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Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Heeger
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Susanna senkte die Augen und sah auf den Schatten seines Gewandes, den das Kerzenlicht auf den Fußboden zeichnete. Sie ließ sich entmutigen und dachte an ihre letzte rituelle Unterweisung. Es tönte in ihr: »Der Teufel lässt mich nicht gehen, ich brauche Hilfe, was wird aus mir, wenn er mich niemals for t lässt?«
    Ihr Blick folgte einer anderen Kursteilnehmerin, die nach vorne ging, um sich ein neues Zeichen geben zu lassen.
    Am nächsten Morgen, als alle Kinder zur Schule unterwegs waren, Sören wahrscheinlich schon im OP stand und Lilly sich erschöpft vom morgendlichen Toben in ihrem Korb ausruhte, suchte Lea in ihrem abgegriffenen Telefonbuch nach der Nummer von Elisabeth Maurer.
    Elisabeth war für alle Fragen rund um Sekten und religiöse Gruppierungen die richtige Ansprechpartnerin, und außerdem gehörte sie zu den seltenen und wertvollen Personen, die andere allein schon durch ein Telefonat in gute Laune versetzen können.
    Lea fand die Nummer des Gemeindebüros in Bornheim. Sie hatte Glück. »Mensch, Lea, ich habe ja seit ewigen Zeiten nichts mehr von dir gehört«, wurde sie von Elisabeth freudig begrüßt.
    »Da sagst du was, Elisabeth! Wie geht es dir?« Lea wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, doch nach den üblichen Fragen zu Gesundheit, Familie, Beruf und der allgemeinen Stimmungslage kam sie zügig zum eigentlichen Anlass ihres Anrufes. Kurz schilderte sie das Problem und war gespannt, ob Elisabeth schon einmal von diesem Institut gehört hatte.
    »ISG, sagst du? Das kenne ich. Warte mal kurz, ich werfe schnell den PC an. Ich habe über alle Gruppierungen, die ich bisher bearbeitet habe, eine kleine Datei angelegt. Gleich hab ich sie, Moment noch!« Elisabeth murmelte vor sich hin, während sie in ihren Dateien suchte. Es dauerte nicht lange, und sie schien etwas gefunden zu haben. »Also, das ISG wurde 1975 von einem Franzosen namens Guillaume Auboise gegründet und hat sich die Suche nach der Erlösung zur Aufgabe gemacht. Es gibt diese Institute für Spirituelle Gesundheit in Belgien, natürlich Frankreich, der Schweiz, Deutschland und in England. Das geschäftsführende Institut hat seine Adresse in Paris, in der Rue Cassette im 6. Arrondissement, sehr noble Ecke.«
    »Kannst du etwas darüber finden, was diese Institute inhaltlich machen, welche Lebenshilfen oder Heilslehren eine Rolle spielen?«
    »Hm, warte mal«, Lea hörte das Klicken der Tastatur. »So, hier steht: Die Institute helfen nach eigenem Verständnis einem Suchenden, den ›Weg‹ zu finden.«
    Lea verspürte eine gewisse Erregung, als sie diese Worte hörte. Der Weg, von dem Susanna van der Neer gesprochen hatte? »Und weiter?«, fragte sie ungeduldig.
    »Ja, da ist noch etwas. Dieser ›Weg‹ war wohl ursprünglich ein geheimer Weg einer Sekte im Mittelalter und der Frühen Neuzeit. Sie geht auf die Albigenser zurück.«
    »Wer sind denn die Albigenser?«
    »So nannte sich eine Bewegung im 12. und 13. Jahrhundert, die sich vom Papsttum und der katholischen Kirche abwandte. Sie müssen sehr mächtig gewesen sein, da sich insbesondere in Südfrankreich große Teile des Adels, zum Beispiel auch die Grafen von Toulouse, diesem Zweig der Katharer angeschlossen hatten.«
    »Die Katharer, wer waren die noch wieder?« Lea war in der Kirchengeschichte des Mittelalters nicht unbedingt bewandert.
    »Der Name Katharer kommt ursprünglich aus dem Griechischen kataroi , die Reinen . Später wurden sie allerdings Ketzer genannt.«
    »Das ist interessant«, bemerkte Lea, die sich an ihren Geschichtsunterricht erinnert fühlte.
    »Ist es auch«, bestätigte Elisabeth, »denn eigentlich verurteilten diese so genannten Ketzer die Kirchenführer der Amtskirche für ihre Lebensweise. Die kirchlichen Würdenträger dieser Zeit hielten sich häufig genug nicht an die eigenen Regeln, und die Päpste rühmten sich nicht nur mit den Kunstschätzen, die sie in Auftrag gaben, sondern fielen auch mit einem insgesamt verschwenderischen Lebensstil auf. Und mit dem Zölibat war man alles andere als streng, wie du dir vorstellen kannst.«
    »Kann ich«, sagte Lea und dachte an den legendären Papst Alexander VI. und seine berüchtigten Kinder Cesare und Lucretia Borgia, die bekannt waren für ihre Gelage in den Räumen des Vatikans, zu denen auch Kurtisanen geladen waren.
    »Da die Kirche für Kritiker wenig übrig hatte«, erzählte Elisabeth weiter, »fackelte sie nicht lange, das ist hier wörtlich zu nehmen, und erklärte kurzerhand

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