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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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österreichischen
Korruptionssumpf wie ein Aal. Das wäre jetzt auch noch kein Vorwurf, den sich
heute nicht ebenfalls viele Politiker und Unternehmer gefallen lassen müssten.«
    »Entschuldige bitte!«
    »Anwesende Unternehmer ausgenommen«, beeilte sie sich zu versichern.
Auch wenn ihr klar war, dass Niklics ehemaliger Beruf als Steuer- und
Vermögensberater der besser gestellten Kreise genau darin bestand, vor allem
wohlhabenden Menschen in den Grauzonen der Gesetze Geldverdienen zu
ermöglichen. Niklic bestand jedoch darauf, niemals etwas Illegales getan zu
haben. Als beste Freundin der Lieblingsenkelin wollte sie ihm glauben. Als
Polizistin traute sie niemandem mehr.
    »Gehörst du auch zu dieser politikmüden jungen Generation?«
    »Keine Sorge! Wenn sich jemand für die Umtriebe dieser Herr- und
Damenschaften interessiert, dann ich. Aber Sie lenken schon wieder ab.«
    »Du bist hartnäckig.«
    »Mein Beruf.«
    Sie stiegen weiter.
    »Man weiß nicht, woher dieser Einfluss kam, den er hatte.
Üblicherweise sind es Herkunft, Geld oder Informationen. Aus den
einflussreichen Familien stammt er nicht. Geld hatte er wenigstens zu Beginn
nicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er ein einfacher junger Heimkehrer wie
die meisten anderen auch. Sehr bald nach Kriegsende muss seine Karriere
begonnen haben. Aber wie bei so vielen liegt da einiges im Dunklen.«
    »Dann waren es also Informationen?«
    »Keine Ahnung. Irgendjemand hat einmal behauptet, es wäre was
Sexuelles.« Er sprach das Wort aus, als könnte man sich daran anstecken.
    »Was tratscht ihr da eigentlich?«, rief Doreen hinter ihnen und
wollte sich am anderen Arm ihres Großvaters einhängen. Mit einem Blick schickte
Petzold sie fort.
    Doreen verstand und lief weiter ins Haus. »Ich gehe mich schon
einmal umziehen!«
    Petzold nahm das unterbrochene Gespräch wieder auf: »Was heißt ›was
Sexuelles‹?«
    »Das weiß ich auch nicht. Irgendwelche Vorlieben, keine Ahnung. Als
Mann mit einem anderen Mann … na, du weißt schon … das war damals nicht so
einfach wie heute.«
    »Ist es heute oft noch immer nicht.«
    »Wie auch immer …«
    »Sie meinen also, er könnte Leute mit ihrer sexuellen Orientierung
erpresst haben?«
    »Du kannst das nicht verstehen. Darüber wurde damals nicht einmal
hinter vorgehaltener Hand geflüstert.«

Hamburg, New York, London, Paris, Buenos Aires
    In der Einsatzzentrale, die einem Bienenstock glich, musste
Freund sich erst einmal Gehör verschaffen. Die Teammitglieder unterbrachen ihre
Arbeiten oder führten sie auf Sparflamme fort, während sie ihm zuhörten.
    »Der Reihe nach«, sagte Freund. »Was ist mit Wusters Exfrau und
Kindern?«
    »Die Exfrau haben wir auf Madeira erreicht«, erklärte Wagner. »Sie
war erschüttert, aber nicht genug, um ihren Urlaub abzubrechen. Die Tochter in
Spanien gab sich am Telefon gefasst. Sie hat gefragt, wann das Begräbnis sein
wird.«
    »Klingt auch nicht gerade nach Zusammenbruch.«
    »Nein. Und der Sohn kommt morgen eingeflogen.«
    »Aus Singapur, oder?«
    »Er wollte sich bei uns melden, sobald er angekommen ist.«
    »Na, wenigstens einer aus der Familie.«
    Würden seine Kinder auch einmal so desinteressiert sein? Besser
nicht daran denken.
    »Nächstes Thema:Wir haben die Ergebnisse
der Leichenbeschau. Die grausigen Details stehen da drin.« Er hielt den Bericht
hoch. »Jeder von euch sollte ihn in unserer Online-Dokumentensammlung zum Fall
nachlesen. Momentan sind darin keine Hinweise zu erkennen. Aber man weiß nie.
Vielleicht stößt einer von euch bei seinen Detailrecherchen auf einen Punkt,
der den Autopsiebericht in einem neuen Licht erscheinen lässt. Das heißt, etwas
haben wir natürlich.«
    Er stellte sich an die Wand mit den Fotos, Dokumenten und
Verbindungslinien.
    »Norbert Lindl, Privatsekretär der Frau, mit deren Haaren Wuster und
der Ziegenbock zusammengenäht wurden, hat Medizin studiert, und heute Morgen
fanden wir in seinem Zimmer chirurgische Instrumente. Die werden gerade von der
Spurensicherung untersucht. Lindl hat für die Tatnacht kein Alibi und wird
derzeit von uns verhört.«
    Er legte die Mappe nieder und hob die nächste hoch. »Der Bericht der
Spurensicherung steht gleichfalls für alle abrufbereit. Bitte seht ihn euch an.
Leider birgt er auch nichts Erhellendes. Am interessantesten ist, was nicht da
war, nämlich Wusters Handys und Computer. Aber wie beim Autopsiebericht gilt:
Was nicht ist, kann noch werden.«
    Mit seiner Rechten stützte Freund sich

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