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Mercy, Band 2: Erweckt

Mercy, Band 2: Erweckt

Titel: Mercy, Band 2: Erweckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Lim
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unbewohnten Vorzeigezimmern bis zur Küche und Waschküche, die aussehen, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Das modernste Gerät bei Lela zu Hause ist ein altes Wandtelefon.
    Im Essbereich vorne läutet ein Telefon minutenlang, bis endlich jemand hingeht. Ich bin jetzt fast fertig, nur der riesige Besteckkorb muss noch ausgeräumt werden.
    „ Green Lantern “, bellt jemand ins Telefon. Reggie ist anscheinend wieder da und ihre Laune hat sich nicht verbessert.
    „Soll das ein Witz sein?“, faucht sie, während sie sich umdreht und mich durch die Durchreiche anfunkelt.
    Cecilia reißt ihr wortlos das Telefon aus der Hand und übernimmt das Gespräch. Mit einem besorgten Blick zu mir sagt sie: „Ja, ich verstehe, vielen Dank.“
    Dann legt sie den Hörer auf und Reggie schreit sofort los: „Jetzt reicht’s mir aber langsam, nie ist sie voll einsatzfähig. Immer müssen wir den Kopf für sie hinhalten. Er soll sie endlich rauswerfen und jemand anders suchen. Ich mach das nicht mehr mit.“
    „Reggie!“, ruft Cecilia warnend, aber Reggie brummt nur: „Ist doch wahr, verdammt noch ma l – rauswerfen soll er sie, und Schluss.“ Dann kehrt sie mir den Rücken zu und beglückt den nächsten verschwitzten Kunden mit ihrem charmanten Service.
    Ich zerre gerade die letzte Fleischzange aus der Spülmaschine, als Cecilia die Schwingtür aufstößt und in die Küche kommt. Nervös wischt sie sich die Hände an ihrer schwarzen Schürze ab.
    „Ähm, Lela?“, sagt sie vorsichtig. „Du sollst nach Hause kommen. Georgia hat angerufen. Sagt, es ist dringend.“ Sie sieht mich verwundert an, als ich nicht sofort aufspringe und losrenne.
    „Oh?“, sage ich stirnrunzelnd, dann erst erinnere ich mich. Die Frau im Bett. Und Georgia ist die Helferin, die tagsüber kommt. Eine Pflegerin oder so? Cecilias Gesichtsausdruck verrät mir, dass meine Reaktion ziemlich daneben sein muss. Wahrscheinlich müsste ich jetzt ausrasten.
    Ich rücke schnell Lelas Gesicht zurecht, schaue fragend zu Sulaiman, dann auf den wackligen Geschirrstapel neben ihm.
    Sulaiman schüttelt den Kopf und seufzt: „Geh zu deiner Mutter. Und nimm dir die Zeit, die du brauchst. Cecilia springt ein. Mal wieder.“
    Cecilia dreht mich um, als sei ich ein Kind, bindet mir die Schürze ab, zieht sie mir über den Kopf und hängt sie an einen Haken in der Nähe.
    „Du nimmst besser die Seitentür“, wispert sie mir zu, während sie mich durch die Schwingtür schiebt und in den engen, dunklen Flur mit dem Toilettenpfeil an der Wand hinausdeutet. „Geh schnell, solange Reggie nicht herschaut.“
    Ich halte einen Augenblick inne und checke den Essbereich. Ranald ist schon fort und mit ihm seine Wundermaschine. Die Uhr über den ratternden Kühlschränken zeigt kurz nach zwölf.
    Ich öffne vorsichtig die Seitentür und die Hitze draußen trifft mich wie ein Keulenschlag. Der Gestank aus den Mülltonnen treibt mir die Tränen in die Augen. Ratlos stehe ich in der Gasse und starre auf die Straße. Ich habe keine Ahnung, wo der Bus nach Hause abfährt.
    Als ich zögernd auf die nächste Kreuzung zugehe, ruft jemand hinter mir: „Lela!“
    Ich drehe mich um und beschirme meine Augen. Eine hochgewachsene Gestalt mit langem lockigem Haar kommt mir auf der leicht abschüssigen Straße entgegen. Mit der grellen Sonne im Rücken ist sie wie von einem Kranz aus gleißendem Licht umgeben, sie flirrt vor Hitze in ihrem schimmernden weißen Gewand. Eine Sekunde lang habe ich das Gefühl, dass das grelle Licht auch in mir ist, und die Gestalt vor mir ist wie eine ferne, fleischgewordene Erinnerung. Mein Kopf fängt an zu pochen vor banger Erwartung, und ich gehe langsam, verwirrt, auf die Gestalt zu.
    Dann fällt die Vision in sich zusammen, und ich erkenne Justine Hennessy. Der wabblige Haarknoten ist allerdings verschwunden, stattdessen hat sie ihr Haar irgendwann vorhin auf Lockenwickler aufgedreht, sodass es jetzt noch wilder aussieht. Außerdem trägt sie das grellste Bühnen-Make-up, das ich je gesehen habe, und sieht zehn Jahre älter aus als heute Morgen. Ihr Gesicht besteht nur aus Kontraste n – die Haut fast geishaweiß, die Lippen blutrot, die Augenbrauen zu dick in einem unnatürlichen Kajalfarbton nachgezogen, falsche Wimpern mit eingearbeiteten Federn. Vom Hals aufwärts sieht sie aus wie eine Karikatur der jungen Frau, die heute Morgen in den Bus gestiegen ist. Sie trägt ein übergroßes weißes Hemd, das offen über einem langen, trägerlosen weißen

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