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Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Heeger
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verschwand sie im Kinderzimmer. »Hausaufgaben«, murmelte sie undeutlich, den letzten Bissen noch im Mund.
    »Wenn du eine Frage hast, sag Bescheid.«
    »Mach ich«, versprach Frederike.
    Auf dem Weg zu ihrem Zimmer ließ sie das Telefon mitgehen, um zuerst die unaufschiebbaren Gespräche mit ihren Freundinnen zu führen, die sie bereits seit einer langen Stunde nicht mehr gesehen hatte.
    Mit einem Blick auf die Briefe und Fachzeitschriften, die Lea weiterhin bis nach Hause verfolgten, beschloss sie weitestgehende Verdrängung und zog sich stattdessen Trainingshose und Laufschuhe an. In der Diele hob Lilly erfreut den Kopf, streckte sich und gähnte. Laufschuhe versprachen einen längeren und interessanteren Ausflug als das normale kurze Gassi-Gehen. Sie trottete Lea in die Küche hinterher, um vielleicht, wenn es ganz gut lief, ein Stückchen Wurst zu ergattern. Daraus wurde jedoch nichts. Lea griff zwar nach den wohlriechenden Schinkenstückchen, steckte sie jedoch in eine Plastiktüte. Leckerbissen in Plastiktüte hieß: erst brav sein, dann schmausen.
    Von den dauernden Regengüssen der letzten Tage waren auf dem Weg zum Rhein hinunter große Pfützen übrig geblieben, in die sich Lilly voller Wonne stürzte. Lea hatte es schon früh aufgegeben, sie davon abzuhalten. Ihr Badevergnügen musste die Hündin allerdings damit bezahlen, vom Gartenschlauch abgespritzt zu werden, bevor sie wieder ins Haus durfte. So waren die Spielregeln.
    Die Luft war kühl und feucht, und zu Beginn des Laufes fröstelte es Lea. Sie versuchte, sich auf die Atmung und lockere Bewegungsabläufe zu konzentrieren. Ihre Gedanken kehrten jedoch wie bei einem Jo-Jo stets zu den Erinnerungsfetzen zurück.
    Immer wieder fiel ihr die Frau am Computer ein, die Einzelheiten der Umgebung. Größe der Frau? Ihre Kleidung, der Stuhl, auf dem sie gesessen hatte? Armlehne oder keine Armlehne? Sie hoffte, dass durch beharrliches Fahnden in der Erinnerung neue Puzzleteile auftauchten.
    Der Winterhafen lag grau und vereinsamt im trüben Nachmittagslicht, wenige Menschen waren bei dem unfreundlichen Wetter unterwegs. Wieso nur, grübelte Lea weiter, war diese Frau nicht mehr dort, als die Polizei zum zweiten Mal das ISG aufgesucht hatte? War sie wirklich krank oder in den Urlaub gefahren? Schließlich ihre eigene Erinnerung: War sie nur ein Gemisch aus verschiedenen Erfahrungen? Vielleicht hatte sich die Situation im ISG überhaupt nicht so zugetragen?
    Lea stolperte über einen hervorstehenden Pflasterstein und wäre fast gestürzt. »Mist«, entfuhr es ihr. Wenn sie weiterhin so geistesabwesend liefe, landete sie im Rhein. Lilly neben ihr hatte erschrocken einen Sprung zur Seite gemacht. Nun kam sie schwanzwedelnd zurück und leckte Leas Handrücken ab. Der Blick nach oben in ein dunkles Violettgrau verriet nichts Gutes. Lea wollte möglichst vor dem nächsten Schauer im Trockenen sein.
    Als sie fast die Gartentür erreicht hatte, bog gerade Frederike mit ihrem Fahrrad um die Ecke. Das Gesicht unter dem Fahrradhelm war von der Kälte des Fahrtwinds gerötet. Als Frederike Mutter und Hund sah, begann sie trotz des deutlich über Rufweite hinausgehenden Abstands sofort zu berichten: »Mama, ich hatte mein Erdkundebuch in der Schule vergessen, deshalb bin ich noch mal hingefahren.«
    »Und, hast du es bekommen?«
    »Ja, mein Klassensaal war noch offen. Außerdem: Hab ich dir schon erzählt, dass ich eine Zwei in Erdkunde habe?«, rief sie, immer noch aus einigen Metern Entfernung.
    »Super«, schrie Lea zurück, »jetzt brauchen wir auch an die Nachbarn keinen Brief mehr zu schreiben.«
    Gemeinsam waren sie nun vor dem Gartentor angekommen.
    »Wieso denn einen Brief an die Nachbarn?«
    Lea musste über Frederikes verdutztes Gesicht lachen, und irgendwie fand sie es nett, dass ihre Jüngste noch in einem Alter war, in dem man Erwachsenen fast jedes Wort glaubte.
    »Ach, das war nur Spaß, weil du so laut erzählt hast. Das ist schön mit der Note.«
    Frederike schob ihr Fahrrad durch das Gartentor und unter die große Tanne.
    Das Fahrrad ist auch bald wieder zu klein, dachte Lea, die ihr hinterhersah. Dabei kam es ihr vor, als habe sie das Kinderrad mit den Stützrädern gerade erst in den Keller gestellt. Sie drehte den Wasserhahn auf und spritzte Lilly, deren Bauch schlammgrau eingefärbt war, mit dem Schlauch ab. Geübt sprang sie rechtzeitig zur Seite, bevor der Hund sich schüttelte.
    Sie schätzte manche ihrer Erinnerungen so, wie man ein fesselndes

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