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Menschenskinder

Menschenskinder

Titel: Menschenskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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runterfallen und mir das Bein brechen.«
    »Könnte tatsächlich passieren«, musste ich zugeben, »nur weiß ich nicht, wie ich davon erfahren sollte. Oder hast du auch im Keller Telefon?«
    »Es könnte in unserer Abwesenheit einen Wasserrohrbruch geben.«
    »Passiert zwar relativ selten, doch in diesem Fall solltest du darauf hoffen, dass die Mieterin von oben drüber rechtzeitig was davon mitkriegt.«
    Da hatte sie es aufgegeben. »Du hast ja Recht, aber könntest du uns nicht wenigstens ab und zu sonntags frische Brötchen vorbeibringen und in die Küche legen, wenn du für euch sowieso welche holst?«
    Eine gefährliche Situation ist zum Glück nie eingetreten, doch im Notfall hätten mindestens drei Personen mit Schlüsselgewalt auf der Matte stehen können. Steffi und Katja hätten allerdings 60 Kilometer länger gebraucht.
    »Glaubst du wirklich, Nick«, hatte Sven wenige Tage vor der Hochzeit mit einer unmissverständlichen Bewegung seines Zeigefingers in Richtung Stirn gesagt, »wir hätten nicht damit gerechnet, dass du die Schlüssel einziehst? Oder weißt du etwa nicht, dass man bei Mr. Minit innerhalb von viereinviertel Minuten ein Duplikat kriegt?« Dabei hatte er gar keinen Nachschlüssel machen lassen, aber sehr viel Überzeugungskraft an den Tag gelegt. Nicki war ihm auch prompt auf den Leim gegangen und hatte lediglich darum gebeten, auf den hellgrauen Teppichboden im Schlafzimmer Rücksicht zu nehmen und die Gästetoilette auszusparen. »Da klemmt die Spültaste.«
    Hannes hatte vorgesorgt. Außer mit einer 200-Meter-Rolle Stretchfolie (40 cm breit), die er ächzend aus dem Wagen hob, hatte er den ganzen Kofferraum mit Blumen voll gestopft, unverkäuflicher Restbestand aus Trudchens Zeiten und eigentlich für die Müllabfuhr bestimmt.
    »Habt ihr so was wirklich mal verkauft?« Ich nahm einen der aber schon sehr dunkelroten Rosensträuße in die Hand, bog die einzelnen Zweige auseinander und schüttelte den Staub herunter. »Die Dinger sehen genauso aus wie diese entzückenden Blümchen, die man immer an Schießbuden kriegt.«
    »Sie sind mindestens dreißig Jahre alt«, sagte Steffi. »Wir haben sie gefunden, nachdem Hannes von seiner Mutter die Firma übernommen und so nach und nach das ganze Lager entrümpelt hatte. Da kamen Pflanzen zum Vorschein, die in der Natur vermutlich längst ausgestorben sind.«
    »Jetzt weiß ich, woran sie mich erinnern«, fiel mir plötzlich ein, »an Omis Osterglocken!«
    Ich fischte einen der eigelbfarbenen Rosenbüschel heraus und betrachtete ihn gründlich. »Doch, die Ähnlichkeit ist unübersehbar.«
    Meine Großmutter hatte sich in den sechziger Jahren mal einen Strauß Osterglocken gekauft, echt Plastik und entsprechend haltbar. Er prangte auch im November noch in der Bleikristallvase auf dem Vertiko und staubte sich langsam hellbraun ein, bis ich ihn eines Tages zwecks Generalreinigung in die Badewanne schmiss. Allerdings hatte er sich während der Einweichphase in seine Bestandteile aufgelöst, weshalb Omi auf künstliche Topfpflanzen umstiegen war. Der Weihnachtsstern hatte auch schon viel naturgetreuer ausgesehen und war vor allem nicht so schmutzempfindlich gewesen!
    »Wo um alles in der Welt sollen die ganzen Dinger hin?«, rief Anne beim Anblick des Blumenflors, der ohne Ende aus dem Kofferraum quoll. »Etwa in der Wohnung verteilt werden?«
    »Nein, die kommen in den Garten«, bestimmte Hannes, »außer den paar verkümmerten Geranientöpfen wächst da doch nur Gras und Klee. Wird Zeit, dass mal ein paar Farbflecke die grüne Einöde beleben.« Sprach’s und warf zwei Arme voll Rosensträuße über den Zaun.
    »Lass mich das mal machen! Ich habe mir schon immer gewünscht, mal so ganz doll in Blumen wühlen zu können!« Richtig glänzende Augen hatte Anne bekommen. Weshalb nur hatte sie Fotografin gelernt statt Floristin? Fängt doch beides mit F an!
    Wir überließen sie der Gartengestaltung und nahmen uns die Wohnung vor.
    »Ist es hier immer so ordentlich?« Schon nach zwei Schritten blieb Karen stehen und sah sich um. »Kein vergessener Schuh in der Ecke, keine Zeitung aufm Boden, keine runtergefallenen Zwiebackkrümel, die immer so schön knirschen, wenn man drauftritt, nicht mal eine Blumenvase mit zu wenig Wasser drin und ein paar verwelkten Nelkenstängeln … na ja, Kakteen aufm Fensterbrett sind dankbarer … aber trotzdem sieht’s aus, als ob gerade der Fotograf von Schöner Wohnen abgezogen ist.«
    »Meine Schwester hat eben zu viel

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