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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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er nie etwas geändert, und Petzold hatte nichts dagegen. Alles andere
wäre ihr komisch vorgekommen.
    »Sie wohnen doch schon Ihr Leben lang in diesem Bezirk.«
    »Du auch«, brummte er.
    »Schon, aber Ihr Leben dauert fast dreimal so lang wie meines.«
    »Du warst schon charmanter.«
    »Kennen Sie einen Gerwald Köstner?«
    Durch seine dunkle Sonnenbrille erkannte sie keine Reaktion. Seine
Antwort sagte mehr.
    »Wieso?«
    »Hat mit meinem Beruf zu tun.«
    Für einen Moment entlastete er den Stützarm. Eine eindeutige Geste.
Am liebsten wäre er gegangen. Er kannte Köstner. Und er wusste mehr, als er
erzählen wollte. Goldader.
    »Was ist mit ihm?«
    »Ich wüsste einfach gern etwas über ihn, was ich aus unseren
Datenbanken wahrscheinlich nicht herauslesen kann, wenn er überhaupt drinnen
steht.«
    »Ich bezweifle, dass du ihn dort findest. Obwohl er sogar einmal
einen Menschen getötet hat.«
    Jetzt war Petzold die Überraschte. Die Freude über den Coup zuckte
um Niklics Mundwinkel.
    »Aber das ist vierzig Jahre her und war Notwehr«, erklärte er und
begann mit hinkendem Schritt aufs Haus zuzugehen.
    Petzold folgte ihm barfuß und tropfend durchs Gras.
    »Ein Einbrecher«, setzte er fort.
    »Und warum soll ich das bei uns nicht finden?«
    »Warum sollte das überhaupt bei euch festgehalten sein? Er wurde
nicht einmal angeklagt.«
    »Irgendwo werden wohl noch Akten in einem Archiv vor sich
hinschimmeln«, bemerkte Petzold. Sie reichte ihm ihren Arm zur Stütze. Er
hängte sich ein.
    »Dann wünsche ich viel Spaß beim Suchen. Willst du den Fall etwa
wieder aufrollen?«
    »Gäbe es da denn etwas aufzurollen?«
    »Soweit ich weiß, nicht.«
    »So lange lebt Köstner also auch schon hier?«
    »Er zog Anfang der sechziger Jahre her, wenn ich mich recht
erinnere.«
    »Ihre Reaktion am Pool vorhin war seltsam! Sie wirkten überrascht,
als ich Köstners Namen nannte.«
    Ein verräuspertes »Hrmm, hrmm« war die einzige Reaktion.
    »Mehr gibt es über den Mann nicht zu sagen?«
    »Köstner war ein erfolg- und einflussreicher Geschäftsmann. Musst du
mehr wissen?«
    »Gibt es mehr zu wissen?«
    Mit einer Antwort kämpfte Niklic anscheinend ebenso wie mit dem
Gehen.
    »Nichts als Tratsch.«
    Sie hatten die Freitreppe erreicht. Der alte Mann hielt an und
schöpfte Luft.
    »Und Männer tratschen nicht, oder was?«, spöttelte sie. »Wie nennt
man das denn? Geschäftliche Besprechung?«
    »Hilf mir doch bitte diese Treppen hinauf.«
    »Nur wenn Sie weiterreden.«
    »Was sind denn das für Methoden? Lernt man das heute bei der
Polizei?«
    »War doch nur ein Spaß«, lachte sie und hievte ihn die erste Stufe
hoch.
    »Also meinetwegen«, seufzte er und kämpfte sich die nächste hinauf.
»Ich fange mit den allgemein bekannten Tatsachen an, das fällt mir leichter.
Gerwald Köstner war jahrzehntelang ein ziemlich wichtiger Fädenzieher in der
heimischen Wirtschaft und Politik. Dabei hielt er sich aber immer extrem im
Hintergrund. Öffentliche Ämter oder Positionen hat er nie bekleidet. Die Medien
mied er. Medien mied, Medien mied, das gefällt mir.«
    »Nicht ablenken jetzt.«
    »Er war verheiratet und hatte vier Kinder, glaube ich. ›Hatte‹
deswegen, weil eines sich später umgebracht hat. Darüber drang aber nichts an
die Öffentlichkeit. Schon Jahre vorher hatten sich er und seine Frau scheiden
lassen. Sie zog mit den Kindern nach Salzburg, glaube ich. Soviel mir bekannt
ist, hat er alle finanziell sehr anständig versorgt.«
    »So weit, so gewöhnlich.«
    »Ich sagte dir ja …«
    »Aber wegen dieser Geschichten haben Sie nicht so ein Theater
gemacht.«
    Sie hatten die Hälfte ihres Aufstiegs hinter sich. Niklic rastete
ein weiteres Mal. Sie spürte seinen fragilen Ellbogen in ihrer Handfläche.
    Nach einem weiteren Seufzer setzte er fort: »Es gab schon seit
Langem Gerüchte. Ich hörte sie zum ersten Mal, als er hier in die Gegend zog.«
    »Was für Gerüchte?«
    »Er war ein verdammt guter Geschäftsmann. Er konnte Türen öffnen,
die allen anderen verschlossen waren. Er konnte umstrittene Projekte durchsetzen,
an denen alle anderen scheiterten. So etwas macht die Leute misstrauisch und
neidisch. Auf diese Weise verdiente er natürlich phantastisches Geld. Was
glaubst du, welche Summen zum Beispiel bei der Vergabe öffentlicher Aufträge an
solchen Türöffnern und Durchsetzern hängen bleibt? Und noch dazu steuerfrei,
weil es offiziell ja ganz woanders landet.«
    »Er schwamm also im ganz alltäglichen

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