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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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wieder geisterten
Satanisten durch die Berichterstattung, inklusive Gerüchten über schwarze
Messen mit Ritualmorden. Doch ähnlich wie bei Snuff-Movies waren nie Beweise
dafür an die Öffentlichkeit gelangt. Meist war nicht mehr dran als geschändete
Gräber oder provokationslüsterne Pubertierende. Der Artikel erinnerte aber auch
an zwei Morde in Deutschland. Beide waren in einer seltsamen Milieumelange aus
Satanisten und Neonazis begangen worden. Anscheinend gab es da Berührungspunkte
bei antichristlichen und altgermanischen Ideen.
    Sogar die Kirche meldete sich zu Wort. Ein Erzbischof faselte etwas
vom Urbösen und von Besinnung.
    Jetzt wird sich kein Mensch mehr für meinen zusammengeschlagenen
Schwarzen interessieren, war ihr erster Gedanke gewesen. Das war ihr ganz
recht. Das Thema Fremdenfeindlichkeit gehörte diskutiert. Aber nicht nur
anlässlich eines Kriminalfalls.
    Sie schlug die Zeitung zu und warf sie in den Altpapiersack. Es war
Zeit für einen Besuch bei dem schweigsamen Herrn Stiks.

Müde Gesichter
    Der wachhabende Beamte am Eingang der Zentrale schenkte ihnen
nur einen kurzen Blick. Wenn Oberinspektor Laurenz Freund mit einem alten Mann
ankam, würde wohl alles seine Richtigkeit haben. Noch im Garten hatte Freund
seinem Vater lange Hosen und ordentliche Schuhe angezogen. Mit dem Lift fuhren
sie in den dritten Stock. Im Flur kam ihnen niemand entgegen. Freund führte
seinen Vater in sein Büro und setzte ihn auf das kleine Sofa. Auf den
Abstelltisch stellte er ihm eine Flasche Wasser und ein paar Kekse. Aus der
Tasche fischte er den Discman und die CD s. Dabei
redete er die ganze Zeit auf ihn ein und erklärte ihm alles wie einem kleinen
Kind.
    »Das ist mein Schreibtisch, und hier ist ein bequemes Sofa für dich,
da habe ich deine CD s, die kannst du jetzt hören,
das ist doch ein feines Plätzchen, nicht wahr, du kannst aus dem Fenster
schauen, sogar einen Ventilator gibt es, und jetzt stelle ich dir einmal Frau
Ivenhoff vor, das ist meine Sekretärin oder genauer gesagt unsere
Teamsekretärin, sie ist keine Polizistin, sondern macht hier im Büro
Telefondienst und Schreibarbeiten, kümmert sich um das Archiv und so weiter,
ich rufe sie an, so, Frau Ivenhoff, Freund hier, guten Morgen, kommen Sie bitte
einmal kurz in mein Büro? Danke.«
    Strahlend wie immer betrat die Teamsekretärin das Zimmer. Der
Anblick des alten Mannes überraschte sie nicht im Mindesten. Und wenn, dann
ließ sie sich nichts anmerken.
    Obwohl sie sich bereits seit acht Jahren kannten und die vergangenen
fünf miteinander gearbeitet hatten, verwendeten sie immer noch das förmliche
Sie.
    »Frau Ivenhoff, darf ich Ihnen meinen Vater vorstellen, Oswald
Freund.«
    Der Alte schien sich in der unerwarteten weiblichen Gesellschaft
wohlzufühlen. Er sprang auf und beugte den Kopf zu einem vollendeten Handkuss.
    »Meine Verehrung, Gnädigste.«
    »Papa, das ist Frau Viktoria Ivenhoff.«
    »Reizend.«
    Ein schlechtes Gewissen hatte er schon. Claudia würde ihn mit
Vorwürfen überschütten. Wie kannst du das der armen Frau antun? Wie kommt sie
dazu? Ganz abgesehen davon, dass das Amtsmissbrauch ist. Und natürlich eine
Frau. Wieso überlässt du ihn nicht Alfons Wagner? Oder einem der anderen
Männer?
    »Frau Ivenhoff, ich muss Sie um einen kleinen Gefallen bitten. Nein,
einen großen Gefallen. Ich habe ein kurzzeitiges Betreuungsproblem. Deshalb
habe ich meinen Vater heute mitgebracht. Er wird den Tag in meinem Büro
verbringen. Er hat Musik mit und wird sich ganz ruhig verhalten. Nicht wahr,
Papa?« Oswald Freund nickte. »Ich habe viel zu tun, werde aber immer wieder
vorbeikommen. Könnten Sie so gut sein, gelegentlich einen Blick in mein Büro zu
werfen, und nachsehen, ob alles in Ordnung ist?«
    Noch verdrehter konnte man die Sache ja kaum ausdrücken.
    »Sind Sie bei Trost?«, zischte sie ihn an. »Bin ich hier die
Babysitterin?« Laut rief sie mit einem Händeklatschen: »Aber
selbstverständlich, Herr Oberinspektor.« Freund flüsterte sie zu: »Das kostet
Sie was.«
    »Was Sie wollen«, erwiderte Freund ebenso leise. Miese Erpresserin.
    »Der Urlaub im Herbst … und ich brauche einen neuen Bürostuhl …«
    »Aber ich bin nicht Abteilungsleiter«, wisperte er. »Auf diese Dinge
habe ich gar keinen Einfluss.«
    »Dann strengen Sie sich an. Sie machen das schon.« Freund senior
rief sie zu: »Und Sie wollen den ganzen Tag hier verbringen?!«
    »Bei so charmanter Gesellschaft immer gern«, kam die Antwort.
    Ivenhoff

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