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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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sind die verblieben Akten über den Vorfall sehr bescheiden«,
stellte sie fest. »Ohne Schmögers Gedächtnis hätte ich aufgeben müssen. Dank
seiner Hilfe gab es jedoch noch eine dünne Spur, der ich nachgegangen bin. Von
dort komme ich gerade.«
    Sie präsentierte die Festschrift aus dem Kinderheim. Dessen Leiterin
Paula Sinner hatte keine Probleme gemacht, als Petzold das Heft mitnehmen
wollte. »Bringen Sie es halt wieder, wenn Sie es nicht mehr brauchen.«
    »Unser alter Kollege konnte sich an einen Mann erinnern, der damals
am Rande als Zeuge befragt wurde. Er war jahrzehntelang Leiter eines
Kinderheims und hat ein paar Aufzeichnungen hinterlassen. Ich konnte noch nicht
alles durchsehen, habe aber bereits das gefunden.«
    Petzold schlug die letzte Doppelseite auf und drehte die Broschüre
so, dass jeder sie sehen konnte.
    Die Runde erhob sich und steckte die Köpfe neugierig darüber
zusammen.
    »Hier ist der Kinderheimleiter, Gottfried Mandtner«, sagte sie.
»Aber sehen Sie hier, schräg hinter ihm. Auf dem Foto ist er natürlich vierzig
Jahre jünger, aber man erkennt ihn trotzdem. Außerdem steht ja auch sein Name
da. Vielleicht gibt es also tatsächlich einen Zusammenhang zwischen dem sechzig
Jahre alten Mord und dem Angriff auf Short.«
    »Ihre These ist doch Humbug«, bellte Bohutsch, nachdem Wilson
und Shackleton gegangen waren. »Sie bauen ein Luftschloss, um sich zu
profilieren.«
    Na besser, als sich mit armseligen Recherchen zu vermeintlichen
Terrorverbindungen Shorts vor den Amis zu blamieren.
    »Was sollte außerdem die Veröffentlichung des Fotos? Erzählen Sie
mir nichts, dahinter stecken sicher Sie! Die Ermittlungsführung liegt bei uns,
so etwas müssen Sie mit mir oder Kollege Krischintzky abstimmen! Lernen Sie
einmal Kooperation!«
    »So wie Sie, die mich bis zum heutigen Termin über Ihre
Ermittlungsansätze und -ergebnisse ständig auf dem Laufenden hielten?«
    Pribil räusperte sich, Bohutsch lief rot an.
    »Doktor Pribil, vielleicht sollten Sie Frau Petzold von dem Fall
befreien. Ich hätte gute Lust, wegen der Fotoveröffentlichung eine
Dienstaufsichtsbeschwerde gegen sie einzubringen. So etwas wirft auch kein
gutes Licht auf die Vorgesetzten.«
    Als Petzold zu einer Antwort ansetzte, brüllte Pribil: »Halten Sie
endlich den Mund!«
    Noch nie hatte sie Pribil schreien hören.
    »Kollege Bohutsch hat recht! Sie liefern einen Alleingang nach dem
anderen, lassen uns alle im Dunkeln tappen, geben vor den Amerikanern mit ihrem
Geheimwissen an, und wir stehen alle wie Idioten da! Meinen Sie, das wirft ein
gutes Bild auf Sie selber? Wer glauben Sie denn, dass Sie sind? Rambo? James
Bond? Sie halten sich für so wahnsinnig schlau, aber Sie benehmen sich wie ein
trotziges kleines Mädchen, welches den alten Herren zeigen muss, dass es alles
besser kann!«
    Am meisten ärgerte Petzold, dass er, zumindest in diesem Moment,
recht hatte.
    »Und versuchen Sie jetzt keine Ausreden oder Rechtfertigungen! Ich
sollte Sie wirklich von dem Fall abziehen. Wir haben genug anderes zu tun.
Darum werden Sie sich jetzt einmal kümmern. Wenn ich erfahre, dass Sie meinen
Anordnungen zuwiderhandeln, wird das ernstere Folgen haben als dieses
Donnerwetter.«
    Zwischen zusammengepressten Zähnen presste Petzold »Verstanden«
hervor. Mit einem Blick auf ihre Armbanduhr bemerkte sie im nächsten Moment:
»Dienstschluss. Jetzt darf ich tun, was ich will. Guten Abend, die Herren.«
    Vor Wut kochend marschierte sie aus dem Besprechungszimmer. Auf dem
Weg hinunter tobten in ihrem Magen Enttäuschung, Hilflosigkeit und die gemeine
Demütigung. Am schwersten schluckte sie an Pribils Unterstellung, sie handle
aus pubertärem Trotz. Das mochte für wenige Situationen zutreffen. In den
meisten Fällen lag es einfach daran, dass sie handelte, statt zu reden.
    In der Affenhitze auf der Straße konnte ihr Gemüt nicht abkühlen.
Sie brauchte etwas zum Trinken. Kalt, viel, mit Alkohol.
    Erst als der Mann sie ansprach, merkte sie, dass sie ihre Umwelt
völlig ausgeblendet hatte.
    »Wir müssen miteinander reden«, erklärte Thorney Shackleton.

Kasperl und Pezi
    Sein Vater wiegte in der Hollywoodschaukel und hörte Bellinis
»Norma«. Freund deckte den Tisch. Bald mussten die Kinder aus dem Bad kommen.
Claudia hatte bereits angerufen, dass sie sich auf den Weg vom Büro nach Hause
machte. Dunkle Wolken ballten sich am Himmel ineinander. Bei Bedarf würde er
einfach die Markise wieder ausrollen. Seit die Sonne das Tal verlassen

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