Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)
interessante Entdeckung gemacht.«
Es klopfte an der Tür. Ein älterer Beamter steckte seinen Kopf in den Büroraum. »Unten ist eine Frau Schlüter angekommen, aus München. Wir haben die Überstellungspapiere abgezeichnet. Ich sollte Ihnen Bescheid sagen.«
»Danke, Herr Wegemann«, sagte Bender, »bringen Sie die Dame bitte in den Verhörraum 321 und setzen Sie eine Beamtin zu ihr, damit sie keinen Unfug treibt.«
»Wird gemacht.«
Die Tür wurde geschlossen. Frau Kurz redete weiter.
»Also, wie gesagt, jetzt wird es interessant. Wir haben auf dem USB-Stick, den Sie uns gegeben haben, in einer Nebendatei die Nummer eines Postschließfachs in Paris entdeckt und die Kollegen in Paris gebeten, es für uns zu überwachen. Neben dieser Schließfachnummer waren alleine auf den Namen Thierry sieben verschiedene Bankverbindungen gespeichert.«
»Thierry«, wiederholte Lea. »Der Name aus dem PC?«
»Richtig, das haben wir nach Durchsicht der Videoaufnahme gestern Abend auch festgestellt, es scheint ein maßgeblicher Kontakt zu sein. Jedenfalls haben unsere Pariser Kollegen heute Morgen einen Mann namens Thierry Clerceau festgesetzt. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung in der Rue Chabrol fanden die Kollegen unzählige Handys mit einer ganzen Liste dazugehöriger PIN-Codes. Diese Entdeckung war auch für die Kollegen in Paris hochgradig verdächtig. Bei der Durchsuchung des Postschließfaches wurden 25700 Euro in kleinen Scheinen gefunden sowie eine Liste mit fünf Namen und Telefonnummern, mit jeweils einem Datum dahinter.«
»Wie in der Datei im ISG!«, entfuhr es Lea.
»Fast. Wir haben diese Liste per E-Mail erhalten und mit den Namen von Kursteilnehmern des ISG verglichen. Das nächste aufgelistete Datum ist der 13. April, mit dem dazugehörigen Namen Philipp Hohenstein.«
»Das ist doch …«
»Genau, der Herr aus Bad Homburg, dessen Namen Frau van der Neer Ihnen gemeinsam mit dem Namen von Madeleine Desault genannt hat. Letztere ist, wie wir wissen, nicht mehr am Leben.«
»Vielleicht wäre es sinnvoll, den Mann zu warnen.«
Lea dachte an die verschiedenen Selbstmordvarianten, die das ISG bevorzugte.
»Das haben wir uns auch gedacht und aus diesem Grund einen Beamten zu Herrn Hohenstein geschickt, um ihn darüber zu informieren, dass er seine Kurse in Sachen spirituelle Gesundheit nicht nur mit viel Geld, sondern unter Umständen sogar mit dem Leben bezahlen muss.« Kommissar Benders Stimme glich immer noch einem Reibeisen.
»Unglaublich!« Lea bat um einen Schluck Mineralwasser.
»Keinen Kaffee?«, fragte Frau Kurz.
»Nein danke, mein Puls erlaubt keine weitere Steigerung.«
»Verstehe.«
Frau Kurz zog neben ihrem Schreibtisch eine Flasche Mineralwasser hervor und reichte sie Lea zusammen mit einem Glas. Dann sagte sie: »Zurück zu Thierry. Über die Herkunft des Geldes und die Liste wollte Monsieur Clerceau erwartungsgemäß keine Auskunft geben. Diese Gelder hat er wohl mit den Listen zugeschickt bekommen.«
»Einfach so, per Post?«, fragte Lea ungläubig.
»Einfach so«, bestätigte Frau Kurz. »Wir gehen davon aus, dass er wohl kein Interesse hatte, dieses Geld den Steuerbehörden zu melden. Er hat einfach das Geld zusammen mit der Liste in dem Schließfach deponiert.«
»Aber warum hat er die Liste per Post erhalten?«
Lea fand, dass der Sachverhalt zunehmend kompliziert wurde.
»So ein Brief, auf dem PC geschrieben, ohne Absender an einen Empfänger postlagernd verschickt, hinterlässt keine elektronischen Spuren wie E-Mails, Faxe oder Telefonate. Man holt den Brief ab, deponiert die Liste und das Geld in einem Schließfach. Keine Namen, keine Kontonummer, nichts.« Frau Kurz legte ein weiteres Blatt zur Seite. Der Höhe des Papierstapels nach waren wohl unzählige Details ermittelt worden.
»Mit unserem Computerprogramm für Stimmanalysen konnten wir eine Sprechprobe von Thierry Clerceau mit der Aufnahme auf dem Anrufbeantworter von Frau van der Neer vergleichen.«
»Ach, so etwas gibt es?«
Sandra Kurz schilderte selbstbewusst die neuesten computergestützten Sprachanalyseverfahren, die nicht länger damit arbeiteten, Schallwellen oszillographisch aufzuzeichnen und zu vergleichen. »Wir sind auch kriminaltechnisch im 21. Jahrhundert angekommen. Also, die tontechnische Analyse hat sich jedenfalls als Volltreffer erwiesen. Die Stimme auf Frau van der Neers Anrufbeantworter vom Freitag, den 10. Oktober letzten Jahres, 8 Uhr, gehört Thierry Clerceau.«
Lea dachte an den
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