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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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heraus. Außerdem hatte Jessy eine Kanone. Sören
hatte keine Lust, schon wieder in eine Waffenmündung zu
schauen.
    Also
weiter. Durch den Flur, vorbei am begehbaren Kleiderschrank und rein
in das Badezimmer. Aha, dem Kreischen nach zu urteilen flitzte
Heinz-Maria gerade die Kellertreppe hinab. Sören folgte ihm und
landete im Vorratsraum. Heinz-Maria hatte bereits Kurs auf die
Waschküche gesetzt, stolperte jedoch über die Leichen der
Polizisten, die auf dem Boden verstreut lagen. Sören nutzte die
Gelegenheit, um das entscheidende Stück aufzuholen. Er wusste
nicht recht, wo und wie er den Jungen packen sollte – also
rammte er ihn einfach mittschiffs. Beide verloren vollends das
Gleichgewicht, gingen zu Boden und knallten gegen die Tiefkühltruhe.
Sören erwischte das bessere Ende für sich – er
benutzte Heinz-Maria als mobile Knautschzone.
    So
lagen die beiden in trauter Zweisamkeit auf dem Kellerboden und
versuchten, wieder zu Atem zu kommen. Sören war einfach nicht
an solche Action-Einlagen gewohnt. Das waren gut und gerne fünfzig
Meter gewesen, die er am Stück gerannt war!
    „ Och
nee“, rief Heinz-Maria neben Sören aus. „Was issen
das? Das ist ja voll eklig. Iiiih!“
    Sören
wälzte sich herum. Der Kleine kauerte neben der Tiefkühltruhe
und hielt seine rechte Hand in die Höhe. Offenbar hatte er in
eine Pfütze neben der Tiefkühltruhe gegriffen.
    „ Blut.“
Sören bekam noch immer nicht genug Luft in seine Lungen. „Das
ist Blut. Bestimmt von den Leichen hier.“
    „ Nee.“
Heinz-Maria klang ein wenig nach der Feuersirene an Sörens
alter Grundschule. Die hatte ebenfalls so ein Nerven zerfetzendes
Quäken von sich gegeben. „Das ist nicht von denen da. Das
ist an der Truhe runter gelaufen.“
    „ Hä?“
Sören scannte die Tiefkühltruhe mit seinem Blick ab.
Tatsächlich. Da war offenbar etwas übergeschwappt. Eine
Blutspur zog sich vom Deckel der Truhe bis nach unten, wo die Brühe
eine Pfütze gebildet hatte. An der Außenseite der Truhe
war das Zeug nicht gefroren, sondern lediglich größtenteils
geronnen.
    „ Muss
was in der Truhe sein“, keuchte Sören und kämpfte
sich auf die Beine. „Da hat jemand etwas Blutiges rein getan.
Vielleicht ein Spanferkel oder so.“
    Heinz-Maria
quäkte sofort los: „Nee! So was hat mein Opa nicht
gegessen. Der war Vegetarier. Der hatte kein Fleisch in seinem
Kühlschrank. Das muss irgendwas anderes sein. Was voll
Ekliges.“
    „ Lass
mal sehen.“
    Sören
hob den Deckel der Tiefkühltruhe an. Es funktionierte erst beim
zweiten Versuch. Beim ersten hatte Sören das Gewicht des
Deckels unter- und seine Kräfte überschätzt.
    „ Oh.“
    „ Was
ist?“
    Heinz-Maria
kam auf die Beine – und Sören ließ den Deckel der
Truhe wieder fallen. Diesen Anblick durfte er dem Kleinen nicht
zumuten. Auf gar keinen Fall!
    Ach
Quatsch!
    Was
redete er sich da ein? Diesen Anblick durfte er zunächst einmal
sich selbst nicht zumuten. Noch eine Sekunde länger, dann hätte
er herzhaft über die Überreste des Menschen gekotzt, die
da in der Truhe allmählich Eiskristalle ansetzten – und
das, obwohl er sich heute Abend schon mehrfach bekotzt hatte.
Vermutlich schwappte in seinem Bauch nur noch ein Schoppen
Magensäure herum. Das würde dann schmecken wie die
Tablette gegen Neurodermitis, die er als ABC-Schütze zerkaut
hatte, weil er befürchtet hatte, sie könne beim Schlucken
in seine Lunge geraten. Pfui Teufel!
    Heinz-Maria
schien die gesamte Sache etwas lockerer zu sehen. Er drängte
Sören einfach zur Seite und hob den Deckel der Tiefkühltruhe
an. Sören wollte anfangs protestieren, doch die Berührung
gefiel ihm im Grunde ganz gut. Deswegen ließ er den Kleinen
gewähren und rührte sich nicht von der Stelle. Sören
würde heute Nacht sowieso sterben, soviel stand fest. Da machte
es ihm auch nichts mehr aus, im letzten Moment noch auf einen
Dreizehnjährigen spitz zu werden.
    Dieser
rief gerade aus: „Opa!“
    Die
Nummer Eins auf Sörens Liste der Geschlechtsorgane hatte sich
gerade einen Millimeter gerührt und machte sofort wieder
schlapp.
    „ Hä?“
    „ Das
ist Opa!“, rief Heinz-Maria aus. Die Freude in seiner Stimme
ließ Sören nun doch ein Stück von ihm abrücken.
„Oh Mann, guck mal, der ist total zerhackt. Die haben den
komplett auseinander genommen. Das ist ja voll cool!“
    Sören
wich noch ein Stück zurück. „Was?“
    „ Ja,
guck doch mal. Ich hatte ja mitgekriegt, wie sie ihm die Hand und
den Kopf abgeschnitten haben, aber die

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