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Menschensoehne

Menschensoehne

Titel: Menschensoehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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besser, du würdest mich reinlassen? Die Sache wird für uns beide nur noch unangenehmer, wenn wir uns hier durch diese Klappe unterhalten müssen.‹ Ich machte ihm auf, weil mir daran gelegen war, dass niemand etwas über Hvolsvöllur erfuhr. Er kam ins Wohnzimmer und setzte sich auf einen Sessel, während ich auf einem Hocker Platz nahm.
    ›Da hast du dir ja ein hübsches kleines Nest eingerichtet‹, sagte der Mann mit kaum verhohlener Verachtung in der Stimme. Ein überaus unangenehmer Mensch, unglaublich arrogant war er.
    ›Was bist du eigentlich für ein widerlicher Typ?‹, fragte er mich, während er seine Brille putzte, die beschlagen war. Ich gab ihm keine Antwort. Ich hatte keine Ahnung, wer dieser Mann war oder was er von mir wollte. Keine Ahnung.
    ›Ich habe meinen Ohren nicht getraut, als der Schulleiter uns die Geschichte erzählte. Ein Lehrer, der sich an kleinen Jungen vergeht. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass es so etwas Perverses gibt‹, sagte er. ›Du bist mit Schimpf und Schande davongejagt worden, nicht wahr? Wie es sich für so ein perverses Ekel gehört.‹
    Der Ton kam mir bekannt vor, und ich sagte ihm, dass es ihm nicht gelingen würde, mich mehr zu demütigen, als andere es bereits getan hätten. Ich fügte hinzu, dass es nichts nützen würde, mir mit Drohungen zu kommen.
    ›Drohungen?‹, sagte er. ›Mal sehen. Jedenfalls habe ich nicht vor, so eine erbärmliche Figur wie dich zu bemitleiden. Du solltest mal hören, was dieser Schulleiter über dich zu sagen hat. Du hast dir einen richtigen Traumberuf für Päderasten ausgesucht. Der Herr Lehrer persönlich treibt sein skandalöses Unwesen.‹
    Er war ein schrecklicher Grobian, Daníel. Er hat mich völlig aus der Fassung gebracht.
    ›Man schickt seine Kinder in die Schule und denkt, dass sie in guten Händen sind, und dann landen sie direkt in den Fängen von so einem Widerling‹, sagte er.
    Er wusste genau, in welchem Ton er mit mir sprechen musste. Er wusste, was er sagen musste, und er war ganz genau über die Ereignisse in Hvolsvöllur informiert. Ich fragte ihn, wieso er hinter mir herspioniert habe und was er von mir wolle, aber er lachte mich nur aus und sagte, er habe sich über mein armseliges Leben informiert und fände es verabscheuenswert.
    ›Was hast du damals mit den kleinen Jungs in der Dusche gemacht?‹, fragte er. ›Und was für ein Gestank ist das eigentlich hier drinnen bei dir? Wo hast du diesen scheußlichen Hausmantel her?‹
    Er war unverschämt und ordinär. Ich hatte schon früher Ähnliches zu hören bekommen, und sogar noch Schlimmeres, aber trotzdem fühlte ich mich auch jetzt wieder völlig wehrlos. Er wusste alles über mein Leben, und je unverschämter und ordinärer er wurde, desto hilfloser wurde ich.
    ›Eines muss ich dir allerdings lassen, Halldór‹, sagte er. ›Diese Klassenfotos hier sind schön. Es kommt mir sogar so vor, als würdest du sie auch sauber halten. Du putzt den Staub der Unzucht ab, oder? Richtig verliebt bist du in die lieben Kleinen. Mein Auftraggeber ist daran interessiert, mit dir zusammenzuarbeiten. Ich werde später Kontakt zu dir aufnehmen, wenn es bei ihm so weit ist. Du hast eine ganz hervorragende Position, um ihm von Nutzen zu sein, und zum Dank dafür wird er nichts darüber verlauten lassen, was für ein perverses Ekel du bist. Ich weiß, dass du mit uns zusammenarbeiten wirst, du kannst es dir nämlich gar nicht leisten, unkooperativ zu sein.‹
    Ich fragte, was von mir erwartet würde.
    ›Gar nichts Besonderes, verglichen damit, was du den kleinen Jungs angetan hast‹, sagte er und lachte. ›Ich weiß, dass du uns nicht enttäuschen wirst‹, fügte er hinzu.
    ›Was soll ich denn tun?‹, fragte ich wieder, und dann antwortete er: ›Du hast da eine Klasse, in der lauter Luschen und Versager sitzen, und denen sollst du eine neue Sorte Lebertranpillen verabreichen. Eine neue Art von Lebertranpillen‹, sagte dieser Grobian.
    Schweigen .
    HALLDÓR: Ich muss dir sagen, was damals dahintergesteckt hat, Daníel, und ich hoffe, du wirfst mich nicht hinaus wie bei meinem letzten Besuch. Ich muss das einfach loswerden.
    Schweigen .
    HALLDÓR: Du kannst dich doch an mich erinnern, Daníel, oder nicht?
    Schweigen .
    HALLDÓR: Das hier ist wohl euer Speisesaal? Hier ist es ganz gemütlich. Das Gebäude sieht von außen scheußlich aus. Diese ganzen Gitter, und das Haus ist seit Jahren nicht gestrichen worden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr nicht

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