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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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einen
Gefallen tun. Aber nach Alvins Tod habe ich mich sehr zurückgezogen und ihn
nicht mehr getroffen. Woher hat dieser Amerikaner eigentlich das Bild?«, fragte
Wildschek unvermittelt.
    »Das wissen wir nicht.«
    »Später habe ich erfahren, dass es damals vielen Müttern so gegangen
war wie mir. Allein in Österreich wurden über tausendfünfhundert Kinder aus
Beziehungen zu farbigen Soldaten zur Adoption freigegeben. Stellen Sie sich das
vor! Tausendfünfhundert Mal dasselbe Unglück, nur weil die Menschen so borniert
und gemein waren!«
    Manchmal sind sie es immer noch, dachte Petzold.
    »Die meisten kamen zu schwarzen Familien in den Vereinigten Staaten.
Sabena Air stellte eine eigene Stewardess für diese Transporte zur Verfügung.
Die Kinder mussten ja ohne Begleitung eines Erwachsenen reisen.«
    Zum ersten Mal fasste die Greisin den Ausdruck richtig an, hob ihn
hoch und betrachtete ihn von Nahem. Lange ruhte ihr Blick darauf.
    »Kann ich es behalten?«
    »Gern.«
    Petzold erhob sich. Wildschek begleitete sie zur Tür. Auf dem Weg
hinaus zupfte Petzold ihr unbemerkt ein Haar von der Schulter.
    Während es auf den umliegenden Hügeln noch dämmerte, lag der
Garten fast schon im Dunkeln.
    »Tut mir leid, dass ich so spät bin«, keuchte Freund. »Wir haben den
Täter identifiziert. Im Moment sucht jeder Polizist des Landes den Mann.«
    Claudia schien von der Nachricht wenig beeindruckt. Auch seinem
Aufzug in der alten Uniformhose schenkte sie keine Aufmerksamkeit. Ungerührt
putzte sie Salat für das Abendessen. Neben ihr verteilte Ludovica Feiler
eingelegte Paradeiser, Paprika und Zucchini auf einen Vorlegeteller.
    »Wie ist es mit meinem Vater gegangen?«, fragte er die Pflegerin.
    »Sehr gut«, antwortete sie. »Wir sind spazieren gegangen, auf den
Hügel hinauf und wieder hinunter, zwei Stunden lang. Ich glaube, es hat ihm
gefallen.«
    Freund entschuldigte sich und verschwand im Bad. Zehn Minuten später
kehrte er geduscht und umgezogen zurück in die Küche und half beim Tischdecken.
Sein Vater hörte in der Hollywoodschaukel Opern auf dem Discman. Die Kinder
lungerten auf den Liegestühlen. Clara las im Licht einer Taschenlampe Comics.
Bernd spielte auf dem Gameboy.
    »Ihr könntet hier ruhig ein bisschen mithelfen«, ermahnte Freund sie
und klimperte mit dem Besteck. Mit lautem Klatschen erschlug er eine Gelse in
seinem Genick. Er holte den Antigelsenspray und sprühte sich ein. Die Dose
stellte er für die anderen auf den Tisch. Als die Kinder immer noch nicht
aufgestanden waren, kassierte er Buch und Gameboy. Maulend machten sie sich auf
den Weg in die Küche.
    Ludovica Feiler lehnte Claudias Einladung zum Abendessen freundlich
ab. Zu Hause warteten ihr Mann und ihre drei Kinder. Freund gab ihr das Geld
für den ersten Tag. Sie vereinbarten die gleiche Uhrzeit für den nächsten Tag.
    Das Abendessen verlief harmonischer, als er erwartet hatte. Langsam
verzog sich Claudias Groll über seine morgendliche Abwesenheit.
    Unter neuerlichem Gemurre wuschen die Kinder das Geschirr ab.
Währenddessen erzählte Freund seiner Frau mehr von den Ereignissen der
vergangenen Nacht. Die ganz hässlichen Teile ließ er weg. Jetzt erst zeigte er
ihr das Pflaster auf seinem Bauch. Wie es genau zu der Verletzung gekommen war,
verschwieg er. In Claudias Gesicht las er schon genug Besorgnis.
    Freund fragte, was sie von Ludovica Feiler hielt.
    »Sie scheint eine nette Frau zu sein und mit deinem Vater gut
umzugehen. Trotzdem werde ich mich an dieses neue Familienmitglied erst
gewöhnen müssen«, gestand sie.
    Freund erledigte die abendlichen Waschungen seines Vaters und
brachte ihn zu Bett. Auch Oswald Freund äußerte sich positiv über seine neue
Pflegerin, wenngleich sein Sohn nicht den Eindruck hatte, dass er sich an viel
erinnerte.
    Nachdem auch die Kinder schlafen gegangen waren, setzte Freund sich
mit einem Glas Wein zu Claudia in einen Liegestuhl.
    Binnen einer Minute lag er in einem tiefen, traumlosen Schlaf.

Das große Glück
    Unwillig wischte Freund die Hand an seiner Schulter weg. Als sie
nicht aufhörte zu rütteln, zog er die Decke hoch und wollte sich auf den Bauch
drehen. Doch über Nacht hatte sein Bett einen Durchhänger bekommen. Überhaupt
lag er hart, und um ihn war es eigenartig hell. Langsam dämmerte ihm, dass er
noch immer auf dem Deckchair lag.
    »Komm schon«, drängte Claudias Stimme, »die Pflegerin muss gleich da
sein.«
    Freund blinzelte in die Morgensonne.
    »Du warst gestern Abend nicht

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