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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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Menschen die
Gewöhnung an die neue Religion zu erleichtern, hat man sie kurzerhand in
christliche Bräuche umgedeutet. Das tun alle Religionen. Der altgriechische
Götterkanon etwa geht auch auf die Integration lokaler Gottheiten nach der
Eroberung zurück. So wurde Satyr zu Satan.«
    »Danke, Herr Brockhaus«, spöttelte Spazier.
    »Ich interessiere mich eben für die Dinge«, giftete Wagner zurück.
»Wenn es nicht der Teufel sein soll, dann ist es ein Faun, ein Satyr oder Pan.
Vielleicht wusste das der Erschaffer selbst nicht so genau.«
    »Gibt es einen Unterschied?«, wollte Varic wissen.
    »Zwischen dem Teufel und den altgriechisch…«
    »Das wissen wir auch. Zwischen den nichtchristlichen.«
    »Kommt darauf an. Früher schon. Später verschmolzen die Charaktere
teilweise miteinander.«
    »Warum entstellt man einen Menschen derart?« Varic bebte noch immer.
    »Eine Botschaft?«, mutmaßte Freund.
    »Oder pure Verrücktheit«, meinte Wagner.
    »Wer hat ihn entdeckt?«
    »Zwei Jogger. Von ihnen stammt die Pizza da drüben.«
    Das Erbrochene hatte Freund beim Näherkommen gerochen.
    »Wann?«
    »Vor etwa zwei Stunden. Sie sitzen unter den Bäumen bei den zwei
Sanitätern.«
    Freund sah nur die Laubkronen über der Plane. Er zögerte nicht. »Na
dann.« Wo war der Ausgang dieses weißen Geheges?
    Eichen, Platanen, etwas in der Art, Freund kannte sich da nicht
so aus. Darunter eine der Tischbankkombinationen, die überall im Park herumstanden.
Zwei Menschen in buntem, kurzem, eng anliegendem Dress, Frau und Mann. Trotz
der aufkommenden Hitze hatten sie Decken über die Schultern geworfen. Neben
ihnen zwei Männer in langen roten Hosen und weißen, kurzärmeligen Hemden. Die
Frau schien gefasster.
    »Wir laufen hier jeden Morgen. Außer im Urlaub.«
    »Immer dieselbe Strecke?«
    »Die Gewohnheit macht es angenehmer.«
    »Wann sind Sie heute vorbeigekommen?«
    »Etwa um halb vier. Es war noch dunkel. Aber der Mond schien.«
    Freund würde nie verstehen, wie man freiwillig so früh aufstehen
konnte.
    »Laufen Sie nicht auf den Wegen?«
    »Doch. Die Entdeckung war reiner Zufall. Wie ein Reflex. Ich habe
Musik gehört. Plötzlich bog Bernd ab.«
    »Aus dem Augenwinkel sah ich etwas in der Wiese stehen.« Die Stimme
des Mannes klang hohl. »Da ist sonst nichts um diese Zeit. Aber das läuft alles
im Hinterkopf ab. Dann sah ich noch einmal hin.«
    »Ich bemerkte es gar nicht gleich. Dann lief ich ihm nach. Wir haben
sofort die Polizei gerufen.« Die Frau hielt ihr Handy hoch.
    »Hören Sie damit auch die Musik?«
    Sie nickte.
    »Haben Sie noch etwas gesehen? Oder jemanden?«
    »Aber ja. Jogger. Hundebesitzer. Ein Liebespaar. Aber niemand bei …
bei …«
    »Fiel Ihnen sonst etwas auf?«
    »Nein. Wir haben versucht, möglichst wenig zu zerstören. Sieht man
ja im Fernsehen immer, wie wichtig das ist.«
    »Das war sehr gut.«
    »Wer macht so etwas?« Sie fing an zu zittern.
    Ein Sanitäter strich mit seiner Hand ihren Rücken auf und ab und
reichte ihr eine Trinkflasche. Sie nahm einen tiefen Schluck und brach in
Tränen aus.
    Freund fragte sich, wie er reagiert hätte, hätte er mitten in der
Nacht plötzlich vor dem Teufel gestanden.
    »Das finden wir heraus. Wir finden das heraus.«
    Ein Teufel im Prater. Oder ein Satyr. Oder was immer das sein
sollte. Varic, Wagner und Spazier hielten einen Respektabstand.
    Ein Spurensicherer im weißen Overall leistete ihnen Gesellschaft.
Pascal Canella war ein alter Freund des Oberinspektors. Beide hatten ihre
ersten Sporen in derselben Abteilung verdient. Während der Verhaftung des Kopfs
eines Drogenhändlerrings, der vor allem an Schulen verkaufte, hatte Canella
Freund einmal vor einer Dummheit bewahrt und Freund den anderen später während
dessen Scheidung vor dem Alkohol.
    »Wie ist er hergekommen?«
    »Keine Reifenspuren im Gras. Jemand muss ihn getragen haben.«
    »Wie viel wiegt er?«
    »Der Mann war nicht groß. Der Ziegenkörper ist leichter. Fünfzig
Kilo, vielleicht sechzig.«
    »Ein Zementsack. Immer noch schwer genug zum Tragen.«
    »Wir haben einen Fetzen Plastikfolie zwischen den Beinen gefunden.
Vielleicht war er eingewickelt.«
    »Alle Mülleimer im Umkreis absuchen.«
    »Ist bereits veranlasst.«
    »He, Sie!« Spazier rannte los, auf die gegenüberliegende Seite des Planenkreises.
    Unter dem Segeltuch schob sich ein Mann mit Kamera durch. Sprang
auf. Spazier erreichte ihn. Tackelte wie ein Footballspieler mit der Schulter
und rammte den Eindringling zu Boden. In

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