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Menschenskinder

Menschenskinder

Titel: Menschenskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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(Gurkenscheiben sind out!) in Schaumbädern aalen, von sanften Händen massiert werden … kurz gesagt, einfach mal alle Viere von sich strecken können.
    Ganz früher hießen diese Institutionen schlicht und einfach Erholungsheime, waren in landschaftlich reizvollen Gegenden angesiedelt, wegen der guten Luft meist abseits der Städte, und die Gesundheitsförderung beschränkte sich größtenteils auf Kneipp’sche Wassergüsse, was den Erholungswert vermutlich etwas eingeschränkt hat. Bei mir wäre das mit Sicherheit der Fall gewesen.
    Mit dem amerikanischen way of life hielten auch die Beautyfarmen bei uns Einzug, anfangs Schönheits-Farmen genannt, weil das Wort Beauty noch nicht in den deutschen Sprachgebrauch integriert worden war, doch seit der FitnessBewegung heißen sie Wellness-Park oder so ähnlich, schießen wie Pilze aus dem Boden und versprechen in ihren Hochglanz-Broschüren eine Art Jungbrunnen. Und das schon an einem einzigen Wochenende.
    Die Abbildungen zeigen in der Regel weißbekittelte, perfekt geschminkte junge Frauen, die mit Cremetöpfchen in der Hand in die Kamera lächeln. Vor ihnen liegen bis zum Hals in Tücher gehüllte Mumien, deren Gesichter durch eine Entschlackungs-, Aufbau-, Peeling- oder sonstige Schönheitsmaske unkenntlich gemacht sind. Auf den Augen liegen Wattepads, die Haare sind unter einem zum Turban drapierten Frotteehandtuch verborgen. Der Text dazu lautet ungefähr:
    ›Nach einem gründlichen Hauttest findet unser geschultes Personal auch für Sie die optimale Behandlung Ihrer kleinen oder größeren Probleme. Schon nach einer Woche werden Sie nicht nur strahlend jung aussehen, Sie werden sich auch so fühlen.‹
    »Was für ein Schwachsinn«, schimpfte ich, nachdem mir wieder mal solch ein Prospekt ins Haus geflattert war. Auf welche Weise mein Name in eine jener Adressenkarteien geraten war, für die sich Kosmetik- und Sportgeräte-Hersteller interessieren, bleibt ein ewiges Rätsel und kann eigentlich nur jemandem zu verdanken sein, der meinen Anblick nicht mehr ertragen konnte. Kurzfristig hatte ich sogar Rolf im Verdacht gehabt, bin aber ganz schnell wieder davon abgekommen.
    Welcher Ehemann würde seine Frau denn freiwillig auf die neuesten Produkte der Kosmetik-Industrie hinweisen? Diese Sachen sind meistens viel teurer als das, was sich die Gattin zur Zeit ins Gesicht schmiert, und selbst dafür zahlt er schon mehr als genug.
    Katja war’s, die auf der Suche nach der Wochenendzeitung und dort wiederum nach der Seite mit den Kinoprogrammen auf den Prospekt stieß und durchblätterte. »Wäre das nicht mal was für dich?«
    »Fängst du jetzt auch damit an?«, wetterte ich los. »Habe ich etwa dir die Zusendung dieser Flut von Katalogen zu verdanken?«
    »Natürlich nicht, aber auch Buchclubs und Reisebüros verscherbeln ihre Kundenkarteien, und die werden ganz genau selektiert. Wie alt ist die eventuelle Interessentin, welche Lektüre bevorzugt sie, wie oft verreist sie wie lange wohin undsoweiter. Demnach bist du doch ein ideales Opfer!«
    »Ach ja?«
    Sie zählte an den Fingern ab. »Erstens bist du jetzt in dem Alter, wo man ein bisschen Auffrischung nötig hat.
    »Danke!«
    »Nun sei doch nicht so empfindlich! Jede Frau über sechzig hat Falten.«
    »Die gehen auch mit Cremes und Wässerlein nicht weg! Das habe ich schon probiert!«
    »Sie lassen sich aber mildern.«
    Wie denn? »Soll ich mich etwa liften lassen?«
    Entsetzt sah mich Katja an. »Wehe dir! Oder willst du wie diese alternden Schauspielerinnen aussehen, die seit zwanzig Jahren dasselbe maskenhafte Gesicht haben, aber nicht mehr richtig lachen können?«
    »Ich will überhaupt nicht wie jemand anders aussehen, sondern mein Gesicht behalten. Basta! Wenn’s dir nicht passt, brauchst du ja nicht hinzugucken.«
    Sie ließ sich nicht beeindrucken. »Zweitens ist so eine Beautyfarm nichts anderes als ein verlängerter Besuch bei einer Kosmetikerin, und wenigstens den gönnst du dir ja gelegentlich.«
    »Frau Meißner kenne ich seit ewigen Zeiten. Ein Nachmittag bei ihr ist wie Kaffeeklatsch.«
    »Eben! So siehst du auch jedes Mal aus, wenn du zurückkommst.« Ich weiß nicht, wie man nach einem Kaffeeklatsch aussieht, aber nach einer Sitzung bei Frau Meißner habe ich immer ein etwas ramponiertes Gesicht. Zum Glück gibt sich das über Nacht wieder.
    Katja gab keine Ruhe. Jetzt war sie bei drittens angekommen. »… kannst du dir doch so was wirklich mal leisten!« Ich hielt ihr die Preisliste unter

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