Menschensoehne
ihm ja erklären, dass alles aus den Fugen gerät. Wir fahren zusammen im Auto hin, du bringst uns bis zu seinem Haus, und wir besorgen den Rest.«
»Jetzt?«
»Jetzt.«
Zweiundvierzig
Am gleichen Tag landeten die Koreaner um vier Uhr nachmittags in ihrem Privatjet auf dem Inlandflughafen in Reykjavík. Vier Passagiere auf Geschäftsreise, die sich unter ihren richtigen Namen eintrugen, nur einer segelte unter falscher Flagge. Sein Pass war nicht direkt gefälscht, denn er war korrekt von den Behörden in seinem Heimatland ausgestellt worden, aber nicht mit seinem richtigen Namen. Es war durchaus üblich, dass die Reichsten der Reichen in seinem Land, wenn sie das Bedürfnis hatten zu reisen, ohne Aufsehen zu erregen, sich Papiere ausstellen ließen, die zwar offiziell korrekt, aber trotzdem gefälscht waren. Dieser Mann war schon über achtzig, machte aber einen ziemlich rüstigen Eindruck. Er wirkte jedoch nach dem langen Flug ein wenig müde. Zunächst war man Richtung Nordpol geflogen, dann nach Westen über die Länder der ehemaligen Sowjetunion hinweg und schließlich quer über den Nordatlantik.
Der internationale Flughafen befand sich zwar in Keflavík, trotzdem landeten zahlreiche ausländische Maschinen auf dem Reykjavíker Inlandsflughafen. Die Zollbeamten hatten keine Ahnung, dass einer von diesen vier Reisenden, die sie unbeanstandet ins Land ließen, der Mitinhaber des größten Industrieunternehmens in Korea war, Sumitag, das von Mikroprozessoren angefangen bis hin zu öffentlichen Verkehrsmitteln alles produzierte. Er war nicht nur ein Mächtiger in Korea, sondern gehörte zu den fünfzig reichsten Männern der Welt. Nur wenige wussten, wer er war. Er und Sævar Kreutz hatten gemeinsam, dass beide sich völlig im Hintergrund hielten und extrem selten öffentlich auftraten. Dieser Mann war nie zuvor in Island gewesen und hätte es vermutlich nie in Betracht gezogen, dorthin zu reisen, wenn nicht Sævar Kreutz und die Deutschen ihm etwas anzubieten und zu verkaufen gehabt hätten.
Die Maschine kam von Amsterdam, wo sie einen kurzen Zwischenstopp gemacht hatten, und im Flugplan war vorgesehen, dass es am gleichen Abend wieder dorthin zurückgehen sollte. Diese Reise durfte kein Aufsehen erregen. Der Agent des koreanischen Konzerns in Island, der unter strengster Schweigepflicht stand, war damit beauftragt worden, das geeignete Transportmittel vom Flughafen nach Kjalarnes zu organisieren. Die Gruppe hatte ihren eigenen Chauffeur dabei. Sie setzten sich in das Auto, das vor dem Ausgang des Flughafengebäudes auf sie wartete. Auf dem Fahrersitz lag ein Stadtplan, auf dem die Fahrtroute sorgfältig markiert war. Nach dem Kälteeinbruch vom Vormittag hatte es wieder angefangen zu schneien, aber das Auto war bestens dafür gerüstet, und der Chauffeur kannte sich mit allen möglichen Wetter-und Straßenverhältnissen aus. Außerdem war es keine lange Strecke. Sie gelangten problemlos zur Miklubraut, auf der sie Reykjavík durchquerten, um hinaus nach Kjalarnes zu kommen.
Das elektronisch gesteuerte Tor zum Haus von Sævar Kreutz öffnete sich langsam, und das Auto glitt beinahe geräuschlos auf den Vorhof. Der Hausbesitzer ging auf die Limousine zu. Der Chauffeur stellte den Motor ab, sprang aus dem Wagen und öffnete die hintere Tür für seinen koreanischen Vorgesetzten. Er verneigte sich knapp, als der Greis ausstieg.
Sævar Kreutz begrüßte den Gast, indem er ihm die Hand reichte und sich höflich verbeugte. Der hochbetagte Koreaner verneigte sich ebenfalls, und die Gruppe verschwand in dem düsteren Gebäude.
Dreiundvierzig
Eine halbe Stunde später steuerte Erik Faxell seine Limousine duch das gleiche Tor. Seine Teilnahme an dem Treffen mit den Koreanern war nicht vorgesehen, ihm oblagen nur die Vorbereitungen. Trotzdem war es ihm gelungen, an diesem düsteren Januarnachmittag einen halbstündigen Termin bei Sævar Kreutz zu bekommen. Es sei außerordentlich dringend, hatte er am Telefon gesagt, es hinge damit zusammen, worüber sie am Telefon gesprochen hätten. Der Sicherheitsbeauftragte, der Erik Faxell sehr gut kannte, machte Einwände in Bezug auf seine beiden Begleiter, die er nie zuvor gesehen hatte. Während sie hinter Erik saßen und kein Wort sagten, redete er sich damit heraus, dass dieser nicht angemeldete Besuch mit dem Kommen der Koreaner in Verbindung stünde. Da es nie Probleme zwischen Erik und den Sicherheitsbeauftragten gegeben hatte, die schichtweise rund um die Uhr
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