dürfen, weil das dem »Wachstum« in die Quere kommt? Weil wir sonst nicht »effektiv« genug sind? Wie viel Glück muss Menschen fehlen, die so eine Behauptung in die Welt setzen können? Wie trist muss ein Weltbild sein, das Wachstumsraten über Lebensfreude stellt?
    Was für eine Tragik! Eine Generation, die zunehmend in den besten Lebensjahren mit Burn-out zu kämpfen hat, entwirft für ihre eigenen Kinder einen Lebensweg mit noch mehr Tempo, noch mehr Leistung, noch mehr »Förderung«. Sie funktioniert Kindergärten zu Schulen um, weil sie glaubt, Kinder, die früh Mathe lernen, sind schneller am Ziel.
    Moment einmal, an welchem Ziel?

8
SCHULVERSAGER: WELCHE SCHULE IST GUT FÜR KINDER?
    Ein Kind verbringt die Hälfte seiner Kindheit in der Schule. Das mag erklären, warum sich wenigstens in einem Punkt alle einig sind: Wer Kinder fördern will, muss ihnen eines bieten – eine gute Schule. Eine Schule also, die die Kinder gut aufs Leben vorbereitet.
    Genau damit scheinen Schulen aber ein zunehmendes Problem zu haben. Wer in

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