Menschheit im Aufbruch - Teil 1
„Ein so wertvolles Schiff hat keiner von uns Wissenschaftlern seit Jahrhunderten gesehen. Es hätte uns unter Garantie mindestens weitere zweihundert Jahre gekostet, bevor wir auch nur die Hälfte der Geräte erfunden hätten, die sich in dem Schiff befanden. Aber mit den Mustern sind wir zu neunundsechzig Prozent bereits auf dem Weg dorthin. Alles, was wir brauchen, ist Zeit, um nachzuholen und unsere Gedankengänge anzugleichen.“
„Wohin gehen wir aber von hier aus?“
„Immer auf dem geraden Weg“, gab Wilson zurück. „Vertrauen Sie doch darauf, daß auch wir ein wenig Gehirn haben. Sie können an Ihren Unternehmen genauso weiterarbeiten, als wenn Ihre Pläne bereits erfüllt wären.“
„Wenn wir uns aber irren, wird die gesamte menschliche Rasse vom Universum verschwinden.“
„Ich werde Sie jetzt zu Ihrer Unterkunft bringen“, wechselte Wilson jäh das Thema. „Sie haben eine Woche Zeit, sich umzusehen. Warten Sie so lange, vielleicht ändern Sie dann Ihre Meinung.“
Brady nickte. „Hoffentlich haben Sie recht.“ Der nächste Tag sah den Anfang einer harten, mühseligen Woche, denn Brady war nicht der Mann, der sich vor einer Aufgabe scheute, erst recht nicht, wenn sie so wichtig war wie diese. Er stocherte umher und prüfte alle Gesichtspunkte der Arbeiten, die in den ungeheuren, unterirdischen Anlagen unternommen wurden. Am Ende wußte er beinah genausoviel über die Vorgänge wie Wilson, sein ständiger Führer. Wohin er auch gehen mochte, was er auch tat, Wilson war immer da, um ihm alles zu erklären.
Am dritten Tage seines Besuches erhielt er ein konkretes Beispiel dafür, welche Fortschritte gemacht wurden. Er verbrachte den Tag in der Gesellschaft Wilsons und der hübschen, blonden Radiologin Shirley Grant. Mit einsilbigen Worten hatte sie ihm die Schwierigkeiten geschildert, denen sie bei der Untersuchung eines Richtgerätes für Ferngeschosse begegnet war, das in Verbindung mit der Hauptbestückung des Kreuzers arbeitete.
„Sehen Sie“, sagte sie erklärend, „wir wissen, daß dieses Richtgerät die atomaren Hauptbatterien richtet und abfeuert. Wir können aber nicht weiter, weil es auf riesige Entfernungen hin arbeitet. Unsere Schätzungen belaufen sich auf mindestens hunderttausend Meilen Reichweite und mehr. Aber es ist ein Haken dabei. Wenn zwei Schiffe, die sich bekämpfen, mit nahezu Lichtgeschwindigkeit fliegen, wie kann dann ein solcher Detektor arbeiten? Bis er geortet, verfolgt und die Position des Gegners geschätzt, die Waffen gerichtet und abgefeuert hat, wie weit hat sich dann sein Ziel bereits entfernt?“
Brady nickte. „Ich verstehe. Tut das Richtgerät all das und trifft es dann noch ins Ziel?“
„Das muß es schon“, gab das Mädchen zur Antwort, „sonst hätte es keine Existenzberechtigung. „Wir glauben jedenfalls, daß wir der Lösung sehr nahe sind. Wenn Sie Glück haben, erleben Sie sie noch vor Ihrer Abreise.“
Brady lächelte über ihre offensichtliche Begeisterung. „Ich hoffe es“, gab er zur Antwort.
Beim Abendessen in der Kantine sah er die Radiologin wieder.
„Na, da habe ich ja recht behalten“, begrüßte sie Brady und seinen Begleiter. „Wenn Sie heimgehen, werden Sie eine kleine Nachricht für den Präsidenten haben.“
„Wollen Sie damit sagen, daß Sie das Problem des Fernrichtgerätes gelöst haben?“ fragte Wilson eifrig.
Sie nickte. Ihre blauen Augen strahlten sehr vergnügt. „Ja, John und ich sind vor einer Stunde damit fertig geworden, sonst wäre ich jetzt nicht hier.“
Mit steigendem Interesse neigte sich Brady vor. „Erzählen Sie uns davon.“
„Es ist jetzt, wo wir wissen, wie es gemacht wird, lächerlich einfach“, antwortete sie. „Wissen Sie im einzelnen über das Subraumradio Bescheid?“
„Natürlich“, bejahte Brady mit einem Kopfnicken. „Ohne das Subraumradio wären wir mit dem Raumantrieb längst wieder zu Hause, bevor die von uns gesandten Nachrichten einträfen.“
„Die Rihnaner haben auch ein Subraumradio, aber auf andere Art. Sie haben normale Ferndetektorwellen auf ein Trägerband montiert, welches der Subraumwellenlänge angepaßt ist. Die Wirkung ist augenblicklich. Durch die Welle, die den Feuerstoß trägt, verfolgen und schätzen sie. Selbst bei Lichtgeschwindigkeit dauert es von Schiff zu Schiff bei einer Reichweite von etwa fünf Millionen Meilen nicht einmal den millionsten Teil einer Sekunde. Der millionste Teil einer Sekunde stellt weniger als eine Meile Abweichung
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