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Menschensoehne

Menschensoehne

Titel: Menschensoehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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Rauschgiftsüchtigen. Ihr Leben war zerstört, es wurde ihnen genommen, bevor sie überhaupt die Möglichkeit hatten, es kennen zu lernen. Kinder waren das noch, du Scheusal. Du hast sie als Versuchskarnickel für ein Experiment benutzt, das fehlschlug, und darüber hat sich ein Geisteskranker wie du, dem es nur um den Mammon geht, wahrscheinlich noch amüsiert. So wahr ich hier stehe, du bist ein Irrer, du bist der Abschaum.«
    »Du darfst diese Dinge nicht überinterpretieren, Kristján«, sagte Sævar Kreutz, der Kiddi Kolkes Wut überhaupt nicht wahrzunehmen schien.
    »Mein Bruder Daníel«, sagte Pálmi ruhig und bedächtig, »war genau wie jeder andere Junge, er war ein gesundes und fröhliches Kind. Er war eines von deinen Versuchskaninchen. Er wurde süchtig und hat schon als ganz junger Mensch mit Schnaps und Drogen angefangen, aber er war natürlich hinter Amphetamin her. Wie du sagst, es war leicht, an so etwas ranzukommen. Ich behaupte, dass er nie in diese Versuchung geführt worden wäre, wenn du ihn nicht mit diesem Gift in Berührung gebracht hättest. Er war völlig abhängig von diesem Zeug, und schließlich hat er zu viel genommen und drehte durch. Er wurde schizophren. Er hat sogar versucht, mich anzuzünden, und er hat meiner Mutter so viel Kummer bereitet, dass ich es dir nie in Worten schildern könnte. Immer wieder hat er versucht, sich umzubringen. Und das Einzige, wonach er sich in diesem total verpfuschten Leben sehnte, war ein ganz normaler Tag in einem ganz normalen Leben. Sein Leben war eine einzige Hölle, nur weil du eurer Produktliste ein neues Medikament hinzufügen wolltest, um damit Geld zu machen. Weißt du, was für ein Ungeheuer du bist? Hast du irgendeine Vorstellung davon, was für eine erbärmliche Gestalt du bist? Wie kannst du, der du dir diesen Palast hier mit Daníels Geisteskrankheit und dem Tod seiner Freunde errichtet hast, mir hier mit deinem seidenen Schal um den Hals gegenübersitzen und behaupten, das sei alles im Dienste der Wissenschaft geschehen und um die Welt zu verbessern?«
    »Was weißt du darüber, ob Daníel nicht diese Anlage in sich gehabt hat? Man weiß doch nie, was sich bei solchen Jungen herausstellt, wenn sie in die Pubertät kommen.«
    »Komm mir bloß nicht mit so was«, sagte Pálmi. »Es geht hier um Mord, und zwar nicht nur um einen, sondern um mehrere.«
    »Ich habe mehr als zehn Jahre an einer psychiatrischen Klinik gearbeitet«, warf Kiddi Kolke ein. »Ich habe Daníel gepflegt. Ich weiß, was für ihn bei diesem für dich so amüsanten Spiel herausgekommen ist. Und ich weiß über Amphetamin wahrscheinlich besser Bescheid als du, es sei denn, du hättest es in letzter Zeit gewagt, dich über dieses verfluchte Zeug und seine Nebenwirkungen zu informieren. Soll ich dir das mal verklickern, du Teufel in Menschengestalt? Zitternde Hände, Muskelzucken, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Schwindelanfälle, Schlaflosigkeit. Man wird total abhängig davon, und der Bedarf steigert sich mit der Zeit. Von da bis zu den anderen Rauschgiften ist nur ein winziger Schritt. Nicht selten ist damit auch ein geistiger Zustand verbunden, der der Schizophrenie gleicht, und außerdem gibt es toxische Erscheinungen: Krämpfe und hoher Blutdruck mit Gefahr von Gehirnblutungen. Todesfälle, die auf Amphetamine zurückzuführen sind, rühren in den meisten Fällen von Herzversagen her. Das hast du meinen Freunden eingegeben, du Satan. Du hast ihr Leben zerstört.«
    »Das ist doch dummes Zeug«, sagte Sævar Kreutz.
    Pálmi saß da und blickte abwechelnd von einem zum anderen. Es kam ihm so vor, als würde sich Kiddi Kolke jeden Augenblick auf den Mann stürzen.
    »Du kennst den Hintergrund deiner Freunde«, fuhr Sævar Kreutz fort. »Du weißt, woher sie stammten. Ihre Eltern waren Alkoholiker, geschieden. Deine Mutter war eine Prostituierte, Kristján, hast du das vergessen? Sie ging auf den Strich. Was war die Zukunft dieser Jungen?, frage ich noch mal. Sie wären auch ohne mein Zutun vor die Hunde gegangen, dessen kannst du gewiss sein. Kleine Jungs aus asozialen Verhältnissen bringen es nie zu etwas. Die Hälfte von ihnen hätte eine kriminelle Laufbahn eingeschlagen, die die Gesellschaft Millionen, wenn nicht Milliarden von Kronen gekostet hätte. Die andere Hälfte hätte nur weitere kleine Saufbolde und Nutten gezeugt.«
    Kiddi Kolke ging auf Sævar Kreutz zu und schien zu einem Hieb auszuholen.
    »Aber wie bereits gesagt, ich kann euch den Verlust ersetzen«,

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