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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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nicht mehr als drei Sekunden vergangen. Soweit er die Lage
beurteilen konnte, war der Mörder allein. Dem Opfer auf dem Tisch war nicht
mehr zu helfen. Dem anderen Gefangenen schon. Er würde es mit einem Gegner zu
tun haben, der größer war als er selbst und womöglich mit einem Skalpell oder
anderen medizinischen Geräten bewaffnet war. Dafür war die Überraschung auf
seiner Seite. Leise anschleichen oder schnell und dafür laut springen.
    Seine Faust umfasste den Flaschenhals fester.
    Das Profil auf dem Tisch bäumte sich auf, den Mund zu einem
lautlosen Schrei aufgerissen. Fast wäre Freund die Flasche entglitten. Der Kopf
kippte zur Seite und schien den Oberinspektor genau anzustieren. Aus seinen
Augen wich der Glanz.
    Freund spürte an seinem ganzen Körper, wie sich die Haare aufbäumten
und so sehr versteiften, als wollten sie wie tausende Nadeln in seine Haut
dringen. Seine Schenkel spannten sich zum Sprung.
    »Wir sind auch schon fertig«, hörte er den weißen Mann zu seinem
Opfer sagen und sah, wie er die Fesseln um die Brust des Toten löste. Mit
seiner freien Hand umfasste Freund die Klinke.
    Durch die offenen Türen der Zimmerflucht sah Petzold Freunds
Schatten an der Milchglastür hocken. In ihrem Genick spürte sie den kalten
Metallring. Verzweifelt zerrte sie an ihren Fesseln. Mit dem Knebel im Mund
brachte sie nicht einmal ein ersticktes Wimmern hervor. Um ihre Oberarme spürte
sie den Schraubstockgriff des Mannes, der ihr das Mobiltelefon abgenommen
hatte.
    Sie wusste nicht, wie viele es waren. Mindestens zwei. Profis. Als
sie Petzold geknebelt und gefesselt hatten, saß jeder Handgriff. Binnen
Sekunden war sie ein wehrloses Bündel. Die Hände hinter dem Rücken
zusammengeschnürt, so schmerzvoll, dass sie sich durch die leiseste Bewegung
willig steuern ließ. Um die Füße Bänder, die nur kürzeste Schritte
ermöglichten. Den Mund tief verstopft mit einer unbekannten Masse, die Zähnen
und Zunge keinerlei Spielraum ließ. Jeder Versuch, einen Ton von sich zu geben,
wurde mit heftigen Würgereflexen und Erstickungsangst bestraft.
    Dergestalt verpackt hatten die zwei sie zurück in den Keller
gezwungen. Ein Mann war vorangegangen. Der zweite hatte sie festgehalten und
ihr mit der anderen Hand den Lauf einer Pistole gegen den Hinterkopf gedrückt.
    Jeder der beiden war wenigstens einen Kopf größer als sie, wog
sicher vierzig Kilogramm mehr und bestand aus reiner Muskelmasse. Sie trugen
schwarze Jeans, Turnschuhe, langärmelige Shirts, Handschuhe und Masken über den
Köpfen. Die frei gebliebene Haut um Augen und Mund war nach Militärart
geschwärzt.
    Oberinspektor Freund hatte alle Türen hinter sich weit offen
gelassen, wahrscheinlich um eine möglicherweise notwendige Flucht zu
vereinfachen. Während der eine Mann im ersten Raum auf sie aufpasste, schlich
der andere flink und geschickt wie ein Nachttier an den Oberinspektor heran.
Gerade als der Oberinspektor seine Hand auf die Klinke legte, schlug der Mann
hinter ihm zu.

Raschelnde Mäuse
    Da war etwas gewesen. Ein Geräusch. Er fuhr zur Milchglastür
herum. In den Händen hielt er bereits das erste Horn und den Hammer. Ohne sie
wegzulegen, ging er zu der Tür. Lugte durch einen Spalt ins Dunkel des
Kesselraums. Keine Menschenseele. Kein Tier. Er durfte sich nicht verrückt
machen. Es war eine lange Nacht gewesen.
    Er ging zurück zum Tisch, wo seine neueste Schöpfung lag. Noch war
sie nicht ganz fertig. Ihm gegenüber saß der andere Alte. Was der in den
vergangenen Tagen gesehen und erlebt hatte, hatte ihn verändert. Seine besten
Freunde hätten ihn nicht wiedererkannt.
    Er war zufrieden, für einen kurzen Moment verspürte er so etwas wie
Genugtuung. Der Opa würde als Nächster drankommen. Doch zuerst musste er den vor
sich fertig machen. Die Hörner fehlten noch.
    Da war wieder was. Verdammt, er war nicht verrückt. Er lief zu der
Milchglastür und riss sie auf. Schaltete das Licht in dem Raum an. Zu seiner
Linken stand der riesige Öltank. Ein Metallkasten, wenigstens drei Meter hoch,
vier Meter tief und fünf Meter lang. Daneben und dahinter passte kaum ein
Mensch. An der gegenüberliegenden Wand war die Tür geschlossen.
    Er hatte ein ungutes Gefühl. Etwas stimmte hier nicht. Er ging durch
den Kesselraum, öffnete die Tür und schaltete auch hier die Beleuchtung an.
Nichts.
    Das Haus war die längste Zeit sicher gewesen. Vielleicht sollte er
sein Versteck wechseln. Seit fünf Tagen war er jetzt hier. Am Ende schöpfte
doch

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