Menschliche Kommunikation
meisten an dir ...
Deinen Zorn! Mensch, bist du ein ... Waschlappen! Du hast keinen Funken ... keinen Funken ... na, was denn schon ...?!
George: ... Mumm in den Knochen ...?
Martha: Quatschkopf! (Pause) [S. 12]
Dann lachen beide, und die erste Runde ist zu Ende. Lachen signalisiert Einverständnis und hat damit eine stabilisierende,
homöostatische Wirkung. Doch für ein länger dauerndes Gleichgewicht ist ihre Symmetrie viel zu labil. Selbst der geringfügigste Anspruch, den ein Partner an den anderen stellt, löst sofort eine
Reaktion aus, deren Zweck die Wiederherstellung der Gleichheit zwischen ihnen ist. So weist Martha ihren Mann unmittelbar
darauf an, mehr Eis in ihr Glas zu tun. George kommt diesem
Wunsch nach, vergleicht sie aber mit einem Cockerspaniel, da sie
immer Eis kaut; eines Tages werde sie sich daran die Zähne ausbeißen - und schon geht es wieder los:
Martha: Sind ja schließlich meine Zähne!
George: Nicht alle ... alle nicht ...!
Martha: Ich hab immer noch mehr Zähne als du.
George: Zwei mehr.
Martha: Zwei mehr ist viel! [S. 13]
Dies veranlasst George, einen anderen wunden Punkt Marthas
vorzunehmen:
Vielleicht. Sogar sicher, wenn man bedenkt, wie alt du bist.
Martha: Hör auf. Fang nicht damit an! (Pause) Du bist auch nicht mehr
der Jüngste.
George (wie ein Junge): Ich bin sechs Jahre jünger als du ... ich war's
immer ... (singt) «... und werd es e-e-wi-ig, e-ewi-ig
blei-ei-ei-ei-ei-ei-ei-ben!»
Martha (sauer): Du kriegst eine Glatze.
George: Du auch. (Pause. Sie lachen beide.) Prost, mein Schatz.
Martha: Prost. Komm her und gib deiner Mami einen großen, dicken
Schmatz. [S. 13]
Und eine neuerliche Eskalation beginnt. George weigert sich sarkastisch, sie zu küssen:
Weißt du, Schatz, wenn ich dich jetzt küsse, rege ich mich auf. Ich gerate
außer mir und vergewaltige dich auf der Stelle, hier im Wohnzimmer auf
dem Teppich. Und dann kommen unsere lieben kleinen Gäste herein
und ... Na, was würde dein Vater dazu sagen?
Martha: Du Schwein!
George: Boingngngn!
Martha: Ha, ha, ha, HA! Gib mir noch was zu trinken ... Boccaccio!
[S. 13]
Das Thema wechselt nun auf ihr Trinken über, die Eskalation
wird immer bitterer und führt zum Streit, wer die Gäste hereinlassen soll, die inzwischen angekommen sind und bereits mehrmals geläutet haben.
Wie man sieht, sind beide nicht willens, sich vom anderen
etwas sagen zu lassen, während beide andererseits fortwährend
das Recht beanspruchen, dem anderen Anweisungen zu geben
und selbst die Initiative zu haben. Martha sagt z.B. nicht: «Würdest du mir etwas Eis geben ...», und schon gar nicht: «Könnte
ich, bitte, etwas Eis haben ...», sondern: «Gib mir noch 'n Stück
Eis. Du gibst mir nie Eis ...» [S. 12]. Und in ganz ähnlichem Stil
befiehlt sie ihm, sie zu küssen oder die Haustür zu öffnen. Aber
auch wenn sie diese Unhöflichkeit nicht an den Tag legt, ist sie
der Gewandtheit Georges doch unterlegen, was er mit einem
wohlausgeführten Manöver beweist, nachdem sie ihn vor ihren
Gästen lächerlich gemacht hat:
George (beherrscht sich mit aller Kraft und fragt dann, als ob sie nichts
anderes gesagt hätte, als: «George, mein Schatz ...»): Ja, Martha? Kann
ich etwas für dich tun?
Martha (amüsiert sich über ihn): Ach ... du kannst mir Feuer geben,
wenn du Lust hast.
George (überlegt ... und lässt es dann bleiben): Nein ... es hat alles seine
Grenzen. Bis zu einem gewissen Grade können Menschen Demütigungen einstecken, ohne auf der guten alten Leiter der menschlichen Entwicklung ... - (ein schnelles Apart zu Nick) ... was übrigens in ihr Spezialgebiet gehört ... - (zurück zu Martha) ... ohne auf der Leiter der
menschlichen Evolution einige Sprossen zurückzufallen. Das ist eine
ganz eigentümliche Leiter, Martha ...: wer einmal runtergefallen ist,
kommt nie mehr hinauf. (Martha schickt ihm gnädig einen Handkuss.)
Ich bin gerne bereit, nachts dein Händchen zu halten, wenn du nachts
Angst vor dem schwarzen Mann hast ... Ich schleppe nach Mitternacht
gern die leeren Ginflaschen hinaus, damit niemand merkt, wie viel du trinkst ... Aber Feuer gebe ich dir nicht und - wie man so schön sagt -
damit basta! (Kurze Pause)
Martha (unterdrückt): Menschenskind! [S. 34]
Wenn George höflich ist oder ihr die Oberhand lässt, nennt ihn
Martha entweder einen Schwächling oder vermutet, nicht ganz
ohne Grund, eine Falle.
Obwohl Georges und Marthas Taktiken sehr verschieden
sind,
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