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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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mit jovialem Schon-gut-Schulterzucken reagierte, »und
der Untersuchungsrichterin und der Gerichtsmedizinerin und, und, und«, sagte
Freund. »Ja, es schienen wenigstens zwei verschiedene Gruppen zu sein.«
    »Mit Sicherheit«, mischte Petzold sich ein. »Die beiden Schwarzvermummten
hatten mit dem weißen Mann nichts zu tun. Während Inspektor Freund bewusstlos
war, habe ich mitgehört, wie sie sagten, dass er ihnen knapp entwischt sei.
Wohin der weiße Mann und die beiden Alten, die Sie gesehen haben, allerdings
verschwunden sind, weiß ich nicht.«
    »Das hätten Sie auch früher sagen können.« Freund musste seine
Gedanken frisch ordnen. Ihren verdutzten Mienen nach ging es Obratschnik und
Wagner genauso.
    »Zuerst ist der Weiße mit seinen Opfern im Keller gewesen«, dachte
Freund laut. »Dann kommen wir, aber bevor wir eingreifen können, überwältigen
uns die Schwarzen. Dann holen sie sich telefonisch Anweisungen, was zu tun ist,
und der eine Schwarze verschwindet wieder im Keller. Danach war der Weiße mit
seinen Opfern verschwunden. Entweder waren Schwarz und Weiß doch Komplizen,
oder Weiß hat die Eindringlinge bemerkt und sich mit seinen Opfern rechtzeitig
aus dem Staub gemacht, während die uns überwältigen und ihr weiteres Vorgehen
besprechen. Oder Schwarz zwei hat Weiß und seine Opfer aus dem Weg geräumt.«
    »Das glaube ich nicht«, meinte Petzold. »Als Schwarz zwei aus dem
Keller zurückkam und erklärte, dass Weiß weg ist, meinte Schwarz eins, das
macht nichts, weil sich die anderen um ihn kümmern. Und mit dem Peilsender am
Wagen könnten sie ihn auch nicht verlieren.«
    Die versammelte Runde starrte sie an.
    »Was haben Sie noch alles gehört und bisher nicht erzählt?«, stöhnte
Freund.
    »Schwarz eins ließ außerdem eine Bemerkung fallen in der Art, wir,
also Inspektor Freund und ich, hatten den richtigen Riecher, als wir
hierherkamen. Deshalb glaube ich, dass sie vorher nicht wussten, wo Weiß war.
Sie sind uns gefolgt oder kamen gleichzeitig her.«
    »Aber jetzt wissen sie, wo er ist«, sagte Freund. »Dank des
Peilsenders an seinem Auto.«
    »Stehen draußen neben dem Haus noch der Jaguar und ein alter Kombi?«
    Ratlose Blicke, nur Spazier wusste Bescheid.
    »Den Jaguar habe ich gesehen. Das ist der einzige Wagen draußen.«
    »Dann gehörte der Kombi dem Mörder«, stellte Petzold fest. »Damit
hat er seine Opfer weggebracht. An ihm klebt irgendwo der Sender.«
    »Können Sie das Modell genauer bestimmen?«, fragte Freund.
    Petzold wiegte den Kopf. »Neunziger Jahre, schätze ich, vielleicht
ein Toyota. Sicher bin ich nicht. Auf jeden Fall war es kein ganz aktuelles
Modell.«
    »Und ein Kombi.«
    »Ja.«
    Als Wagner und Obratschnik sich nur dumm ansahen, befahl Freund:
»Lukas, gib eine Fahndung raus.«
    Spazier zückte sein Handy und trat ein paar Schritte zur Seite, um
ungestört zu telefonieren.
    »Das war jetzt alles«, erklärte Petzold erschöpft.
    »Da sind also noch mehr«, fasste Freund zusammen. »Wer sind sie?
Woher kommen sie? Was wollen sie vom Mörder? Falls sie ihn fassen oder zur
Strecke bringen wollen, warum haben sie es nicht gleich getan? Von wem erhalten
Sie Informationen? Weshalb?«
    Die Betäubung in seinem Bauch begann nachzulassen. Sobald er sich
aufregte, begann die Wunde schmerzhaft zu pochen. Ruhiger fuhr er fort:
»Irgendjemand da draußen weiß, wo unser Mörder ist. Weiß vielleicht sogar, um
wen es sich handelt. Irgendjemand hier drinnen weiß es womöglich auch. Oder
jemand, den wir über alles informiert haben. Wenn wir diese Leute finden,
finden wir auch den Killer.«
    Er hielt einen Moment nachdenklich inne, bevor er feststellte: »Wir
haben es nicht mehr nur mit einer Mordserie zu tun. Ich weiß noch nicht, wie
sie zusammenhängen, aber jetzt haben wir zwei verschiedene Fälle.«
    »Drei«, korrigierte Petzold. »Oder einen.«

Über den Donaukanal
    Es war einfacher, als er gedacht hatte. Mit ein wenig Kraft ließ
sich das Haustor ohne Schlüssel aufdrücken. Im Flur konnte er die Tür zu dem
leer stehenden Geschäft ohne Gefahr aufbrechen. Das morsche Holz gab seinem
Brecheisen willig nach. Die einzige Gefahr bildeten die Anwohner. Die schmale
Straße bestand aus den klassischen Wiener Zinshäusern der Jahrhundertwende.
    Er ging zurück zum Wagen, den er drei Straßen weiter abgestellt
hatte. Jetzt fuhr er bis zum Haus und parkte den Wagen in der freien Einfahrt.
Sah noch einmal hoch. Kein Fenster leuchtete mehr um vier Uhr morgens.

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