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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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Irrer sein«, presste Spazier hervor.
    Dann war das Motorrad verschwunden. Spazier raste weiter.
    »Wo ist er?«
    »Keine Ahnung. Er muss das Licht abgeschaltet haben.«
    »Und ist weitergefahren?«
    »Der Mond scheint hell.«
    Spazier wurde langsamer. »Oder er ist unbeleuchtet wieder in die
Weingärten verschwunden.«
    Abrupt bremste er den Wagen. Er stellte den Motor ab und öffnete die
Tür. Nicht weit vor ihnen war leises Maschinenbrummen zu hören.
    Spazier beschleunigte erneut. Freund merkte, dass der junge Kollege
den Wagen kaum mehr auf der Straße halten konnte. Zum Glück war er ein verdammt
guter Fahrer.
    »Bitte, Lukas! Ich habe nicht Metzger, Bombenanschläge und
Maschinenpistolen überlebt, um in einem Autounfall umzukommen.«
    »Da vorne ist er! Ohne Licht.«
    Der Wagen sprang über eine Kuppe. Freunds Kopf stieß unsanft ans
Dach. Er unterdrückte einen Fluch.
    Auf einmal hob der Schatten vor ihnen ab. In hohem Bogen segelte er
über ein paar Weinstöcke und teilte sich. Die beiden Stücke blieben zwischen
den Reihen liegen.
    Freund flog fast durch die Frontscheibe, als Spazier bremste.
    Mit gezogenen Waffen hasteten sie von zwei Seiten auf den kleineren
Schatten zu. Spazier brüllte, warnte. Keine Antwort.
    Stöhnend lag der Mann am Boden. Spazier bückte sich und suchte ihn
nach Waffen ab.
    »Wir brauchen einen Krankenwagen!«
    »Der findet uns hier nicht. Bringen wir ihn zum Auto. Beim Haus
müssten mittlerweile welche sein.«
    Sie schleppten den Verletzten zum Fahrzeug und legten ihn auf die
Rückbank. Äußerlich schien er unverletzt. Sie zogen ihm den Helm aus.
    »Das Gesicht kenne ich doch«, meinte Spazier.
    Freund gab ihm eine sanfte Ohrfeige. »Herr Karelevic, hören Sie
mich?«
    Keine Reaktion. Noch ein Schlag. Nichts.
    Spazier brauste los.

Mord verjährt nicht
    Freund wartete neben dem Rettungswagen, während Flatz auf der
Liege hineingeschoben wurde. Über das runde Gesicht spannte sich eine
Sauerstoffmaske. Aus dem Arm hing ein Schläuchlein zum Infusionsbeutel, den ein
Sanitäter hochhielt. Über seinen nackten, weißen Bauch gebeugt krabbelte eine
Ärztin neben der Tragbahre in das Autoheck. Hinter ihnen schloss der Sanitäter
die Tür. Langsam holperte das Fahrzeug über den Feldweg in die Nacht. Freund
sah ihm nach, bis es hinaus auf die Landstraße bog.
    Vor dem Haus standen die Einsatzfahrzeuge verteilt. Freund zählte
zwei Löschzüge der Feuerwehr, drei verbliebene Notarztwagen, sieben
Polizeiautos und einen Bestattungstransporter. Die Wasserstrahlen der Feuerwehr
trafen in eine verkohlte, hohle Fassade. An ein paar Stellen züngelten noch
Flammen empor. Von der Ruine stieg eine dunkle Rauchwolke hoch.
    Auf einer Bahre neben einem Rettungswagen bereiteten Arzt und
Sanitäter Köstner für den Transport vor. Freund ballte seine Faust. Am liebsten
hätte er Köstner gleich ins Gefängnis liefern lassen. Doch die Anschuldigungen
der Missbrauchten genügten nicht für eine U-Haft. Sämtliche bislang bekannte
mögliche Taten waren verjährt. Köstner würde damit davonkommen. Was für eine
Welt war das? Wenn sie ihn dranbekommen wollten, mussten sie etwas anderes
finden.
    Mit langen Schritten ging er zu dem alten Mann hinüber. Petzold
folgte ihm. Außer etwas Ruß im Gesicht schien sie nicht mehr mitgenommen als
vor dem Einsatz.
    »Sie haben über Jahrzehnte Kinder missbraucht. In Ihrem Haus haben
wir Ihre Aufzeichnungen und das Original von Colin Shorts Foto gefunden. Ich
gehe jede Wette ein, dass Sie mit dem Angriff auf ihn zu tun haben. Und es gibt
Hinweise, dass Sie in den Mordfall Alvin Tomlins verwickelt waren. Mord
verjährt nicht. Ich schwöre Ihnen, dass ich Sie für den Rest Ihres Lebens
hinter Gitter bringe.«
    Während Freunds Ansprache hatte Köstner ihn mit entzündeten Augen
fixiert. Nun verzog er sein Gesicht langsam zu einer Grimasse.
    »Danke«, krächzte er. »Sie sind der Erste seit einer Woche, der mich
zum Lachen bringt.«
    Freund zwang sich zu äußerer Gelassenheit.
    »Wenn Sie etwas gegen mich in der Hand haben, sollten Sie mich
verhaften, Herr Inspektor. Ihre verbeulte Kollegin hilft Ihnen sicher gern
dabei. Andernfalls lassen Sie mich in Frieden.«
    Freund lächelte ihn an. »Lange wird das nicht der Fall sein.«
    Auf der Heckstoßstange des zweiten Sanitätsfahrzeugs hockte Varic.
Ein Arzt hörte ihren geschwärzten Oberkörper ab.
    »Sie stand vor der Kellertür, als unten die Explosion hochging«,
erklärte ihm Tognazzi, die seinen Blick bemerkte

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