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Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Heeger
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hin. An einem Samstagabend um 18 Uhr konnte eigentlich niemand damit rechnen, dass sie noch im Büro des Polizeipräsidiums sitzen würden. »Es ist der Ehemann von Frau Doktor Johannsen, seine Frau ist verschwunden«, gab sie ihm zusammengefasst die wichtigste Information samt Telefon weiter. Verblüfft nahm Franz Bender ihr das Gerät ab.
    »Bender«, meldete er sich.
    Am anderen Ende der Leitung versuchte ein hochgradig beunruhigter Sören Johannsen ihm im Schnelldurchlauf zu erklären, dass seine Frau mit ihrer Freundin Elisabeth bei einem Waldspaziergang nach Falkenstein geraten und zufällig auf dieses Spirituelle Institut gestoßen war. Lea habe – den zugegebenermaßen verrückten – Plan gefasst, mehr über dieses Institut zu erfahren und sich dort hineingeschlichen. Nachdem Elisabeth etwa eine knappe Stunde gewartet hatte und sich überhaupt nichts in dem Gebäude rührte, war sie mit einem Taxi zum Kongresszentrum zurückgefahren und hatte ihn angerufen. Zuvor hatte sie natürlich versucht, Lea auf ihrem Handy zu erreichen, allerdings erfolglos. Sie hatte lediglich eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen können.
    Nachdem Kommissar Bender Sörens Bericht zu Ende angehört hatte, stand er auf und winkte seiner Kollegin. »Auf geht’s, Sandra! Informiere die hessischen Kollegen. Wir treffen uns vor dem feinen Institut. Und dann befragen wir mal Herrn Schäfer und seine Mitarbeiter.«
    Frau Kurz nickte und erhob sich. Bender verabschiedete sich von Sören und versicherte ihm:
    »Wenn wir etwas finden, insbesondere natürlich Ihre Frau, bekommen Sie sofort Bescheid.«
    Er schob seinen Schreibtischstuhl zurück, der ein quietschendes Geräusch von sich gab, und griff nach seinem Mantel, der am Garderobenhaken neben der Tür hing. Sandra Kurz zog ihre gefütterte Lederjacke an, die sie über die Rückenlehne ihres Schreibtischstuhles gehängt hatte. Im Taunus konnte man frostige Temperaturen erwarten, vielleicht sogar Schneeregen. Das Licht ließen sie an; vielleicht würden sie an diesem Abend noch einmal zu ihrer Dienststelle zurückkehren und Kommissar Bender hasste dunkle Räume. Sie machten sich auf den Weg ins Parkhaus des Polizeipräsidiums, in dem ihr Dienstwagen stand.

    Lea hörte Stimmen. Die Wolke, die sie einhüllte, war nicht mehr so dicht und dämpfte nicht mehr alle Geräusche komplett ab.
    »Schön, dass Sie wieder bei uns sind. Seien Sie versichert, Sie haben sich den richtigen Kurs ausgesucht.«
    Der zuvorkommende Tonfall wirkte trotz ihrer verwischten Wahrnehmung falsch, und Lea versuchte, zu sich zu kommen.
    »Wir werden jetzt beginnen. Ich denke, Sie werden interessante Erfahrungen machen. Sie sind bereit, da bin ich mir sicher.«
    Wovon sprach diese Stimme nur? Lea versuchte, ihr Denken zu ordnen, aber es gelang ihr nicht. Einzelne Gedankenfetzen setzten sich flüchtig zusammen, um sofort wieder auseinanderzudriften. Sie sah Bilder: Sören auf einem Felsvorsprung über dem Meer, Frederike und Lilly, die über eine Wiese auf sie zugerannt kamen; sie spürte unter ihren blanken Fußsohlen die warme Erde eines Weges, roch den süßlich-feuchten Geruch des Fallobstes im Herbst und sah eine Frau mit schwarzen Haaren am Flussufer. Dann hörte sie wieder diese Stimme.
    »Sie atmen ruhig ein und aus, Sie entspannen jeden Teil Ihres Körpers.«
    Lea spürte, wie ihre Muskulatur sich entspannte, und fühlte kaum noch die harte Liege unter ihrem Körper.
    »Sie sehen ein weißes Licht über Ihrem Kopf. Sie schauen in das Licht hinein. Sie haben keine Angst vor seiner Stärke. Sie erfahren die göttliche Macht. Sie fühlen sich klein und unscheinbar. Sie denken an Ihre Sünden. Sie möchten zu diesem Licht, möchten sich aufgehoben fühlen in der Reinheit des Geistes.«
    Die weiße Wolke wurde wieder dichter. Lea schwebte, körperlos. Eine Leichtigkeit, die sie zuvor nie erlebt hatte, erfasste sie. Zufriedenheit breitete sich in ihr aus, die Worte drangen durch eine poröse Hülle in sie ein. Sie vernahm den Klang.

Vierzehntes Kapitel
    Der Brief, den Susanna gesucht hatte, lag fast oben auf dem kleinen Stapel. Sie faltete ihn auseinander und begann zu lesen.
    Dieser Brief, den sie vor über zwanzig Jahren erhalten hatte, gehörte zu den Meilensteinen ihres ordnungslosen Lebens.
    Seit damals öffnete sie die Post mit ängs t licher Angespann t heit, überflog die ersten Zeilen und konnte zumeist dann erst beruhigt weiterlesen. Der Brief damals war kurz gewesen und eindeutig, eigen t lich

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