Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)
mitochondrialen DNA-Analyse einen DNA-Abgleich durchführen und überprüfen, ob eine bereits strafrechtlich auffällige Person dieses Haar im Taschentuch Frau van der Neers hinterlassen hat.«
»Glauben Sie, dass dabei etwas herauskommt?«, fragte Lea.
»Möchten Sie eine ehrliche Antwort?«
»Hm, doch, eigentlich schon.«
»Gut. Ich glaube nicht, dass wir etwas finden. Aber wir suchen Hinweise, und die sind so lange wichtig, bis wir wissen, dass sie keine Bedeutung haben.«
»Verstehe«, sagte Lea und dachte daran, wie viele Spuren wohl in ihrem Haus auffindbar wären. Bestimmt ein spurensicherungstechnischer Super-GAU.
Lea hörte im Hintergrund das Rascheln von Papier, offensichtlich ging Franz Bender seine Notizen durch.
»Wir haben noch etwas«, fuhr Bender fort. »Auf dem Anrufbeantworter in der Wohnung der Toten fanden sich mehrere Nachrichten, die nicht gelöscht worden waren. Zwei davon waren von Freitag und drei von Samstag. Zwei Nachrichten waren von Kollegen, ein Anruf von einer Zeitung, die für ein Abonnement warb, und ein Anruf von Alexander van der Neer, der um Rückruf bat. Diese Anrufe haben wir überprüft, und es ergaben sich keine neuen Hinweise.«
Lea stellte sich den Anrufbeantworter vor mit einem blinkenden Signal für eingegangene Anrufe, die Frau van der Neer nun nicht mehr beantworten würde.
Franz Bender sprach weiter. »Eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter, vom Freitagmorgen, kurz nach 8 Uhr, gibt uns allerdings Rätsel auf. Nach dem Signalton hört man einen hellen Klang, als würde man zwei Metallstäbe kurz aneinanderschlagen.«
»Wie bei einer Triangel oder einem Windspiel?«, fragte Lea.
»Ja, so ähnlich. Dann hört man eine Männerstimme mit einem Akzent, wahrscheinlich französisch. Er sagt nur eine Zahl: 20. Danach folgt eine kurze Pause, und der Anrufer legt auf.«
Eine Zahl! Lea dachte an Frau van der Neers eindringliche Frage nach einer Zahl.
Indes redete Franz Bender weiter: »Der Anruf kam von einem Kartenhandy aus Frankreich, das haben wir über den Netzbetreiber in Erfahrung bringen können. Erinnern Sie sich, ob Frau van der Neer Freunde in Frankreich oder vielleicht in der Schweiz hatte? Erwähnte sie eine Bekanntschaft, eine Reise oder ein berufliches Engagement?«
Lea überlegte kurz. »Nein, nichts dergleichen … Jedenfalls niemanden, der derzeitig in ihrem Leben eine besondere Rolle gespielt hätte, weder Familienangehörige noch Freunde und auch keinen Lebensgefährten. Sie erwähnte nur Cleo Hollmann und diese beiden anderen Kursteilnehmer. Merkwürdig. Vielleicht einer der Männer, deren Namen Sie in ihrem Telefonbuch gefunden haben?«
»Vielleicht, aber da kommen wir nicht weiter, wir haben ihren Bruder dazu ebenfalls schon befragt«, sagte Bender.
»Und?«
»Er wusste nichts von Männerbekanntschaften oder längeren Beziehungen.«
Kommissar Bender schien ratlos, und auch Lea dachte nach, welche Information passen könnte.
»Frau van der Neer war wirklich schwierig.« Ihr fiel nichts Sinnvolleres ein. »Manchmal schien sie wirklich entschlossen, etwas zu erzählen, brach dann aber plötzlich mitten im Satz ab, wie … wie ausgeschaltet.«
»Ist es nicht üblicherweise so, dass die Patienten ganz froh sind, viel erzählen zu können?«, fragte Bender.
»Meistens schon, das Erzählen entspannt die meisten. Leider nicht alle.«
»Noch etwas zu dem Handy, von dem aus Frau van der Neers Anrufbeantworter angerufen wurde«, ergänzte Bender den Bestand an Ungereimtheiten. »Wir haben über die Registriernummer den Handybesitzer ausfindig gemacht. Das Handy war auf den Namen einer 56-jährigen, alleinstehenden Lehrerin aus Bulle in der Schweiz registriert. Diese hatte ihr Handy jedoch in einem Restaurant in Paris während einer Klassenfahrt verloren. Unglücklicherweise hatte sie ihren PIN-Code hinten auf das Handy aufgeklebt. Unser Anrufer hat demnach mit dem gestohlenen oder wie auch immer in seinen Besitz gekommenen Handy bei Susanna van der Neer angerufen. Hier endet erst mal die Spur … Leider«, fügte er deprimiert hinzu, fuhr aber sogleich in geschäftsmäßigem Ton fort: »Nun, solche Hindernisse sind unser täglich Brot. Konzentrieren wir uns also auf die anderen Anhaltspunkte. Dazu auch meine nächste Frage an Sie. Frau van der Neer hat bei einem der Termine bei Ihnen vom Teufel, einer Zahl und vom Tod gesprochen, richtig?«
Leas Blick fiel auf die Uhr über dem Eingang ihres Sprechzimmers, 16 Uhr 35. Scheinbar bewegten sich
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