Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
Vom Netzwerk:
paar Fragen an die Herren. Können Sie uns vielleicht einen Tipp geben, wo sie zu finden sind?«
    Sie zuckte mehrmals nervös mit den Schultern.
    »Nein, ich weiß nicht, wo die sich wieder rumtreiben. Ich weiß nur, dass hier im Haus bald der Kühlschrank leer ist, und wenn nicht irgendwas passiert, sieht es schlecht aus für mich und die Kinder. Holz ist übrigens auch bald alle.«
    Wie auf Kommando fing in einem anderen Zimmer ein Kind an zu schreien.
    »Sehen Sie«, schnaubte sie, »es geht schon wieder los. Der Kleine hat Hunger, und ich kann ihm nix zu futtern geben, weil ich nichts im Haus hab. Die beiden sind nur mal kurz weggegangen, um Brei und so was einzukaufen, aber das ist jetzt mehr als drei Tage her. Gestern Abend hat das letzte Gläschen dran glauben müssen.«
    »Kommt es öfter vor, dass sie länger mal weg sind?«, wollte Hain wissen.
    »Klar. Die beiden sind praktisch immer auf Achse.«
    Damit stand sie langsam und mit durchgedrücktem Rücken auf, zwängte sich an den Polizisten vorbei und steuerte auf eine Tür neben dem Fernseher zu. Als sie die Klinke heruntergedrückt hatte, wurde das Geschrei des Kindes lauter.
    »Sie sehen ja«, erklärte sie den Beamten, nachdem sie mit dem plärrenden Kleinkind auf dem Arm zurück im Wohnzimmer war, »dass ich alle Hände voll zu tun hab, um mich selber über Wasser zu halten. Nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich habe wirklich keine Zeit und keine Nerven mehr, mich auch noch um die Probleme der beiden zu kümmern. Wir hatten hier schon Hausdurchsuchungen und Razzien mitten in der Nacht, und jedes Mal hab ich die Schnauze gehalten und gute Miene zum bösen Spiel gemacht, aber das ist langsam vorbei. Wenn Sie die beiden sehen, können Sie ihnen gerne ausrichten, dass ich die Schnauze gestrichen voll hab.«
    Sie machte eine Bewegung mit der Hand, die ihre Aussage wohl unterstreichen sollte, und fuhr sich danach über den Bauch.
    »Das Baby kann jeden Moment kommen, und ich weiß nicht mal, was ich mit dem Scheißer hier machen soll, wenn es losgeht.«
    »Stimmt«, gab Lenz ihr recht, »in dieser Situation wäre es natürlich schön, wenn sich der Erzeuger ein bisschen kümmern würde.«
    »Und Sie wollen uns nicht sagen, wer von den beiden der Vater der Kinder ist«, hakte Hain nach.
    »Wenn ich es wüsste, würde ich es Ihnen schon sagen«, antwortete die Frau nach ein paar Sekunden des Überlegens ohne jede Scham, während das Kind auf ihrem Arm schon wieder eingeschlafen war.
    »Das heißt also, dass …«, begann der Oberkommissar, behielt seine Gedanken letztendlich jedoch für sich.
    »Ja, das heißt es. Aber machen Sie mal einen Vaterschaftstest bei zwei Brüdern. Da kommt nix Erhellendes bei raus, sagen zumindest die bei Pro Familia.«
    »Ja, und vermutlich werden sie damit sogar recht haben«, gab der Polizist nachdenklich zurück.
    »Was ist eigentlich in den vielen Kartons draußen im Flur?«, wollte Lenz, auch um das Thema zu wechseln, wissen.
    »Irgendwelcher Kram, den sie angeschleppt haben. Steht schon hier rum, seit die beiden zum ersten Mal hier aufgetaucht sind. Sozusagen ihr Handgepäck.«
    »Und Sie wissen nicht, was drin ist?«
    »Doch, ich hab schon mal reingesehen, als ich dachte, Fritz und Ottmar würden nicht mehr auftauchen. Bücher sind drin, viele Bücher. Aber alles so olle Schwarten. Und Schallplatten. Ich glaube, sie haben mal eine Wohnung aufgelöst und wollten mit dem Zeug auf dem Flohmarkt oder bei eBay ’nen schnellen Euro machen, sind aber nie dazu gekommen. Oder waren einfach zu faul dazu.«
    Sie machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Außerdem würde ihnen sowieso keiner was geben dafür, so wie der Kram aussieht.«
    »Das heißt, Sie wohnten schon hier, als Sie die Herren Eberhardt kennengelernt haben.«
    »Ach was, ich kenne die beiden schon viel länger. Bin als Kind immer mit meinem Vater ins Stadion gegangen, der war ein großer Fußballfan. Hat hier auf’m Gelände gearbeitet, als Hausmeister, deshalb haben wir auch hier im Haus gewohnt. Kurz nachdem hier alles den Bach runtergegangen war, ist er gestorben.«
    »Und Sie sind hier wohnen geblieben?«
    »Nein, da hab ich noch in Rothwesten gewohnt, mit meinem Exmann. Als klar war, dass wir uns trennen würden, hab ich beim Insolvenzverwalter gefragt, ob ich hier einziehen kann, und er hat nichts dagegen gehabt. Ist halt billig.«
    »Aber nicht sehr komfortabel«, gab Hain mit Blick auf den Kohlenofen zu bedenken.
    »Geht schon. Früher, als Kind, fand ich das

Weitere Kostenlose Bücher