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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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Das war suboptimal.“
    „ Und
bei der Bielefeld-Sache …“
    „ Schatz,
nun bleib mal sachlich. Da war es dunkel. Und außerdem war ich
besoffen!“

20. Niemand setzt mehr einen Streamer ein

    Sören
saß unterdessen im Wohnzimmer und hätte heulen können.
Er hatte die Freiheit schon vor Augen gehabt – und dann
versiebte es die Polizei. Die Polizei! Das musste man sich einmal
vorstellen.
    Aber
halt, eine Möglichkeit gab es noch. Hierzu musste Sören
nur einen gewaltigen Sprung machen – und zwar genau über
seinen eigenen Schatten hinweg. Für ihn, der sich noch nie in
seinem Leben sportlich betätigt hatte, stellte dies eine
unglaubliche Herausforderung dar. Doch diesmal winkten als Belohnung
nicht nur Frauen und Sex, sondern Leben und Freiheit. Das gab Sören
genug Antrieb, aus seiner Unauffälligkeit auszubrechen. Er
musste es nur schaffen, zu diesem Remo durchzudringen. Wenn ihm das
gelang, ohne die Aufmerksamkeit von Ewald zu erregen, dann hatte er
vielleicht eine Chance. Also, jetzt oder nie!
    Sören
überlegte einen Augenblick. 'Nie' stellte eine recht
verlockende Option dar. Aber nein, er musste um sein Leben kämpfen
– auch wenn das bedeutete, sein Leben zunächst einmal
aufs Spiel zu setzen.
    So
wandte er sich zu Remo um, der noch immer hinter ihm am Telefon
stand und den Apparat anstarrte, als wolle er das Gerät
ermorden. Sören sagte: „Wie wäre es denn, wenn ich
mal mit der Polizei rede?“
    Remo
fuhr auf dem Absatz herum, als habe Sören auf eine verborgene
Taste gedrückt. „Halt die Fresse, du … äh,
Moment mal … verdammt nochmal, an dich habe ich ja überhaupt
nicht mehr gedacht!“
    „ Na
klar!“ Ewald wandte sich halb von der Tür ab. „Mann,
wenn der mit den Bullen redet, dann glauben die uns endlich die
Geschichte mit den Geiseln.“
    „ Stimmt
genau“, sagte Sören. „Ich könnte zum Beispiel
…“
    „ Halt
die Schnauze!“, sagte der Schinken.
    „ Ich
habe eine Idee“, meinte Remo. Er beugte sich zu Sören
herab. „Aber zuerst sagst du mir mal, wer du eigentlich bist.“
    „ Ich
… äh, ich heiße Sören. Ich bin der Neffe von
Wotan Vieth.“
    „ Von
diesem Banker?“
    „ Ja,
genau. Ich nenne ihn den Eisenonkel.“
    „ Kann
ich gut verstehen. Also, pass mal auf, Sören: Wir rufen jetzt
nochmal die Bullen an. Wenn ich dann den Litzinger dran habe, kommst
du an den Apparat und redest mit ihm. Dann erklärst du ihm, was
hier los ist. Zuerst einmal erklärst du den Bullen, dass wir
noch niemanden umgelegt haben. Dann erzählst du ihnen, was
dieser Killer aus dem Berthold gemacht hat. Und dann sagst du ihnen,
du bist unsere Geisel und wir werden dich abknallen, wenn wir nicht
in der nächsten halben Stunde ein vollgetankten Fluchtwagen
haben und ein Flugzeug am Frankfurter Flughafen auf uns wartet.“
    Sören
hätte beinahe gegrinst – etwas Ähnliches hatte er
Remo auch vorschlagen wollen, bevor ihm der Schinken das Wort
abgeschnitten hatte. Doch das war auch gut so, denn auf diese Weise
glaubte Remo, es sei seine eigene Idee gewesen … was in
gewisser Weise ja auch stimmte. Sören wertete es dennoch als
einen Vorteil. Und eine Frage blieb noch: „Äh, und was
ist, wenn die Polizei darauf nicht eingeht?“
    Remo
zuckte mit den Schultern. „Na ja, dann legen wir dich in einer
halben Stunde um. Und danach ist die Kleine an der Reihe.“
    „ Oh.
Ach so.“
    Remo
schaute in die Runde. „Okay, so machen wir es. Ich rufe
nochmal beim Litzinger an. Dann legt unser Sören hier los und
wir ziehen die Sache durch.“
    Remo
nahm das Mobilteil des Telefons zur Hand und drückte auf den
Tasten herum. Einige Sekunden vergingen, dann wandte sich Ewald halb
um. „Stimmt was nicht?“
    Remo
winkte ab und tippte weiter.
    Dann
wurde auch der Schinken unruhig. „Sag mal, rufst du jetzt an,
oder was?“
    „ Moment
noch.“ Remo tippte weiter.
    „ Äh,
was denn jetzt?“ Selbst Detlev wurde allmählich nervös.
    Remo
ließ das Mobilteil sinken und warf einen entnervten Blick in
die Runde. „Na, die Nummer. Ich suche nach der Nummer. Die
muss doch hier irgendwo gespeichert sein, wenn man da schon mal
angerufen hat.“
    „ Da
muss eine Taste für das Telefonbuch sein“, sagte der
Schinken. „Da ist so ein kleines Buch drauf. Wenn du da drauf
drückst, dann müsste die Nummer kommen.“
    Remo
tippte weiter. „Nee. Da sind nur irgendwelche anderen Nummern
abgespeichert. Von einer gewissen 'Thai-Muschi' und so.“
    „ Ist
doch klar!“ Ewald natürlich – wer auch sonst?

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