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Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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dachte, es wäre in Anbetracht …«
    »Du wirst nicht fürs Denken bezahlt«, unterbrach er sie zischend. »Du wirst dafür bezahlt, dass du hier stehst und uns Besuch vom Hals hältst, und nicht dafür, dass du fremde Personen im Haus herumschickst. Hast du das ein für alle Mal verstanden?«
    Obwohl er nicht laut geworden war und die Stimme nur leicht angehoben hatte, lief der jungen Frau hinter der Theke ein Schauer über den Rücken, der dafür sorgte, dass sich alle Haare an ihrem Körper aufstellten.
    »Ja, Herr Tondo«, antwortete sie leise, und die Ehrfurcht in ihrer Stimme war definitiv nicht gespielt. »Es wird bestimmt nicht wieder vorkommen.«
    »Das will ich meinen. Sonst bekommst du ernsthafte Probleme, und dabei spielt es keine Rolle, ob unser Blut entfernt verwandt ist oder nicht.«
    Mit einem eiskalten, zutiefst einschüchternden Blick wandte er sich ab, steuerte auf das Treppenhaus zu und war im nächsten Augenblick aus Yoko Tanakas Sichtfeld verschwunden, die sofort anfing, mit den Tränen zu kämpfen und kurz darauf haltlos zu weinen begann.
    Davon bekam Daijiro Tondo nichts mehr mit, denn er war schon im zweiten Stock angekommen, wo er ohne anzuklopfen in jenes Büro stürmte, in das ein paar Stunden zuvor auch Watane Origawa eingetreten war.
    »Was war das für eine junge Frau, die heute Morgen bei dir aufgetaucht ist?«, wollte er grußlos wissen.
    »Sie wird bei uns arbeiten«, gab seine Mitarbeiterin hinter ihrem Schreibtisch ungerührt zurück. »Ab morgen früh. Warum?«
    »Du weißt, dass ich so etwas nicht mag. Warum hast du sie nicht weggeschickt?«
    »Warum sollte ich. Sie ist jung, kräftig und nach eigenem Bekunden auch noch zäh. Solche Leute wachsen nicht auf den Bäumen. Warum also sollte ich sie wegschicken?«
    Tondo ließ sich in denselben Stuhl gleiten, in dem Watane am Morgen gesessen hatte.
    »Und wenn sie andere Motive hat?«
    »Ach, hör doch auf«, wies ihn die Frau hinter dem Schreibtisch überraschend barsch zurecht. »Hinter jeder Ecke siehst du Polizei oder sonstige böse Mächte, Daijiro.«
    Sie kam um den Schreibtisch herum, kniete sich vor dem Stuhl, in dem er saß, nieder und griff nach seiner Hand.
    »Wenn das so weitergeht, fange ich wirklich noch an, mir ernsthaft Sorgen um dich zu machen.«
    »Das ist doch Unsinn, Mata. Aber wir müssen nun einmal vorsichtig sein. Nein«, betonte er mit fester Stimme, »wir müssen mehr sein als das.«
    »Aber wie, zum Teufel, soll uns denn eine verkrachte Studentin gefährlich werden, Daijiro? Meinst du, sie arbeitet für die japanische Polizei? Oder, noch besser, für die deutsche? Dieses verängstigte, unsichere Ding?«
    Ihre Hand fand einen Platz auf seiner Hose, ganz in der Nähe seines Schrittes.
    »Sie hat hier Betriebswirtschaft studiert und musste es aufgeben, weil ihr Vater sie nicht mehr unterstützen kann. Er ist eines von den armen Schweinen, die bei der Tepco gearbeitet und nach den Ereignissen vom letzten Jahr ihren Job verloren haben.«
    »Hast du sie überprüft? Hast du das, was sie dir gesagt hat, überprüft? Ist sie wirklich eine Studentin? Hat ihr Vater wirklich bei der Tepco gearbeitet?«
    »Noch nicht. Aber es liegt auf meinem Stapel ganz oben. Und wenn du mich endlich meinen Job machen ließest und nicht ständig hier auftauchen würdest, wäre diese Sache vielleicht schon erledigt.«
    »Sei um Gottes willen vorsichtig, Mata. Wenn das, was wir hier machen, auffliegt, landen wir alle für lange Zeit im Gefängnis. Vergiss das, bitte, nicht.«
    »Ich vergesse es nicht, und es ist auch nicht schön für mich, dass du mich ständig daran erinnerst. Vertrau mir einfach; ich bin die Frau, die deine Probleme löst.«
    »Hoffentlich.«
    Ihr Arm schob sich ein weiteres Stück nach oben.
    »Irgendwie wirkst du so ganz und gar nicht locker auf mich«, flüsterte sie. »Soll ich dafür sorgen, dass du dich ein wenig entspannst?«
    Tondos gesamter Körper begann, noch während sie sprach, zu vibrieren.
    »Das passt jetzt leider ganz schlecht. Ich bin in einer halben Stunde mit meiner Frau in der Innenstadt verabredet. Sie will ein neues Auto haben.«
    »Eine halbe Stunde?«, gurrte Mata Aroyo. »In einer halben Stunde bin ich längst fertig mit dir. Was würdest du also zu einer schönen Handentspannung sagen?«
     
    *
     
    Etwa zum gleichen Zeitpunkt, als Mata Aroyo sich überaus angestrengt um das körperliche Wohlbefinden ihres Chefs kümmerte, verließ Watane Origawa das kleine Apartment ihrer Arbeitskollegin,

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