Menschheit im Aufbruch - Teil 1
denn das Schiff gehörte einer anderen Klasse als sein kleiner Aufklärer an, aber er wußte, daß es für ihn wenig gab, das er noch nicht kannte. Er ließ sich auf einem der angebotenen Sitze nieder und versuchte, der Unterhaltung zu folgen, die zwischen seinen vier Begleitern und den drei Besatzungsmitgliedern im Gange war. Einer von ihnen war sichtlich ein höherer Offizier, und aus der Hochachtung, mit der er behandelt wurde, ersah Bra dy, daß es der Kapitän war.
Er sah sehr bald, daß die Unterhaltung für ihn kaum von Interesse sein würde, denn sie fand in Wortfetzen verschiedener Sprachen statt, mit viel Gebärden und Zeichen als Brücke der Verständigung, als beobachte man Bewohner von Mars und Venus, die sich bei ihrer Unterhaltung der Erdsprache bedienten.
Die Unterhaltung währte etwa eine halbe Stunde. Dann folgte der Austausch von Geschenken. Danach fingen sie wieder an, sich zu unterhalten.
Resigniert machte sich Brady auf eine längere Sitzung gefaßt und flehte insgeheim, daß Murphy alles auf das Band bekam. Er fragte sich, ob wohl irgend etwas von Bedeutung in der Unterhaltung sein mochte, und seine Hoffnungen stiegen beträchtlich, als sich alle einer Sternkarte zuwandten und einer der Fremdlinge eine lange, bis ins einzelne gehende Erklärung abgab, der die Centauraner ernsthaft und aufmerksam lauschten.
Durch den Port konnte Brady den schlanken, glimmenden Bleistiftrumpf des Aufklärers sehen, der sich von der sternenübersäten Schwärze des Raumes abhob. Die Anspannung, die sich seit der Abreise von Ortan auf seinen Magen gelegt hatte, hatte sich gelöst. Was nun auch noch geschehen mochte, sie würden wenigstens etwas für ihre Mühe vorzuweisen haben. Sherman konnte nicht mehr sagen, sie hätten es nicht versucht. Er wußte es zwar nicht, aber vielleicht hielt Murphy Informationen von unschätzbarem Wert für die irdischen Kräfte fest.
Er wandte sich zum Port zurück, und sein Magen drehte sich ihm im Leibe. Das Aufklärungsschiff war nicht da, die Sterne waren nicht da. Wo noch vor einer Sekunde das strahlende Licht der Milchstraße in seiner ganzen Herrlichkeit gewesen war, war nun – nichts. Nichts als pechschwarze Finsternis. Er saß erstarrt auf seinem Sitz. Er wagte sich nicht zu rühren, während sein Hirn zu erfassen suchte, was geschehen war. Durch die Bestürzung, die ihn umfangen hielt, nahm er wahr, daß die Unterhaltung rings um ihn her verstummt war und nun ein äußerst tödliches Schweigen herrschte. Langsam drehte er den Kopf seinen vier Begleitern zu. Steif saßen sie auf ihren Sitzen. Ein Blick in ihre Gesichter verriet, daß etwas schiefgegangen war, daß sie entdeckt worden waren. Die drei Fremdlinge hatten sich zur Tür zurückgezogen und blieben dort, den Eingang versperrend, stehen. Sie blickten die Centauraner mit kalter, argwöhnischer Aufmerksamkeit an.
Während er sie ansah, öffnete sich hinter ihnen die Tür. Bei dem Geräusch traten sie zurück, um ein Wesen eintreten zu lassen.
Er vernahm ein jähes, erstauntes Murmeln der vier Centauraner, das ebenso schnell erstarb, wie es begonnen hatte. Das Wesen trat in den hellerleuchteten Kontrollraum. Es war groß. Brady schätzte es auf mindestens sieben Fuß. Es bewegte sich mit einer seltsam fließenden Grazie, der kein Erdenmensch von gleicher Größe hätte nacheifern können. Sein Kopf war das am meisten hervorstechende Merkmal seiner Erscheinung, denn er war groß, rund und völlig unbehaart, erweckte aber keineswegs den Eindruck einer Mißbildung. Das Wesen hätte mißgestaltet gewirkt, dachte Brady, wenn es nicht groß, riesenköpfig und völlig kahl wäre. Er hatte große Augen und einen großen Mund. Die hochgewölbte Stirn verschwand in einem gerundeten Schädel mit flachen, ovalen Anhängseln auf beiden Seiten, die Ohren sein konnten.
Das Wesen sah sie alle der Reihe nach an. Dann sprach es mit einer hohen, weichen Stimme in einer Sprache, die Brady sofort als centauranisch erkannte. Während es die Worte sprach, die Brady nicht verstehen konnte, rührte ein fremdes Summen sich in seinem Hirn, durch das der Gedanke blitzte: „Einer von euch ist ein Erdbewohner.“
Bradys Magen drehte sich bei diesem neuen Schock nochmals um. Sein Gehirn war wie betäubt. Die vier Centauraner standen auf dem gleichen Fleck, als seien sie angewachsen, offenkundig nicht gewillt, irgend etwas zu tun oder zu sagen. Die Richtung der Blicke dieses Wesens war jedoch Beweis genug, denn die Augen schweiften über die
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