Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Heeger
Vom Netzwerk:
und den will ich auch gar nicht haben. Außerdem habe ich noch einiges zu erledigen.«
    »Klar doch, Frau Doktor ist beschäftigt«, kam die nun wieder bissige Erwiderung von Cleo. Ohne ein weiteres Wort legte sie auf.
    Susanna wartete auf die nächste Zusammenkunft. Der Teufel! Mit ihm hatte sie nicht gerechnet. Aus den Gesprächen mit anderen hier hatte sie erfahren, dass man nie wissen konnte, welcher Schritt der nächste war. Man musste ihn annehmen, und erst wenn man ihn überwunden hatte, konnte man den Weg weitergehen. Aber der Teufel hatte sie aus der Fassung gebracht. In einer Einzelsitzung mit Marcion hatte sie ihre Begegnung mit ihm gehabt. Auf einem Thron sitzend, unbewegt, mit starrem Blick in die Ferne, war er erschienen. Ungläubig hatte sie ihn angestarrt, aber die Stimme Marcions, die sie auf die Begegnung vorbereitet hatte, hatte ihr wie immer geholfen. Leicht und geborgen fühlte sie sich, frei von jeder Angst, die sie eigen t lich verspüren sollte.
    Mit beiden Händen griff er nach einem großen bronzefarbenen Kelch, der auf einem Podest neben der Nische mit den weißen Kerzen stand. Er trat auf sie zu, reichte ihr das Trinkgefäß und forderte sie auf, daraus zu trinken. Der süße, kühle Wein erfrischte ihren trockenen Mund. Er streifte sein Gewand ab und ließ sich neben ihr auf dem harten Boden nieder. Seine Nähe strahlte eine Wärme aus, die einem Fieberschub glich. Sie spürte die Kette, die er ihr um den Hals legte. Als das kühle Metall ihren Hals berührte, ging ein Schaudern durch ihren Körper.
    Nachts in ihrem Zimmer erwachte sie und erinnerte sich daran, wie an einen Traum. Ihr Körper fühlte, dass es kein Traum gewesen war, und so stand sie auf und ging zum Waschbecken. Das kalte Wasser erfrischte ihr Gesicht, brachte aber keine Klarheit in ihre Erinnerung.
    Da Lea Kommissar Bender nicht im Büro erreichte, wählte sie seine Handynummer. Er meldete sich umgehend, und an seinem schnellen Atem erkannte Lea, dass er beim Gehen telefonierte. Sie berichtete ihm von dem erneuten Anruf Cleos und dass diese die Ermittlungen äußerst unangenehm finde.
    »Kann ich mir denken. Die benehmen sich im Frauenzentrum so, als hätten sie Stasi-Akten versteckt«, meinte Kommissar Bender trocken. »Jemina Faradiz hat uns erzählt, Susanna van der Neer habe sie auf einer ihrer Vortragsreihen über den ›Spirituellen Weg des Tarot‹ angesprochen, damals am Genfer See. Sie hatte sie um ein Gespräch unter vier Augen gebeten, das dann wohl auch zustandekam. Frau Faradiz war die Person, die in der Pension nach Susanna van der Neer gefragt hatte.«
    »Das stimmt wohl mit den Informationen von Alexander van der Neer überein.«
    Lea empfand es als beruhigend, dass wenigstens zwei Informationen zueinanderpassten.
    »Ja, es scheint zu stimmen. Wir haben die Konten von Frau Faradiz überprüft und Überweisungen von diesem ISG gefunden. Für ihre Verhältnisse recht ansehnliche Summen, einmal 3500 Euro und einmal 2700 Euro, in den letzten zwei Monaten. Die sonstigen Eingänge sind eher mager. Vortragshonorare und Kurshonorare von der Volkshochschule, Beträge zwischen 90 und 130 Euro, nicht mehr.«
    »Dieses Institut, ISG, ist das nicht auch in Verbindung mit der Hinterlassenschaft von Frau van der Neer aufgetaucht?«
    »Genau, wir vermuten, dass Jemina Faradiz Susanna van der Neer auf das ISG aufmerksam gemacht hat, was sie aber bislang bestreitet.«
    »Eigenartig, so eine Verbindung ist doch nichts Problematisches«, wandte Lea ein.
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Es sei denn … Wissen Sie inzwischen schon Näheres über dieses Institut?«, fragte Lea nach.
    »Durchaus. Frau Kurz und ich haben dort gestern mit unserem hessischen Kollegen einen Besuch abgestattet. Es liegt in der Nähe von Falkenstein im Taunus, am Waldrand. Von außen sieht es wie ein Gebäude aus, das Architekten entwerfen, um damit internationale Preise zu gewinnen. Wir haben mit dem Leiter der Einrichtung gesprochen, einem Mann, der sich Marcion nennt.«
    »Marcion«, wiederholte Lea, »ein merkwürdiger Name.«
    »Ein Künstlername. Mit bürgerlichem Namen heißt er Sebastian Schäfer. Der klassische Typus arroganter Schönling, der sich herablässt, mit niederen Personen über so profane Dinge wie ungeklärte Todesfälle zu sprechen.« Die Art, wie der Kommissar den Institutsleiter beschrieb, machte klar, was er von diesem selbsternannten Guru hielt. »Angeblich werden Methoden angeboten, die der persönlichen Balance und der

Weitere Kostenlose Bücher