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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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Das
Schaufenster neben dem Haustor starrte verstaubt in die Nacht.
    Er musste sich beeilen. Fertig sein, bevor die Dämmerung einsetzte.
Kurz lauschte er in den Kofferraum. Dort herrschte Ruhe. Er öffnete die hintere
Tür auf der Beifahrerseite. Zerrte die Kreatur von der Rückbank. Legte einen
ihrer Arme über seine Schulter. Hievte sie hoch, stolperte. Als der Körper zu
Boden plumpste, klapperten die Hörner auf dem Asphalt. Eines hatte sich gelöst
und war unter den Wagen gerollt. Er fluchte lautlos, ging auf die Knie und
streckte sich danach. Selbst so erreichte er das Stück nicht. Er musste sich
auf den Bauch legen und schob sich unter die Bodenplatte. Vom Asphalt
reflektierte das Licht der Straßenlampen und verlieh den unregelmäßigen
Konturen der Wagenunterseite einen schmutzigen Schimmer. Er griff nach dem Horn
und wollte schon wieder unter dem Auto hervor, als er stockte.
    Seine Jugend und Studentenzeit hatte er unter Motorrädern und Autos
verbracht. Dieses kaum zündholzschachtelgroße Kästchen gehörte nicht neben den
rechten hinteren Radkasten. Er hatte es dort nicht hingehängt. Von allein war
es sicher auch nicht dorthin gesprungen. Es schien festgeklebt. Mit einer
Drehbewegung löste er es. Er hatte keine Erklärung. Und keine Zeit. Er steckte
das Kästchen in eine Hosentasche, das Horn in die andere und griff der Leiche
unter die toten Arme. Nervös sah er sich um, ob ihn jemand gesehen hatte.
    Wie einen betrunkenen Freund schleppte er die Leiche ins Haus. Ließ
das Tor hinter sich zufallen. Weiter durch die aufgebrochene Tür. Seine Augen
hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. An den Wänden die Schemen schief
hängender Regale. Auf dem Boden Schmutz, Überbleibsel des Auszuges vor Jahren.
Ein umgekippter Stuhl. Er hatte ihn schon bei seinen Erkundungstouren entdeckt.
Er hob ihn auf. Stellte ihn hinter die große Glasscheibe zur Straße. Setzte die
Chimäre darauf. Wartete, ob sie ihre Position hielt. Korrigierte die Stellung
eines Arms.
    So sollte er da sitzen. Für alle sichtbar. Vor allen gedemütigt. Für
alle ein Zeichen. Ein Zeichen wofür, das würden sie schon noch herausfinden.
Musste er deutlicher werden? Noch deutlicher? Die Installation hielt. Er
steckte das zweite Horn an seinen Platz.
    Auf der Straße herrschte Stille. Kein Mensch. Das Glas war wirklich
schmutzig. Er sah sich um und fand einen dreckigen Fetzen. Wischte einen
Abschnitt frei. So war es besser. Durchblick. Er konnte gehen. In seiner Hose
spürte er das Kästchen und zog es hervor. Vom staubigen Teil des Schaufensters
geschützt betrachtete er es im spärlichen Licht. Das eckige Ding sah
tatsächlich aus wie ein elektronisches Bauteil. Jemand hatte es ihm unter das
Auto montiert. Ihm fiel nur ein einziger Grund ein. Sicher nicht die Polizei.
Sie würde ihn verhaften und aus.
    Wer dann? Jemand, der das Treiben der letzten Nacht nicht verhindert
hatte. Ihn aber im Auge behalten wollte. Jetzt, wo er es wusste, konnte er ihn
erwarten. Aber vielleicht waren es mehrere. Viele, eine Übermacht. Er konnte
ihnen eine Falle stellen. Oder sie hatten bereits bemerkt, dass er den Sender
gefunden hatte. Nein. Er hatte Wichtigeres zu tun, als geheimnisvolle Verfolger
auszuforschen. Er musste sie nur abschütteln. Das war einfach.
    Er schlich aus dem Raum. Lehnte die aufgebrochene Tür hinter sich
an. Raus aus dem Haus. Noch immer kein Mensch auf der Straße. Nirgendwo stand
ein Auto in zweiter Reihe, aus dem man ihn beobachten konnte. Noch einmal
bückte er sich am Heck seines Wagens und heftete das Kästchen unter die
Stoßstange des Nachbarautos. Sollten sie sonst wem nachfahren. Ihm nicht.
    Er parkte aus. Fuhr los, ein Auge immer auf den Rückspiegel
gerichtet. Sinnlose Routen durch sieben Bezirke. Da war niemand, der ihm
folgte. Endlich schlug er die Richtung zu seinem eigentlichen Ziel ein. Seit
Monaten hatte er Häuser besichtigt. Wollte raus aus seiner Wohnung. Raus aus
der Stadt. Ein wenig Grün. Jetzt war das nicht mehr wichtig.
    Erst heute Nacht war es ihm wieder eingefallen. Eines der Häuser
stand seit Längerem leer, ein unansehnlicher Fünfzigerjahrebau. Er sei der
erste Interessent seit Wochen, hatte die Maklerin gestanden. Es lag etwas
abseits einer kleinen Ortschaft bei Wien. Dort kam er für den Rest der Nacht
unter. Tagsüber würde er mit seinem Passagier im Kofferraum spazieren fahren.
In der Nacht das vierte Tier holen und zurück zu dem leer stehenden Haus. Die
erste Runde beenden.
    Er fuhr über den

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