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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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Offiziell ist
er Gemüse- und Obstgroßhändler. Na, wir können uns vorstellen, was das in
diesem Fall heißt.«
    Jeder der Anwesenden wusste, dass der Gemüse- und Obstgroßmarkt
einer der Wiener Hauptumschlagplätze für Drogen war.
    »Ist dir der auch schon einmal über den Weg gelaufen?«, fragte
Freund Tognazzi.
    »Kann ich mich nicht erinnern. Ich glaube nicht.«
    »Außerdem ist er seit ein paar Jahren stiller Teilhaber eines
Begleitservice«, erklärte Flatz und stieß einen Pfiff aus. »Und eines
prominenten noch dazu. Erinnert ihr euch an den kurzen Skandal vor ein paar
Jahren um einen Begleitservice, der Minderjährige vermittelt haben soll, wo bei
den Telefonabhörungen lauter Promis, vom Staranwalt über Wirtschaftsgrößen bis
zu bekannten Künstlern, erwischt wurden?«
    »Ich habe ein Drama von Elfriede Jelinek darüber gesehen«, erklärte
Varic.
    »Was ist aus dem Skandal eigentlich geworden?«, fragte Spazier. »Ich
habe nie mehr wirklich was gehört davon.«
    »Keine Ahnung«, gestand Flatz.
    »In den meisten Fällen konnte man den Beschuldigten keinen Vorsatz
und kein Wissen nachweisen«, half Tognazzi aus. »Ist zwar nicht mein Revier,
hat mich aber persönlich interessiert. Die meisten Herrschaften sind damit
davongekommen.«
    »Sauerei.«
    »Moment«, unterbrach Flatz, während er die Daten überflog. »Irrtum
meinerseits: Karelevic ist kein Teilhaber des damals inkriminierten
Begleitservice, sondern eines anderen, der durch die Ermittlungen ebenfalls ins
Visier geriet. Diesem konnte allerdings gar nichts nachgewiesen werden.«
    »Was nur heißt, dass er sich nicht hat erwischen lassen …«
    »Verdammt, mit diesen Telefondaten haben wir ein Wespennest
angestochen!«, rief Flatz. »Seht her! Zwei Tage vor ihrem Verschwinden
telefonierte Hermine Rother mit einer von Jetmir Bashtrins hochoffiziellen
Telefonnummern. Und hier! Eine der gestohlenen SIM -Karten,
an die Wuster schrieb, sendete ihrerseits wenige Tage davor eine SMS an eine andere Telefonnummer. Aber jetzt kommt’s:
Diese Empfängernummer tauchte vor drei Tagen wieder wo auf!«
    An der Wand erschien eine Vermisstenanzeige. Sie trug das Datum vom
Tag nach Alfred Wusters und Hermine Rothers Verschwinden.
    Diplom-Ingenieur Valentin Murnegg-Weiss, pensionierter Beamter.
Mit den weißen, abstehenden Haarfransen über den Ohren und auf der Stirn, mit
den o-förmigen Augen im schmalen Gesicht verkörperte er für Freund das Klischee
des verwirrten Professors. Sieht aus, als hätte Wilhelm Buschs Spitzbub Moritz
die mörderische Strafe von Bauer Mecke und Meister Bäcker um Jahrzehnte
überlebt, dachte der Oberinspektor.
    »Da ist noch etwas«, sagte Flatz. »Dieser Murnegg-Weiss steht wohl
auch in geschäftlicher Verbindungen zu der Bashtrin-Karelevic-Gruppe. Aber da
kennt sich die Kollegin Tognazzi besser aus.«
    Er rief weitere Diagramme und Anmerkungen auf. Tognazzi las und
erklärte: »Anscheinend ist er Vorstand und Aufsichtsrat in ein paar Firmen der
Gruppe, die von den Kollegen als Briefkasten und Geldwaschmaschinen
eingeschätzt werden.«
    »Kann nicht jeder Beamte so ehrlich sein wie wir.«
    »Unehrlichkeiten wurden ihm bis jetzt keine nachgewiesen. Ich sage
lediglich, dass die Sache stinkt.«
    »Murnegg-Weiss war aber nicht in Wusters Kontakten?«
    »Nein«, antwortete Flatz.
    »Der hat doch auch ein paar Mandate in Unternehmen inne? Die finden
sich nicht zufällig in diesem Albanernetzwerk?«
    »Momentan nicht«, erwiderte Tognazzi. »Das muss ich mir noch genauer
anschauen.«
    »Was macht ein pensionierter Stadtbeamter in diesen Funktionen?«
    »Das hat gar nichts zu bedeuten. In diesen Briefkastenfirmen
brauchst du nur Papiervorstände. Als Drahtzieher nimmst du irgendeinen
Mitarbeiter, Bekannten, Geschäftspartner, anderen Willfährigen oder jemanden,
der dir einen Gefallen schuldig ist.«
    Der Fall franste noch weiter aus.
    »Glaubst du, dass Bashtrin oder Karelevic für das Verschwinden oder
gar den Mord verantwortlich sein könnten?«
    »Ist nicht der Stil von Leuten wie ihnen. Ausschließen will ich
momentan aber noch gar nichts.«
    Freund schwirrte der Kopf vor lauter Namen und neuen Verbindungen.
Er ordnete seine Gedanken. »Zum besseren Verständnis: Ein Mann verschwindet und
wird drei Tage später gefoltert und entstellt aufgefunden. Eine Bekannte des
Toten ist verschwunden. Er selbst tauschte SMS mit gestohlenen Handys aus. Eines dieser Handys schickte seinerseits SMS an andere Menschen, von denen wiederum einer

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