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Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Heeger
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die Katharer selbst zu den Bösewichten. Genauer gesagt, zu Verführten, durch teuflische Mächte. Mit der Überführung von Teufeln, Unholden und Hexen wurden dann Dominikanermönche – kommt von domini canes , Hunde des Herrn  – beauftragt. Zwei dieser Dominikaner haben übrigens auch den berüchtigten ›Hexenhammer‹ geschrieben, eine Abhandlung zur Hexenverfolgung für die Inquisition, mit Folter und allem Drum und Dran.«
    Wie aufs Stichwort kam Lilly zu Lea in das Arbeitszimmer getrottet und stupste sie mit der Schnauze an.
    »So, dann steht hier noch, dass die Katharer mit einem blutigen Ketzerkreuzzug ausgerottet wurden, in Südfrankreich gegen Ende des 13. Jahrhunderts. In Oberitalien hielten sie sich immerhin bis ins späte 14. Jahrhundert.«
    »Gibt es auch irgendeine Verbindung zum Teufel oder zum Jüngsten Gericht?«, fragte Lea trotz der Menge an Informationen, die Elisabeth ihr bereits gegeben hatte, weiter nach.
    »Moment, ich gebe die Suchbegriffe mal ein … Ja … für die Albigenser wie auch die Katharer war der Teufel für die Versuchungen der irdischen Welt zuständig, als Gestalt des Bösen derjenige, der die Gläubigen von der reinen Lehre und der Nachfolge Christi abhielt. Die Angst um ihr Seelenheil brachte viele Menschen dazu, sich noch auf dem Sterbebett mit der ›Geisttaufe‹, auch ›Consolamentum‹ genannt, vor der ewigen Verdammnis zu retten. Das Ideal war es, nackt im Sinne von besitzlos dem Erlöser zu folgen. Dann konnte man auf die Vergebung der Sünden hoffen.«
    »Das passt doch«, stellte Lea fest, »die Frau, von der ich dir berichtet habe, hatte schon für diverse Kurse größere Summen an das ISG gezahlt und ihm schließlich auch noch einen nicht unbeträchtlichen Teil ihres Barvermögens hinterlassen. Vielleicht hatte sie auch die Vorstellung, dass es hilfreich sein würde, ohne Besitz vor das Jüngste Gericht zu treten. Vielleicht hat sie sich so die Vergebung ihrer Verfehlungen oder Sünden erkaufen wollen?«
    »Das kann gut sein.« Elisabeth tippte wieder auf der Tastatur. »Hier ist noch etwas Interessantes: Das ISG war vor drei Jahren in der Zeitung, weil sich zwei Schwestern gemeinschaftlich umgebracht hatten. Diese beiden Frauen hatten längere Zeit Kurse in dem Institut besucht. Sie wurden aus dem Main gefischt, genauer bei Oberrad in Ufernähe von einem Fahrradfahrer entdeckt. Das gab große Schlagzeilen in den Frankfurter Zeitungen, zumal auch von Hinterlassenschaften an dieses Institut die Rede war. Die Ermittlungen haben aber nichts Verwertbares ergeben, und so beließ man es bei der Erklärung, dass eine religiöse Verirrung mit vorliegenden Suizidtendenzen zu diesem doppelten Freitod geführt haben müsse.«
    Lea war beeindruckt, das würde Kommissar Bender sicher interessieren.
    »Ob das alles nur Zufall ist?«, überlegte sie laut.
    »Lea, ich muss jetzt leider los in die Schule, ich habe zwei Stunden Religion zu unterrichten. Ich suche später noch ein bisschen in den Dateien herum. Hast du noch irgendein Stichwort?«
    Einer spontanen Eingebung folgend sagte Lea: »Marcion, geschrieben mit c, und Tarot, beziehungsweise Spiritueller Weg und Tarot, wenn das nicht zu viel verlangt ist.«
    »Ich werde sehen, was ich für dich aufspüren kann.«
    Lea hörte, wie ein Stuhl zurückgeschoben wurde, und beeilte sich, das Gespräch zu beenden. Sie wollte keinesfalls dafür verantwortlich sein, dass Elisabeth sich abhetzen musste. »Ich danke dir, Elisabeth, das war sehr aufschlussreich. Wenn ich dir irgendwann einmal helfen kann, musst du Bescheid sagen, bitte!«
    »Lea, lass gut sein! Für einen echten Sektenjäger gibt es nichts Spannenderes, als in die Welt der Geheimbünde und Bruderschaften einzutauchen. Also mach dir keine Gedanken. Ich recherchiere weiter, und dann melde ich mich.«
    Lea freute sich schon auf den Anruf von Elisabeth, die noch eine Zugabe hatte: »Ach, übrigens, du kennst doch die ›Nanas‹ von Niki de Saint-Phalle?«
    »Ja«, bestätigte Lea, gespannt, wohin diese Frage führte. Die bunten Riesenfiguren gefielen ihr sogar besonders gut. Pralles Leben und viel Farbe.
    »Ein Teil dieser Figuren ist den Tarotkarten nachgebildet. Das ist doch mal was Nettes, oder?«
    »Ja, nett«, wiederholte Lea verwundert, »und erstaunlich.«
    »Siehst du, die Welt der Spiritualität ist immer wieder überraschend! Also tschau und bis bald.« Elisabeth legte auf.
    Lea lehnte sich im Stuhl zurück und streckte die Beine aus. In meinem nächsten

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