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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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atmete langsam aus.
    Im Büro des Pepe waren schon alle versammelt gewesen. Ein Fall wie
dieser garantierte Kameras. Viele Kameras. Die Gelegenheit ließ sich
Landespolizeikommandant Karl Hannah nicht entgehen, ebenso wenig Ortwin
Roschitz, Leiter der Wiener Kriminalpolizei. Natürlich war auch Jakob Furler
dabei, Leiter der Kriminaldirektion Eins, im Rang also zwischen Freund und
Roschitz. Fehlen durften auch nicht Staatsanwalt Holtenstein und die
Untersuchungsrichterin Gantz. Außer ihnen war noch der Pressesprecher der
Wiener Polizei anwesend und ein Assistent des Bürgermeisters. Fehlte nur mehr
der Innenminister. Kurz hatte er alle über die neuesten Entwicklungen
informiert.
    Die drei obersten Führungskräfte betonten die Wichtigkeit des Falls.
Selbst der Innenminister hatte bereits angerufen.
    Im Presseraum hätte man keinen zusätzlichen Mikrophonständer mehr
untergebracht. Auf den Kameras und Mikrophonen erkannte Freund die Logos
österreichischer und ausländischer Fernsehanstalten. Sogar CNN und die BBC waren da.
    Die Fragen der Journalisten offenbarten eifrige Recherchearbeiten
während des Tages. Sie wussten auch schon, wer der Tote war.
    Antworten bekamen sie vorerst nicht. Der Landespolizeikommandant
beteuerte wortreich den Einsatz aller Kräfte und seinen ganz persönlichen. Wie
nicht anders zu erwarten, ließ er sich trotz mangelnder Erkenntnisse und
Hinweislage bereits zu einer Beurteilung hinreißen. Bei dem Mord könne es sich
nur um die Tat eines Wahnsinnigen handeln. Der Polizeipräsident stand ihm um
nichts nach. Er versprach alles in seiner Macht Stehende, um den Fall so
schnell wie möglich aufzuklären. Freunds Chef Furler schließlich verwies auf
seine umfangreiche Erfahrung bei der Aufklärung spektakulärer und schwieriger
Mordfälle. Zur Erinnerung erzählte er ein paar allseits bekannte Anekdoten aus
seinem langen Kriminalistenleben. Die Fakten durfte schließlich der
Pressesprecher vortragen. Der Mann für die Öffentlichkeitsarbeit hielt sich an
die Tatsachen, ohne blutige Details auszubreiten. Freund beantwortete die
Fragen zu den Ermittlungen.
    Für Enttäuschung sorgte die Pressemappe. Keine Fotos von der Leiche.
Darauf hatte Freund bestanden. Sowohl der Pepe als auch die anderen hatten
zugestimmt.
    Zum Abschluss bat der Pressesprecher um die Mithilfe der
Bevölkerung. Die Art des Verbrechens lege nahe, dass der Täter beste
medizinische und chirurgische Fähigkeiten besaß. Wenn jemand in diesem
Zusammenhang einen Hinweis hatte, möge er sich bitte bei der Polizei melden.
    Als sie den Raum verließen, zeigte eine Wanduhr im Flur halb sieben
Uhr Abend. Auf dem Weg ins Büro machte Freund einen kleinen Umweg, vorbei an
einem seiner Lieblingsrestaurants. In dem kleinen Lokal drängten sich gerade
acht Tische. Die Wirtin servierte pro Tag nur ein Menü. Alle Zutaten kamen
frisch von Biobauern. Kein Firlefanz, kein Schnickschnack. Trotzdem überraschte
sie Freund jedes Mal mit ihren Geschmackskompositionen. Heute ließ er sich bloß
einen Salat und Brot einpacken. Für alles andere war es immer noch zu heiß.
    Jetzt wartete das Essen vor ihm auf dem Tisch. Gierig spießte er ein
paar Salatblätter auf. Mit den Zähnen riss er ein Stück vom Brot ab. In seinem
Mund breiteten sich die Aromen aus. Überrascht schloss er die Augen und ließ
den Genuss wirken. Alle Hast fiel von ihm ab. Er kaute nur mehr halb so
schnell. Und dann noch einmal langsamer. Er schmeckte die leicht nussig-gurkige
Pimpernelle heraus, verstärkt durch das dunkle Kürbiskernöl. Vom Quendel kam
der Thymianton. Minze verlieh Frische und kontrastierte interessant mit einem
Hauch Liebstöckel. Ganze Sauerampferblätter erlaubten die Verwendung eines
milden Himbeeressigs.
    Ah, alles ringsum war vergessen! Die Kräuter und ausgefallenen
Salatvarianten kannte er von einem Kochabend bei der Wirtin, den Claudia ihm
vergangenes Jahr zum Geburtstag geschenkt hatte. Und dazu ein Glas kühlen
Grünen Veltliners aus dem Kamptal! Leider nicht im Büro.
    Als er fertig war, strich Freund die verbliebenen Brotkrümel mit der
Handfläche über die Tischkante in den Papierkorb. Dann rief er Claudia an.
Diesmal meldete sie sich.
    »Tut mir leid wegen gestern Nacht. Wie macht er sich heute?«
    »Bis jetzt gut. Ich habe schon in den Nachrichten davon gehört. Das
klingt ja grauenhaft.«
    »Heute wird es wohl später. Wenn ich überhaupt nach Hause komme.«
Schweigen am anderen Ende. »Der Polizeipräsident persönlich hat mich mit

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