Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)
Neer und Madeleine Desault erzählen, sonst wäre ich meinen Job los, und sie würde schon dafür sorgen, dass ich keinen Boden mehr unter die Füße bekäme. Falls nach Madeleine gefragt würde, solle ich Frau Siegburger angeben. Wenn die Rede auf Madeleine Desault kommen sollte, hatte ich Anweisung, mich unwissend zu stellen.«
»Sie nannten uns also den Namen Siegburger«, führte Bender das Verhör weiter, »obwohl Sie wussten, dass dies für unsere Ermittlungen nicht die richtige Information war. Stimmt das?«
Frau Schlüter sagte nichts und schaute vor sich auf die blanke Tischplatte.
»Das ist Irreführung der Ermittlungsbehörde, vielleicht Komplizenschaft, ist Ihnen das klar?« Die Stimme von Kommissar Bender hatte einen einschüchternden Ton bekommen.
»Ja, ich weiß, es tut mir leid«, sagte Frau Schlüter leise, den Blick weiterhin auf die Tischplatte gerichtet.
»Sie kennen Frau Doktor Johannsen?«
Dana Schlüter blickte vom Tisch auf und schaute Lea unsicher an. Sie nickte. »Ja, sie war bei mir im Büro im ISG, im letzten Dezember.«
Bender wandte sich nun an Lea. »Frau Doktor Johannsen, bitte für das Protokoll: Ist das die Frau, der sie am 6. Dezember in den Räumen des Instituts für Spirituelle Gesundheit begegnet sind, die Sie in die Kunden-Datei des ISG aufgenommen, Ihnen anschließend die Räumlichkeiten gezeigt und Sie unter Umständen auch in einem Gästezimmer eingesperrt hat?«
»Nein, das war ich nicht, wirklich nicht!« Dana Schlüters Hand schloss sich um den Unterarm von Kommissar Bender. »Glauben Sie mir, das habe ich nicht getan.«
»Frau Schlüter, ganz ruhig! Wenn Sie mithelfen, wird sich alles aufklären.« Franz Bender nahm Dana Schlüters Hand von seinem Arm und schob sie fast behutsam über den Tisch. »So, und jetzt sagen Sie erst einmal gar nichts, bis Sie gefragt werden.«
Er wandte sich nochmals an Lea: »Frau Johannsen, ist das die Frau aus dem Büro des ISG?«
»Ja, das ist die Frau«, sagte Lea mit nicht ganz so fester Stimme. Sie fühlte sich, als müsse sie ihre Rechte auf die Bibel legen und sagen »so wahr mir Gott helfe«. Kommissar Bender nickte Lea zu und wiederholte ins Mikrophon: »Die hier anwesende Dana Schlüter wurde eindeutig von der Zeugin und Sachverständigen Frau Doktor Lea Johannsen identifiziert als Mitarbeiterin des Instituts für Spirituelle Gesundheit, die ihre Personalien aufgenommen und sie in das Zimmer geführt hat, in dem sie später eingeschlossen wurde.«
So klang also der offizielle Teil. Bender fuhr mit der Befragung Schlüters fort. »Wissen Sie, was im ISG geschehen ist, nachdem Sie die Personalien von Frau Johannsen aufgenommen haben?«
»Ich kann mich nicht mehr genau erinnern.«
»Ich denke doch, dass Sie das können, Frau Schlüter. Es wäre in jedem Fall besser für Sie.« Was aus Benders Mund kam, klang nicht mehr erkältet, sondern schneidend. »Sie sind sich doch darüber im Klaren, dass eine Anklage wegen Mittäterschaft für Sie im Raum steht? Da hätten wir Freiheitsberaubung, Körperverletzung und Mord in mehreren Fällen.«
»Mord! Nein, ich habe nichts getan. Ich habe mitbekommen, dass es Selbstmorde gab, aber ich habe nichts damit zu tun!«
»Nun gut, lassen wir das jetzt mal beiseite.« Benders Stimme wurde eine Spur versöhnlicher. »Erzählen Sie einfach der Reihe nach, was sich abgespielt hat, nachdem Frau Doktor Johannsen in Ihrem Büro war.«
Frau Schlüter wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. »Frau Langsdorf hat mich aus dem Büro geholt, um mir zu sagen, dass Frau Doktor Johannsen keine Freundin von Frau Hollmann ist und dass ich ihr auf keinen Fall Informationen über Frau van der Neer geben darf, wenn sie mich nach ihr fragen sollte. Sie sagte mir, dass Frau Johannsen mit der Polizei zusammenarbeiten würde und dass sie an einer Verleumdungskampagne gegen uns beteiligt sei.«
»Und das haben Sie geglaubt?«
Dana schaute wieder auf den Tisch. »Ich weiß nicht.«
Lea war dem Zeichen von Frau Kurz gefolgt und mit ihr in den Nebenraum gegangen. Hier konnten sie durch die Scheibe und den eingebauten Lautsprecher das Verhör verfolgen.
»Was wissen Sie über den Tod von Frau van der Neer?«, fragte Kommissar Bender weiter.
»Ich habe mitbekommen, dass Frau van der Neer sich umgebracht hat, was mir sehr leid tat. Sie war eine freundliche Person, sehr freundlich sogar, aber immer auch ein wenig traurig.«
»Kam Ihnen irgendetwas an ihrem Tod merkwürdig vor?«
»Zunächst nicht. Es wurde
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