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Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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unserer Seite mit einem Schrank zugestellt ist, aber bestimmt ganz schnell gebrannt hat. Und durch diesen Kanal ist dann der Rauch bei uns ins Haus gezogen.«
    »Das ist sehr gut möglich, ja«, bestätigte Hain.
    »Na ja, irgendwann haben wir fast nichts mehr gesehen, und ich hatte furchtbare Angst. Dann ist die Feuerwehr gekommen und wir wussten, dass alles gut werden würde, obwohl es schon noch ein paar Minuten gedauert hat, bis sie uns rausgeholt haben.«
    »Können Sie ein paar Angaben zu den Männern machen, Herr Röder?«, hakte Hain nach. »Aussehen, Größe, Kleidung?«
    Der Mann auf dem Bett dachte kurz nach.
    »Eigentlich kann ich Ihnen dazu gar nicht viel sagen, Herr Kommissar. Es ist nämlich so, dass ich, nachdem ich ausgerutscht war, sofort von denen an die Kandare genommen wurde. Und ich hatte die Hosen dabei so gestrichen voll, dass ich es wirklich versäumt habe, sie mir genauer anzuschauen.«
    Wieder eine Pause.
    »Insgesamt waren es drei, alle so um die 30 Jahre alt. Jeans, Lederjacken, kurze Haare.«
    Er zögerte.
    »Obwohl, der eine hatte so etwas wie einen Irokesenlook.«
    Seine Hand deutete die Frisur auf seinem Kopf an.
    »Sie wissen schon, so in der Mitte lange, aufgestellte Haare.«
    »Farbe?«
    »Dunkel. Alle hatten dunkle Haare.«
    »Schuhe?«
    »Schuhe hatten sie auch an, ja.«
    Nun musste der junge Oberkommissar, der mit seinem Notizblock in der Hand dastand und mitschrieb, schmunzeln.
    »Keine Einzelheiten zu den Schuhen?«
    »Nein, leider nicht.«
    »Brillenträger dabei?«
    »Keine Brillenträger.«
    »Wie sah der LKW aus?«
    »Weiß. Es war ein weißer Mercedes-Kleinlaster.«
    »Mit Plane?«
    »Nein, mit Kofferaufbau. Und …«
    Wieder sinnierte er ein paar Sekunden.
    »Und mit Kühlaggregat. Das habe ich zwar nicht gesehen, aber über der Fahrerkabine brummen gehört.«
    »Na, das hilft uns doch richtig weiter, was Sie sich alles gemerkt haben«, lobte Lenz den Zeugen, wobei er davon ausging, dass inzwischen jeder Laster, der sich im Großraum Kassel bewegte, kontrolliert worden war.
    »Haben Sie gesehen, was die Männer gemacht haben, als Sie in der Halle ankamen?«
    »Na ja, die waren dabei, die Kühltruhen auszuräumen. Als ich in die Halle gesehen habe, standen bei vielen der Truhen die Deckel offen und Kartons davor.«
    Petra Röder gähnte herzhaft.
    »Das erscheint mir nicht schlüssig, Medard«, gab sie zu bedenken. »Warum sollten die zuerst die Truhen ausräumen und danach die ganze Halle in Brand stecken? Diese Kühltruhen kosten doch sicher eine Menge Geld, und wenn man schon dafür sorgt, dass man Werte in Sicherheit bringt, dann doch wohl richtig.«
    »Das ist eine gute Idee, Petra«, gab er freimütig zu.
    »Darüber haben wir uns auch schon unsere Gedanken …«, wollte Lenz sagen, wurde jedoch vom Klingeln seines Telefons unterbrochen und erntete dafür einen bitterbösen Blick von Hain.
    »Entschuldigung«, murmelte er und verschwand aus dem Zimmer. Auf dem Flur nahm er das Gespräch an und meldete sich.
    »Hallo, Paul, hier ist noch mal Lemmi. Bist du noch im Klinikum?«
    »Ja, warum?«
    »Weil ich dich bitten wollte, noch einmal zu mir in die Mombachstraße zu kommen. Hier ist gerade eine Frau aufgetaucht, die erstens total durch den Wind ist, und zweitens behauptet, die Hallenmieterin zu sein. Und drittens faselt sie etwas von Polizeischutz, den sie haben will, weil sie angeblich Angst hat, dass ihr jemand was antut. Ich werde aus ihr allerdings nicht so richtig schlau, weil sie permanent am Flennen ist, und wenn sie kurz damit aufhört, dann schreit sie rum.«
    »Wie heißt sie denn? Hat sie dir das erzählt?«
    Lenz hörte das Rascheln von Papier im Hintergrund.
    »Dörrbecker. Sie heißt Ilona Dörrbecker.«

31
     
    Yoko Tanaka lag mit vor dem Bauch gefesselten Händen auf dem Rücksitz der Limousine ihres Großonkels und wagte kaum, Luft zu holen. Daijiro Tondo, der offenbar davon ausging, dass sie bewusstlos war, hatte seit der Abfahrt vom Kühlhaus drei Telefonate geführt, eins davon mit ihrem Vater, und seitdem sie dieses Gespräch verfolgt hatte, wusste die junge Japanerin, dass ihr Erzeuger knöcheltief in die kriminellen Machenschaften des Tondo-Clans verstrickt war. Auf dem Beifahrersitz der Luxuskarosse thronte Mata Aroyo, Tondos engste Mitarbeiterin und selbsternannte Spezialistin für ›Handentspannung‹.
    »Was bildet sich diese Göre ein, sich in unsere Geschäfte einzumischen?«, fauchte sie. »Und warum hast du es nicht geschafft, sie

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