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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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hatte. »Die Druckwelle und der
Feuerstoß haben sie ordentlich erwischt.«
    Freund ging hinüber und setzte sich neben seine Kollegin. Jetzt nahm
er den Geruch von versengtem Haar und verbrannter Kleidung wahr. Auf ihren
Armen umrandeten rote Hautflächen kleine Gruppen von Brandblasen. Müde wandte
sie ihm den Kopf zu.
    »Was war denn das für eine Scheiße?«
    Freund zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Einen haben wir, aber er
ist zu schwer verletzt. Ich tippe mal, dass sie zu den Typen gehören, die
Inspektorin Petzold und mich schon gestern Nacht aus dem Weg räumen wollten.
Aber wie sie hierhergekommen sind, ist mir ein Rätsel. Irgendjemand muss sie
informiert haben. Wie fühlst du dich?«
    »Nach einer Dusche und einer Woche Schlaf.«
    Freund drückte ihre Hand. Er stand auf und wanderte weiter zu dem
Blechsarg. Boderts Augen sahen nirgends mehr hin. Auf seinem Körper zählte
Freund siebzehn Einschüsse.
    »Da wollte jemand ganz sichergehen«, sagte Spaziers Stimme neben
ihm.
    Freund empfand gleichzeitig Abscheu und Mitleid für den zerfetzten
Leichnam in der Metallwanne. Vor ihm lag ein dreifacher Killer. Vor ihm lag ein
missbrauchtes Kind. Vermutete Freund. Was sonst sollte Bodert zu seinen Taten
getrieben haben? Weiterhelfen würde er ihnen nicht mehr.
    »Das war gezielt«, stellte Lukas Spazier fest.
    Die Leichenfahrer schlossen den Sarg.
    »Sie hatten es nur auf Bodert abgesehen«, fuhr er fort. »Flatz hatte
Pech, er stand zu nahe. Wir beide hatten Glück.«
    »Natürlich«, erwiderte Freund. »Sie hätten uns spielend miterledigen
können.«
    Inspektor Petzold hatte sich zu ihnen gesellt. Auch sie war
mittlerweile ohne schusssichere Weste.
    »Dafür haben sie das Risiko auf sich genommen, bis zum Haus
vorzudringen und es abzufackeln. Wie haben sie das gemacht?«
    »Wahrscheinlich genauso wie beim Auto. Ich war direkt daneben. Sie
warfen einen Kanister, der wahrscheinlich mit Benzin oder Ähnlichem gefüllt war
und an den sie eine Handgranate geklebt hatten.«
    »Ziemlich primitiv«, meinte Spazier abschätzig.
    »Aber ziemlich wirksam.«
    »Aber warum das Feuer?«
    »Sie wollten nicht nur Bodert töten, sondern auch alle seine Spuren
vernichten«, mutmaßte Petzold.
    Sie drehten ihre Runde weiter zu dem verletzten Motorradfahrer. Zum
Schutz seines Rückgrats hatten die Sanitäter ihn auf eine Vakuummatratze
gebettet. Sein Gesicht war von einer Sauerstoffmaske bedeckt.
    Freund wandte sich an den Arzt. »Wie geht es ihm?«
    »Nicht gut. Wahrscheinlich schwere innere Verletzungen. Diverse
Brüche.«
    »Kann er reden?«
    »Er ist bewusstlos.«
    Petzold kniete neben dem Mann nieder. Vorsichtig prüfte sie mit
ihren Fingerspitzen seine Haare.
    »Diese Zotteln kenne ich doch.«
    Sie sah zu Freund hoch.
    »Wir brauchen sofort einen Gentest. Würde mich nicht wundern, wenn
wir eine Übereinstimmung mit dem Short-Attentäter aus dem Krankenhaus fänden.«
    Ein uniformierter Polizist reichte Freund ein frisches Hemd. Erst da
wurde ihm sein nackter Oberkörper wieder bewusst. Sein rußiger
schweißverschmierter Schwimmreifen. Plötzlich fühlte er sich unwohl unter den
Augen seiner Kollegen. Gleich darauf war es ihm egal. Er war zum zweiten Mal in
vierundzwanzig Stunden durch die Hölle gegangen. Da durfte er aussehen, wie er
aussah.
    Petzold musterte ihn mit müdem Grinsen. »Tragen Sie eigentlich
manchmal auch eigene Kleidung?«

Rotkäppchen
    Zurück in die Stadt ließen sie sich chauffieren. Während die
anderen erschöpft aus den Fenstern starrten, kam Freund nicht zur Ruhe. Der
Pepe hatte eine Pressekonferenz angesetzt. Unentwegt presste Freund sein heißes
Telefon ans Ohr. Die Fahndung nach den flüchtigen Mördern Boderts lief. Die
Feuerwehr hatte die Flammen unter Kontrolle. Im Haus war alles verbrannt. Bruno
Flatz wurde im Allgemeinen Krankenhaus notoperiert. Claudia saß im Garten und
arbeitete. Die Kinder schliefen. Frau Feiler hatte mit ihnen zu Abend gegessen
und war um neun gegangen. Von den jüngsten Entwicklungen hatte Claudia bereits
im Internet gelesen. Besorgt erkundigte sie sich nach seinem Zustand.
    »Was war da überhaupt genau los?«
    »Wissen wir selbst noch nicht. Das ist alles völlig rätselhaft.«
    Vom Fahrer ließ er sich kurz nach Hause bringen. Zum ersten Mal seit
Tagen besuchte er ihren Hauptwohnsitz im sechsten Bezirk. Sein
Reservekleidungsdepot im Büro war erschöpft.
    Die weitläufige Altbauwohnung im sechsten Bezirk hatte Freund als
Student bezogen. Über die Jahre hatten

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