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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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das Bild von Colin Short«, sagte Freund.
    »Das heißt, die zwei hätten sich getroffen«, überlegte Petzold laut.
»Davon hat er bei unserem Gespräch nichts gesagt.«
    »Am Ende hat er mit dem Anschlag auf Short zu tun. Aber warum hat er
dann die Polizei gerufen?«
    »Weil er dachte, Short ist tot. Das hat er mir selbst bei der
Zeugenbefragung gesagt. Ich brauche so schnell wie möglich einen
Durchsuchungsbefehl.«
    »Da wird sich Pribil freuen. Ganz zu schweigen von Ihren Freunden
beim BVT . Aber wo steckt jetzt Köstner?«
    »Es sieht wenigstens so aus, als ob bis vor Kurzem noch jemand hier
gewesen wäre«, befand Petzold.
    »Andererseits wirkt es nicht so, als ob jemand eine Woche in dem
Haus gewohnt hätte, ohne dass aufgeräumt wurde.«
    Petzold legte das Foto an seinen ursprünglichen Platz zurück.
Darüber schichtete sie wieder die Zeitungsausschnitte.
    »Dann war entweder jemand nur mehr ein oder zwei Tage hier, nachdem
die Hausangestellte nicht mehr kam …«
    »… oder jemand sieht ab und zu vorbei …«
    »… oder die Hausangestellte hat mich angelogen«, schloss
Petzold.
    »Sehen wir noch schnell in den oberen Stock«, schlug Freund vor.
    Nachdem sie bislang niemandem begegnet waren, bemühten sie sich
nicht mehr um Ruhe. Die Treppen in die erste Etage waren mit einem roten
Kokosläufer ausgelegt, den Messingstangen am Fuß jeder Stufe fixierten. Freund
betrachtete die Porträts an den Wänden. »Die sehen sich alle gar nicht
ähnlich«, merkte er.
    »Köstner stammte nicht von altem Geld oder Adel ab«, erklärte
Petzold. »Vielleicht hat er ein paar Gemälde aus dem Auktionshaus aufgehängt,
um seine eigene Ahnengalerie zu schaffen.«
    Die Zimmer in den oberen Stockwerken wirkten wenig benutzt. Über die
Möbel gebreitete Leintücher wirkten wie eingeschlafene Gespenster. Ein zweites Bad
enthielt keinerlei Waschutensilien. Auf diese Ebene kam nur selten ein Mensch.
In seinem Alter fiel Köstner das Treppensteigen wahrscheinlich auch nicht mehr
leicht. Sie kehrten ins Erdgeschoss zurück.
    »Und jetzt?«
    Petzold leuchtete noch einmal durch die Halle.
    »Von der Küche führten noch Treppen in den Keller«, erinnerte sich
Freund. »Dort sehen wir noch schnell nach, wenn wir schon da sind.«
    Die Tür wirkte nicht ganz so gepflegt wie die anderen im Haus. Der
Verputz an den Wänden des Abgangs war einfach, aber in Ordnung. Je tiefer sie
stiegen, desto schwüler wurde es. Am Fuß der Stufen standen sie vor einer
Metalltür. Rechts oberhalb zeigte ein Fensterchen, dass der Keller nicht
komplett unter Gartenniveau lag.
    Freund öffnete die Tür, hielt sofort an und löschte seine Lampe.
Petzold stieß gegen seinen Rücken, schaltete aber geistesgegenwärtig auch ihr
Licht aus, bevor Freund sie dazu auffordern musste. Mit einem Mal war es
stockfinster. Bis auf den kaum wahrnehmbaren schmalen Lichtstreifen, der wenige
Meter vor ihnen auf dem Boden schimmerte.
    Wortlos hielt Freund ihr seine glühenden Finger vor das Gesicht. Mit
ihnen deckte er die Strahlen seiner Lampe ab.
    »Vielleicht hat nur jemand das Licht abzuschalten vergessen«,
hauchte er in ihr Ohr. Für einen Moment spürte er ihre Nähe, dann huschte er
weiter.
    Als er sein Ohr vorsichtig gegen die Tür legte, sah er bereits
Petzolds rot leuchtende Hand neben sich. Freund ging in die Hocke und spähte
durch das Schlüsselloch. Der Kellermuff hatte eine ungewöhnliche Note dazugewonnen,
die er nicht einordnen konnte und die ihn beunruhigte.
    Der nächste Raum war ebenso finster wie jener, in dem sie sich
befanden. Nur an seinem Ende konnte Freund wieder einen schmalen Lichtstreifen
unter einer Tür schimmern sehen. Im Zeitlupentempo drückte Freund die Türklinke
hinunter. Zum Glück war in diesem Haus alles gut gepflegt. Keine Diele knarrte,
selbst Kellertürschlösser waren geölt. Freund kam es wie eine Ewigkeit vor, bis
er die Tür einen Spalt weit geöffnet hatte. Ebenso langsam zog er sie weiter
auf.
    Der Lichtstreifen auf der gegenüberliegenden Seite des Raums
zeichnete sich nun deutlich heller am Boden ab. Sie huschten hinüber, und
Freund linste auch durch dieses Schlüsselloch. Dahinter erkannte er noch einen
finsteren Raum mit einem noch helleren Lichtstreifen. Sie näherten sich der
Lichtquelle. Zuerst aber wollte Freund wissen, wo sie überhaupt waren. Er nahm
die Hand von seiner Lampe und leuchtete durch den Raum. In den Regalen
stapelten sich bis obenhin Wein und Brände. Das einzige Nichtalkoholische war
eine große

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