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Mercy, Band 2: Erweckt

Mercy, Band 2: Erweckt

Titel: Mercy, Band 2: Erweckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Lim
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sagt er: „Jennifer Appleton und Lauren Daley.“
    Kaum hat er die Worte ausgesprochen, da sehe ich zu meiner Verblüffung Luc vor mir. So lebendig, als stünde er hier bei uns im Raum. Ein grausames, spöttisches Lächeln umspielt seinen schönen Mund, wie immer wenn ihm ein guter Streich geglückt ist oder wenn er mir eine unerfüllbare Aufgabe gegeben hat. Ich greife mit beiden Händen in die Luft, um die goldene Vision zu fassen, obwohl ich weiß, dass ich meine verlorene Liebe nicht festhalten kann, dass es nur eine Halluzination ist, eine Botschaft an mein wahres Ich. Eine Erinnerung. Aber woran soll ich erinnert werden?
    Luc, mein Liebster, was willst du mir sagen? Hilf mir!
    Ranald starrt weiter auf den Bildschirm, ohne meine seltsame Reaktion zu bemerken. „Lauren war am längsten gefangen, fast genau zwei Jahre. Sie ist das Mädchen, das aus Paradise stammt. Der ganze Or t – fast zweitausend Einwohne r – hat sie in Empfang genommen, als sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Und Carmen wurde bei dieser Willkommensfeier auch geehrt.“ Ranald blickt rasch zu mir auf, dann wieder auf den Bildschirm. „Würde man ihr doch nie zutrauen, wenn man sie so sieht. Ich meine, dass sie es geschafft hat, sich selbst und die beiden anderen Mädchen zu befreien. Da steht sogar, dass sie dem Typ die Augen ausgestochen hat. Der wird nie wieder sehen können.“
    Von hinten im Laden ruft jemand „Lela?“ Es ist eine ruhige, tiefe, fremde Stimme mit einem starken Akzent.
    Ich drehe mich um: Sulaiman, der Koch, hat mich gerufen. Dabei hat er mich in den letzten zwei Stunden keines Wortes gewürdigt, höchstens hin und wieder gegrunzt oder mir einen kurzen Blick zugeworfen. Ich sehe direkt in seine ruhigen dunklen Augen, die mich aus der Durchreiche anstarren, und ziehe fragend die Augenbrauen hoch.
    „Du wirst in der Küche gebraucht“, brummt er.
    Ich starre ihn an. Seit wann denn das? Und warum gerade jetzt, obwohl keine Menschenseele im Café ist? Sulaiman starrt zurück, ohne mit der Wimper zu zucken.
    „Du entschuldigst mich bitte“, sage ich knapp zu Ranald.
    Er nickt, senkt den Blick und trinkt wieder einen Schluck Kaffee. Er ist enttäuscht, das spüre ich. Aber als ich weggehe, öffnet er ein neues Fenster und arbeitet konzentriert weiter.

Kapitel 5

    Sobald ich in die Küche komme, sagt Sulaiman kalt und unfreundlich: „Räum die Spülmaschine aus.“ Er deutet mit der Hand auf eine große Edelstahlmaschine, die in eine Ecke des Raums gezwängt ist.
    In dieser Küche ist es so eng, dass ich mich mühsam an Sulaiman vorbeischlängeln muss, um ihn nicht zu berühren. Ich kann es nicht ertragen, angefasst zu werde n – das ist einfach so. Ich brauche viel Bewegungsfreiheit, nach dem Motto „leben und leben lassen“. Seltsamerweise macht auch Sulaiman einen großen Bogen um mich, fast als wollte er mich nicht in seiner Nähe haben, obwohl er mich doch gerufen hat.
    „Ist das alles, was ich hier soll?“, murre ich, ohne meinen Ärger zu unterdrücken, und stampfe missmutig zu der riesigen Geschirrspülmaschine hinüber. „Kann das nicht warten?“
    „Nein“, sagt Sulaiman barsch. „Wenn ich kein sauberes Geschirr habe, kann ich nicht weitermachen. Alles hat hier seinen Platz, und genau da muss es stehen oder es herrscht Chaos, Lela. Wieso muss ich dir das überhaupt erklären? Reggie sagt, du bist hier das Mädchen für alles, und das ist nicht nur so ein dummer Spruch von ihr, oder?“
    Ich spare mir die Antwort und beuge mich über das kompliziert aussehende Bedienfeld der Spülmaschine. Schließlich finde ich den Knopf, der die Tür aufspringen lässt. Heißer Dampf zischt mir ins Gesicht und ich huste. Der Inhalt des Geschirrspülers ist glühend heiß, aber ich warte nicht ab, sondern nehme Teller, Platten, Schüsseln, Tabletts, Töpfe und Pfannen und knalle alles unsortiert auf die Arbeitsfläche, die am nächsten bei den Öfen ist, in Reichweite von Sulaimans großen Pranken. Soll er doch selber damit klarkommen.
    „Lel a …“, sagt Sulaiman warnend.
    Ich stelle mich taub und staple das Geschirr weiter wahllos aufeinander. Ich muss unbedingt Ranald abfangen, bevor er geht. Ich habe noch so viele Fragen. In Carmens Geschichte ist mir etwas Entscheidendes entgangen, das weiß ich. Vielleicht findet sich irgendwo da draußen im Internet ein Hinweis, wie ich hierhergekommen bin. Die Neills haben keinen Compute r – ich habe heute Morgen das ganze Haus durchkämmt, von den staubigen,

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