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Mercy, Band 2: Erweckt

Mercy, Band 2: Erweckt

Titel: Mercy, Band 2: Erweckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Lim
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herumläuft, um sich unscheinbarer zu machen, als sie ist. Und der Ausdruck „Hure“ von heute Morgen war wahrscheinlich nicht allzu weit von der Realität entfernt. Cecilia fügt hinzu: „Justine hat Ärger mit ihrem Ex-Freun d – folgt ihr überallhin, der Typ lässt sie einfach nicht in Ruhe. Einmal war sie im Krankenhaus, so hat er sie geprügelt. Hat ihn verlassen, aber jedes Mal, wenn sie in anderen Club geht, findet er sie wieder. Sie ist umgezogen, nützt aber nichts, er findet sie wieder. Niemand nimmt Justine ernst, außer dir. Nicht mal die Polizei. Du hast sie in Büro von M r Dimowski versteckt, als er gerade nicht da war. Weißt du noch? Justine hat geweint, hat gesagt, das überlebt sie nicht.“
    Ungläubiges Staunen liegt in Cecilias Augen: Wie kann man so etwas vergessen? Und sie hat Recht, ich würde mir an ihrer Stelle auch nicht glauben. Lela hat Justine vor einem gewalttätigen Stalker versteckt? Kein Wunder, dass sie dachte, ich wollte ihr einen bösen Streich spielen.
    Justines Verhalten, ihre Aufmachung, das alles leuchtet mir jetzt vollkommen ein. Immer sind es Männer, die einer Frau so etwas antun. Verbrechen aus Leidenschaft? Aus weiblicher Sicht hat das nie mit Leidenschaft zu tun. Ich hoffe, dass Justine dem Dreckskerl entkommt und eine bessere Arbeit findet.
    Cecilia hat mir während unseres Gesprächs einen Kaffee gemacht, und ich nippe daran, weil ich es nett von ihr finde und sie ihre kostbare Pause dafür geopfert hat. Aber ich bin kein Kaffeefan, das wird mir sofort klar, und schiebe die Tasse unauffällig beiseite.
    Alles in dieser Klitsche ist so alt und potthässlich wie die Kaffeemaschine. Die Kühlregale mit den Softdrinks, die Klimaanlage mit dem Bedienfeld, an dem ganze Teile fehlen, die beiden Deckenventilatoren, die in vollem Tempo herumrattern, die wackligen Tische, deren Beine mit zusammengefaltetem Papier unterlegt sind, die Stühle, die nicht zusammenpassen, die runden grünen Plastiklampen, die wie Astronautenhelme aussehen, die rosa gerahmten Bilder von idyllischen Urlaubszielen, die wahrscheinlich längst nicht mehr existieren, weil sie Parkplätzen und Einkaufszentren weichen mussten. Es ist ein schäbiger Ort, das Green Lantern , und ich frage mich, was der gut gekleidete junge Typ, der allein an einem Tisch sitzt und an seinem Laptop arbeitet, hier zu suchen hat.
    Die Sonne streift sein lockiges, kurz geschnittenes, braunes Haar. Er hat blaue Augen, gerade Brauen, eine blasse Haut, und die leichten Furchen in seinem Gesicht verleihen ihm einen strengen, fast kalten Ausdruck. Er ist etwa eins achtzig, hat aber eine schlechte Haltung, wodurch sein Anzug irgendwie zu groß wirkt. Er kriecht fast in seinen Bildschirm hinein, mit eingezogenen Schultern wie eine Schildkröte oder eine Ente. Wahrscheinlich ist er kurzsichtig, will aber keine Brille tragen. Ansonsten ein ganz normaler Typ. Nicht direkt hässlich, aber auch kein Traummann. Nicht wi e …
    Wieder das Nervenflackern, als mich unversehens die Erinnerung einholt. Ich fasse mir an die Stirn, bis das quälende Gefühl verflogen ist.
    Was zum Teufel ist los mit mir? Was sind das für verbotene Bereiche in meinem Gehirn, die ich versehentlich überschreite, immer wieder, als hätte ich bewusst daran herummanipuliert?
    Ach wirklich?, höhnt meine innere Stimme.
    Na ja, mehr als üblich jedenfalls, gebe ich zurück .
    Der Laptop-Freak hebt den Kopf und sieht mich an, als hätte er meine Gedanken aufgefangen. „Ist Andy je mit dir ausgegangen?“, fragt er und trinkt einen Schluck Kaffee aus einer schweren, elfenbeinfarbenen Tasse.
    Lelas Augenbrauen ziehen sich zusammen, aber das kommt natürlich von mir. Auf so eine persönliche Frage bin ich nicht gefasst. Aber wenn scho n – ich respektiere auch keine Grenzen, also kann ich ihm ja entgegenkommen.
    „Entschuldigung“, sage ich, während ich zu ihm in den Essbereich gehe, um ihm ins Gesicht zu sehen. „Kennen wir uns?“
    Ich bin ein Freund der direkten Art. Um den heißen Brei herumzureden, kostet nur unnötig Zeit und Kraft.
    Als er mich ansieht, zucke ich zurück. Zorn flammt in seinen Augen auf. Oder bilde ich mir das nur ein? Wie auch immer, er hat sich schnell wieder im Griff und antwortet: „Ranald, okay? Ich komme fast jeden Morgen hierher, seit einem Jahr, und hole mir meine Koffeinladung bei Cecilia. Ihr Kaffee ist weit und breit der beste, und ich hab wirklich alles ausprobiert, was es hier in der Gegend gib t – mindestens drei Blocks weit

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