Menschliche Einzelteile (German Edition)
haben dann noch weiter
gemacht. Guck mal, sogar die Ohren sind ab. Eins zumindest.“
Sören
taumelte gegen die Möbel, die auf der anderen Seite des Raums
eingelagert waren. „Sag mal, Kleiner, bist du total
bescheuert? Das ist nicht irgendein Arschloch da drin. Das ist dein
Opa! Die haben deinen Großvater abgemurkst und zerstückelt!
Ist dir das überhaupt klar?“
„ Na
logo!“ Heinz-Maria schenkte Sören ein Lächeln wie
aus der Zahnpastawerbung. „Mann, du glaubst ja nicht, wie
lustig ich das finde. Der alte Sack wollte mir dauernd an die
Wäsche. Was glaubst du, weswegen der immer an meiner Mutter
dran war, damit sie mich jedes zweite Wochenende hierher brachte?“
Heinz-Maria wandte sich wieder der Tiefkühltruhe zu. „Und
jetzt liegt Opa da drin und ist eingefroren. Ich finde das total
cool. Oh Mann, die haben ihm sogar den Zipfel abgeschnitten. Ich
wette, so hart wie jetzt war der noch nie.“
Sören
konnte nicht fassen, was er da hörte. Das durfte doch alles
nicht wahr sein! War er denn hier komplett von Verrückten
umgeben? Besser, er verdrückte sich. Der nächste Raum
schien die Waschküche zu sein. Zumindest stand dort eine
Waschmaschine. Und wenn Sören sich mit den Ausmaßen des
Hauses nicht völlig verschätzte, dann musste die Tür
auf der anderen Seite der Waschküche nach draußen führen.
Also los, nichts wie weg hier.
Aber
halt!
Bevor
Sören auch nur einen Schritt in Richtung der zweiten Tür
tun konnte, erinnerte er sich an den Tod des Polizisten, genau ein
Stockwerk über ihnen. Der Schuss, der den Kopf des Mannes über
Sören und die Wände verteilt hatte, war von draußen
gekommen. Wenn da draußen also jemand lauerte, der Polizisten
aus dem Hinterhalt erschoss, dann würde dieser Jemand ganz
sicher auch auf Sören und Heinz-Maria ballern – falls
Sören diesen kleinen Psychopathen überhaupt mit nach
draußen nahm.
Obwohl
… wenn man den Kleinen auch weiterhin als Mädchen
betrachtete, dann war der ja schon ganz schön heiß. So
ganz konnte sich Sören noch immer nicht von diesem Gedanken
verabschieden. Und wenn man das Licht ausmachte und sich dann von
hinten …
Moment
mal! Sörens Blick fiel auf die Sporttasche, die neben der
Tiefkühltruhe lag. Die hatte er völlig übersehen.
Vielleicht fand er darin etwas Brauchbares. Ein Telefon vielleicht.
Oder sogar eine Waffe. Er schaute nach.
„ Was
issen das?“, fragte Heinz-Maria und versuchte, über
Sörens Schulter hinweg in die Tasche zu spähen.
„ Keine
Ahnung. Knetmasse oder sowas. Und ein komisches Feuerzeug.“
Sören hielt das Teil in die Höhe – ein Zylinder mit
einer Taste und einer kleinen Antenne. „Komisches Ding. Möchte
wissen, wo da die Flamme rauskommt.“
„ Drück
doch einfach mal auf den Knopf“, schlug Heinz-Maria vor.
„ Gute
Idee.“
Sören
legte seinen Daumen auf den Knopf, doch direkt oberhalb der Treppe
knallten plötzlich Schüsse. Dann polterten Schritte heran.
„ Da
rüber, zwischen die Möbel“, zischte Sören. „In
Deckung!“ Er steckte das Feuerzeug ein und verzog sich hinter
einen alten Ohrensessel auf der Gerümpelseite des Kellers.
Heinz-Maria überlegte eine Sekunde lang, dann flitzte auch er
zwischen die Möbelstücke und tauchte ab – gerade
außerhalb von Sörens Reichweite. Verdammt, das wäre
eine gute Gelegenheit gewesen, das Kleine ein wenig zu befummeln!
Dann
schoss jedoch plötzlich eine menschliche Granate in schwarzem
Latex die Treppe hinab: Margit. Sie wandte sich um und feuerte aus
ihrer Pistole einige Schüsse die Treppe hinauf. Dann wandte sie
sich der Sporttasche zu und wühlte kurz darin herum.
„ Oh
nein, wo steckt das blöde Ding?“
Sören
berührte das Feuerzeug in seiner Hosentasche. Das suchte
Margit, ganz bestimmt … oh, hoppla, das war ja gar nicht das
Feuerzeug gewesen, das er gerade berührt hatte, sondern seine
Nudel. Sowas aber auch! Es lag sicher an dem in Latex eingepackten
Hinterteil, das ihm Margit entgegen streckte, ohne es zu ahnen. Sie
sah wirklich extrem scharf aus!
Bevor
bei Sören etwas in die Hose gehen konnte, gab sich Margit einen
Ruck, richtete sich auf und verschwand in der Waschküche, die
Sporttasche in der Hand.
Keine
Sekunde zu früh, denn oben auf der Treppe tauchte eine finstere
Gestalt auf und schoss aus einer Maschinenpistole. Max erkannte den
Mann. Das war der Typ, der oben vor dem Wohnzimmer gestanden hatte.
Drago, der Ausbeinschlachter. Nun flankte der Kerl über das
Treppengeländer und tauchte so unter einem
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