Menschenteufel
Handgranate detonierte.
Freund hechtete zu Boden und schlug die Hände über den Kopf. Hinter ihm ging
das Fahrzeug in Flammen auf.
Aus den Küchenfenstern schoss nun jemand Richtung Eingang. Dort war
niemand mehr zu sehen. Im nächsten Moment explodierte auch im ersten Stock ein
Brandsatz. Flammen schlugen aus den oberen Fenstern. Freund hörte Motoren
aufheulen. In seinen Ohren klangen sie nach Motorrädern. An dem flammenden
Metallgerippe von Boderts Auto vorbei hetzte Freund zu Bruno Flatz. Auf seinen
dicken Bauch hatte Flatz eine Hand gepresst. Zwischen den Fingern quoll Blut
hervor. Die Hitze in Freunds Rücken wollte ihn bei lebendigem Leib grillen.
Sein Blick flog zwischen Garteneingang und dem Kollegen hin und her. Die
Angreifer schienen verschwunden. Das Motorengeräusch wurde schwächer. Flatz
blutete aus drei weiteren Wunden an Armen und Beinen. Nur flüchtig nahm Freund
wahr, wie Spazier an ihm vorbei zum Gartentor sprintete.
Bleib ruhig, befahl sich Freund. Noch nie hatte er einen so schwer
verletzten Kollegen vor sich gesehen. Er zerrte Flatz ein paar Meter weg von
der brennenden Karosse. Flatz’ Atem flatterte. Seine Augen drehten sich nach
oben.
»Bleib wach, Bruno!«
Flatz reagierte nicht.
Schnell prüfte Freund die Wunden. Arme und Beine schienen nicht
übermäßig stark zu bluten. Die Wunde an Flatz’ Seite bereitete Freund die
meisten Sorgen.
»Ganz ruhig!«, rief er, wohl auch sich selber zu. Er brauchte etwas
zum Abbinden. Langsam setzten bei dem Verletzten die Schmerzen ein. Sein
Stöhnen wurde lauter, vermischt mit Schreien. Hinter ihm sang das glühende
Metall. Immerhin hatte Flatz noch Luft zum Brüllen. Freund riss sich das Hemd
vom Leib und zerfetzte es in lange Streifen. Mit ihnen band er Flatz’ verletzte
Extremitäten ab. Der Druck presste Flatz jedes Mal aufs Neue grauenvolle Urtöne
ab. Beim letzten verlor er die Besinnung.
»Bruno! Wach auf!«
Er versetzte dem alten Freund links und rechts Ohrfeigen. Dessen
Hand glitt schlaff von der Bauchwunde. Stattdessen presste Freund seine darauf.
Sie versank in dem weichen, warmen Körper. Hilfesuchend sah er sich um. Aus
fast allen Fenstern und der Eingangstür loderten nun Flammen oder quoll grauer
Rauch. Wie ging es den anderen? Wo war Spazier?
Hinter der rechten Hausecke wankte eine verrußte Gestalt hervor.
Marietta Varic.
»Alles in Ordnung mit dir?«
Sie nickte und kniete neben ihm nieder. »Dahinten waren zwei. Sie
haben eine Bombe durch das Fenster im ersten Stock geworfen.«
»Ich habe es gehört. Drück deine Hand hierhin!«
Freund sprang auf und rannte mit gezogener Waffe zum Gartentor
hinaus. Dort ließ Spazier gerade den Splitt unter den Reifen des Geländewagens
spritzen. Freund winkte und schrie. Die Bremslichter des SUV leuchteten. Freund riss die Beifahrertür auf und
sprang auf den Sitz. Spaziers Beschleunigung schloss die Tür automatisch.
Freund saß noch gar nicht richtig, da jagte Spazier den Wagen bereits zwischen
den Obstbäumen ins Gelände.
Die Explosionen hatten Petzold in der Küche überrascht. Sie und
Doktor Tognazzi hockten neben Köstner, der halb besinnungslos an die Wand
gelehnt saß. Die Druckwelle schleuderte die Tür auf. Ein Hitzestoß drang bis zu
ihnen, gefolgt von Rauch. Petzold hatte sich noch kaum von dem Schock erholt,
da hörte sie von draußen die Maschinenpistolensalven. Die Küchenfenster gingen
zu Bruch. Gebeugt lief sie zur Tür und schlug sie zu. Dann zum Fenster. Vorsichtig
lugte sie hinaus. Mittlerweile stand auch Tognazzi mit gezogener Waffe daneben.
Vor der Haustür sah sie Flatz zusammenbrechen und Bodert taumeln. Inspektor
Spazier flüchtete zur weiter entfernt gelegenen Hausecke. Freund suchte hinter
Boderts Wagen Schutz. Während Petzolds Augen nach den Angreifern suchten,
tastete ihre Linke nach dem Telefon. Sie wählte den internen Notruf. Am
Gartentor entdeckte sie Mündungsfeuer. Ohne lange nachzudenken, schoss sie in
die Richtung. In der Hecke explodierten kleine Löcher, Blätter staubten durch
die Luft. Gleichzeitig brüllte Petzold ins Telefon. Name, Ort, verletzter
Kollege. Etwas flog durch die Luft in Boderts Wagen. Freund flüchtete.
Instinktiv ging Petzold in Deckung.
Unter dem ohrenbetäubenden Lärm einer weiteren Explosion splitterten
die Fensterrahmen in die Küche. Draußen fauchte ein Feuersturm.
Ihr Blick traf Doktor Tognazzis. Petzold gegenüber hockte sie neben
der Spüle und atmete schwer.
»Wir müssen hier raus«, keuchte sie.
Petzold hob
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