Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer
vielleicht …«
»Das könnt ihr euch so was von aus dem Kopf schlagen, Jungs, das glaubt ihr gar nicht«, herrschte Lehmann ihn an.
»Nicht für Geld und gute Worte nehme ich euch diesen Job ab.«
»Schon klar, Lemmi. War wohl nicht die beste Idee.«
»Nee, das nun wirklich nicht.«
»Außerdem«, ließ Hain seinen Kollegen hinter dem Schreibtisch mit zerknirschtem Gesichtsausdruck wissen, »gibt es da noch diese junge Frau, bei der sie gewohnt haben und die von einem von ihnen schwanger ist. Von wem genau, kann sie zwar nicht sagen, aber das hat ja jetzt auch keine größere Bedeutung mehr, weil die potenziellen Kindsväter ihrer Rolle ohnehin nicht mehr gerecht werden können.«
»Wie jetzt? Sie weiß nicht, wer von den beiden der Vater ist?«
»Korrekt.«
»Meine Fresse, was sind das denn für Zustände? Bohren beide an der gleichen Frau rum und schwängern sie dann auch noch.«
»Das ist leider noch nicht alles, Lemmi«, fuhr Hain fort. »Dieses grandiose Trio hat nämlich vor nicht allzu langer Zeit die gleiche Nummer schon einmal hingelegt.«
Nun saß der wuchtige Mann vom KDD seinen Kollegen mit offenem Mund gegenüber.
»Dass sie auf ihre spezielle Weise ziemlich blöd sind«, sinnierte er kopfschüttelnd, »war mir schon länger klar, aber für so ultradoof hätte ich sie nun wirklich nicht gehalten.«
»Waren sie aber.«
»Und wir haben jetzt die zutiefst undankbare Aufgabe«, mischte Lenz sich ein, »erstens ihrer Mutter und zweitens dieser Regina Priester unsere Aufwartung zu machen, um ihnen vom Tod der beiden zu berichten.«
Er stand auf und machte eine Geste in Hains Richtung, die wohl bedeuten sollte, dass er sich nicht allein auf den Weg zu den Frauen machen würde. Der Oberkommissar erhob sich im Zeitlupentempo und stapfte lustlos Richtung Tür.
»Ist gut, mein Alter, ich kneife schon nicht. Obwohl«, schränkte er ein, »wenn ich könnte, würde ich dich als Solisten losschicken.«
»Ich beneide euch wirklich nicht um das, was ihr jetzt erledigen müsst, Männer!«, rief Lehmann ihnen noch nach, aber da waren die beiden Polizisten schon auf dem Flur.
Das Haus in Bettenhausen sah im Tageslicht noch um einiges heruntergekommener aus als am Abend zuvor. Lenz und Hain gingen langsam auf die Tür zu und waren noch nicht am Gartentor angekommen, als die Tür langsam nach innen gezogen wurde.
»Ich war gestern Abend nicht sehr nett zu Ihnen«, erklärte Ilse Eberhardt, in einen orangefarbenen Morgenmantel gehüllt und mit dicken Socken an den Füßen, den Beamten ohne vorherige Begrüßung. Aus ihrem Mund schoben sich beim Sprechen dicke Dampfschwaden.
»Schon vergessen«, erwiderte Lenz. »Dürfen wir reinkommen, Frau Eberhardt?«
Sie trat wortlos zur Seite und streckte den rechten Arm aus.
»Meine Jungs haben mal wieder Scheiß gebaut, oder?«, wollte sie wissen, nachdem die drei sich an den mit alten Zeitungen überladenen Küchentisch gesetzt hatten. Der Hauptkommissar holte tief Luft, bevor er antwortete.
»Nein, so einfach ist es diesmal leider nicht. Ihre Söhne sind tot, Frau Eberhardt. Beide.«
Schlagartig wich jede Farbe aus dem Gesicht der Frau, und trotzdem schien der Inhalt seiner Worte nicht bis in die relevanten Bereiche ihres Gehirns vorgedrungen zu sein.
»Wie meinen Sie das, tot ? Sie können doch nicht gestorben sein?«
»Doch, das sind sie. Ihre Söhne wurden Opfer eines Gewaltverbrechens.«
»Sie … wurden … umgebracht?«
Die beiden Polizisten nickten.
»Aber …warum denn?«
Aus ihren Augen schossen innerhalb von Sekundenbruchteilen ganze Bäche von Tränen, die vom Kinn tropften und mit hässlichem Klatschen auf den Zeitungen landeten.
»Dazu können wir im Augenblick noch keine verlässlichen Aussagen machen.«
Die Frau sah schluchzend auf.
»Waren sie etwa im Garten?«
»Ja. Woher wissen Sie davon?«
»Otto, der Capo vom Platz, hat mich heute Morgen angerufen und mir erzählt, dass die Hütte abgebrannt ist und die Polizei drei Leichen drin gefunden hat.«
Sie stockte.
»Aber er hat nichts davon erzählt, dass es meine Jungs gewesen sind.«
»Das konnte er auch nicht wissen. Wir haben es erst vor etwas mehr als einer Stunde herausgefunden.«
»Wer war denn der andere? Der dritte?«
»Das wissen wir leider noch nicht. Wir wissen nur, dass es sich bei ihm um einen Asiaten handelt.«
Ilse Eberhardt warf dem Polizisten einen Blick zu, als hätte er von einem Außerirdischen gesprochen.
»Was meinen Sie damit?«
»Der dritte Tote war
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