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Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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dem Hintergrund wissen. »Könnte sein, dass es hier gerade frischen Räucherfisch gibt?«
    »Leider Fehlanzeige«, widersprach Lenz seinem Mitarbeiter und Freund Thilo Hain, der nun neben seinem Chef auftauchte und genauso irritiert wie der in die leere Truhe starrte.
    »Was ist mit den Röders?«, wollte der Oberkommissar besorgt wissen, während er seine Hände in ein paar Einweghandschuhe zwängte und sich dabei auf die nächste Kühltruhe zubewegte.
    »Liegen im Krankenhaus. Steht nicht gut um sie, sagt Lemmi.«
    »Rauchgasvergiftung?«
    »Ja, Rauchgasvergiftung.«
    »Schlimme Rauchgasvergiftung?«, hakte Hain nach, während er den Deckel der Truhe anhob.
    »Ja«, brummte Lenz mit gesenktem Kopf und fassungslos darüber, dass sie auch bei dieser Kühltruhe auf den nackten Boden starrten. Eine knappe Minute und ein paar schwarze Finger später stand fest, dass sich zum Zeitpunkt des Brandausbruchs nichts Essbares mehr in der Halle befunden hatte.
    »Die Röders werden überfallen und ans Bett gefesselt, dann transportiert jemand den Tiefkühlfisch ab und steckt die Halle in Brand«, fasste Lenz knurrend zusammen.
    »Wie kam das denn alles genau? Weißt du das schon?«
    »Nein, weiß er noch nicht«, warf Jürgen Lehmann, der sich den beiden vom Eingang her näherte, ein wenig angefressen ein. »Und als ich es ihm eben erzählen wollte, ist er abgehauen und hat mich wie einen dummen Schuljungen stehen gelassen. Morgen übrigens, Thilo.«
    »Moin.«
    Lenz machte ein betretenes Gesicht.
    »Und ich entschuldige mich in aller Form bei dir, Lemmi. Aber es war mir zunächst wichtiger, einen Blick in die Kühltruhen zu werfen.«
    »Ja, ja, die Kühltruhen«, fing Lehmann zu grinsen an. »Da fragt sich der gemeine Kripomann schon, was die hier zu suchen hatten. Noch dazu in Bataillonsstärke.«
    Thilo Hain übernahm die Aufgabe, den Kollegen des KDD über den Fund vom Vortag in Kenntnis zu setzen.
    »Nur tiefgekühlter Fisch?«, wollte Lehmann entgeistert wissen. »In allen Truhen nur Fisch?«
    »Ausschließlich, ja. Aber dieser Fisch scheint immerhin so interessant gewesen zu sein, dass irgendjemand ihn bei Nacht und Nebel abtransportieren musste.«
    »Nacht ja, Nebel nein. Aber ich war dabei, euch die Umstände zu erklären, die bis hierher klar sind.«
    Der Mann vom KDD blätterte in einer Kladde.
    »Gegen 2:30 gab es einen Anruf bei der Leitstelle, in dem eine Frau aus einem der Nachbarhäuser mitgeteilt hat, dass hier auf dem Gelände ein Brand ausgebrochen sei. Als die Feuerwehr ein paar Minuten später ankam, war das meiste schon erledigt und die Halle nicht mehr zu retten. Also haben die Wehrmänner alles darangesetzt, ein komplettes Übergreifen aufs Nachbarhaus zu verhindern. Währenddessen sind zwei von denen mit Atemschutzgeräten ins Haus und haben das arme Ehepaar gefunden. Die Bergung war recht schwierig, soweit der Einsatzleiter der Feuerwehr es mir erklärt hat.«
    Lenz gähnte, schnäuzte sich und sah sich in den noch immer rauchenden Trümmern der Halle um.
    »Was, verdammt noch mal, macht diesen Fisch so interessant?«
    »Vielleicht geht es gar nicht um den Fisch, Paul«, bemerkte Hain. »Mir fällt gerade auf, dass wir nur ein paar der Kartons angesehen haben und danach für uns klar war, dass es nur Fisch ist. Am Ende haben wir einfach genau das übersehen, was wichtig ist.«
    »Drogen?«
    »Drogen, Waffen, was weiß ich?«
    »Mensch, Thilo, wo sollten denn hier Waffen versteckt gewesen sein? Nein, das wäre uns aufgefallen.«
    »Außerdem«, mischte Lehmann sich ein, »traue ich den Eberhardt-Brüdern so was nicht zu. Drogen oder Waffen wären garantiert ein paar Schuhnummern zu groß für sie gewesen.«
    »Aber Tiefkühlkost traust du ihnen schon zu, was?«, konterte Lenz bissig.
    »Ja, die schon«, erwiderte der Mann vom KDD ebenso schnippisch.
    »Und warum sind sie dann tot, der Inhalt der Kühltruhen verschwunden und die Halle abgefackelt?«
    »Das kann ich dir …«
    »Stopp, Männer«, ging Hain energisch zwischen das aufkeimende Scharmützel seiner Kollegen. »So kommen wir garantiert nicht weiter.«
    Lenz und Lehmann sahen sich nach einem kurzen Durchatmen verschämt an.
    »Was mich viel mehr als eure blöden Schwanzlängenspiele interessieren würde, ist, mit was bei dem Brand nachgeholfen wurde; ohne irgendwas hätte das alles hier nämlich auf keinen Fall so schnell und effektiv in Flammen gestanden. Und vielleicht ist es ja das gleiche Zeug, was schon in der Laube zum Einsatz gekommen

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