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Mercy, Band 2: Erweckt

Mercy, Band 2: Erweckt

Titel: Mercy, Band 2: Erweckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Lim
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über sie wissen, was du nur finden kanns t – dann stehe ich ewig in deiner Schuld.“
    „Im Ernst?“, fragt er eifrig. „Gehst du dann endlich mal mit mir aus? Zum Abendessen oder so?“
    „Wenn’s weiter nichts ist“, sage ich, ohne mich irgendwie festzulegen, „ja, vielleicht.“
    Einen Versuch ist es jedenfalls wert. Ich kann mich nur an diesen Namen erinnern, Carmen Zappacosta, sonst nichts. Aber vielleicht existieren Informationen über sie auch außerhalb meines löchrigen Gehirns?
    Ranald wirft einen Blick auf seinen Bildschirm, dann schaut er wieder zu mir hoch. „Ist das alles? Soll ich wirklich nur über dieses Mädchen recherchieren?“
    Es klingt enttäuscht, als sei die Aufgabe, die ich ihm gestellt habe, viel zu leicht für ihn. Der Computer-Nerd braucht eine Herausforderung? Wenn er wüsste! Ich möchte mal sein Gesicht sehen, wenn ich ihm sagen würde: Finde meinen richtigen Namen heraus. Und den wahren Grund, warum ich immer wieder in einem fremden Körper erwache, ohne mich zu erinnern, wie ich hineingekommen bin, ohne die geringste Ahnung, warum mir das auferlegt ist. Oder wie so etwas überhaupt möglich ist.
    Stattdessen nicke ich nur und antworte: „Ja, das ist alles.“
    Hier ist Geduld angesag t – immer schön Schritt für Schritt. Erst muss ich herausfinden, was mit Carmen Zappacosta los war, warum meine Erinnerung an sie vollständig blockiert ist, dann folgt der Rest von selbst. Daran muss ich mich halten.
    Ranald tippt jetzt Carmens Namen in das leere Feld auf dem Bildschirm. Ich brauche ihn nicht zu verbessern, er schreibt ihn auf Anhieb richtig. Achtzehn Seiten mit Ergebnissen meldet der Computer, und als Ranald den ersten Link, einen Zeitungsbericht mit Farbfotos, anklickt, fällt mir vor Staunen die Kinnlade runter. Ich hatte keine Ahnung, was dort draußen alles herumschwirrt. Unmengen von Informationen, die man nur sammeln, sichten und ordnen muss.
    Ranald lacht kurz auf, als er mein fassungsloses Gesicht sieht. „Das ist keine Zauberei. Du musst nur wissen, was du im Netz suchs t – und vor allem musst du die Suchergebnisse mit Vorsicht genießen.“
    Fasziniert beuge ich mich vor, um den Artikel zu überfliegen. Carmen Zappacosta ist eine schmächtige Sechzehnjährige mit einer großen Sopranstimme. Sie wurde vor Kurzem aus der Gewalt eines pädophilen Chorleiters gerettet. Der Mann war bereits aktenkundig gewesen, nachdem er eine minderjährige Schülerin verfolgt hatte. Es ist eine traurige Geschichte und mir blutet das Herz wegen Carmen. Aber es überrascht mich nicht, solche Dinge liegen wohl in der menschlichen Natur.
    Stumm betrachte ich die Großaufnahme von Carmens Gesicht. Blass, fleckiger Teint, dunkle Augen mit tiefen Ringen darunter. Schwarze Locken, die sich um ihren Kopf bauschen, fast zu wild und schwer für ihr zierliches, kleines Gesicht. Das Foto wurde im Krankenhaus aufgenommen, kurz nachdem sie ihr Gedächtnis verloren hatt e – eine schwere posttraumatische Amnesie. Zunächst hatte Carmen bereitwillig mit der Polizei zusammengearbeitet und eine klare, vernichtende Aussage über ihren Entführer gemacht. Aber von einem Moment zum anderen erinnerte sie sich an nichts mehr. Ihr Gedächtnis war wi e … wie ausgelöscht.
    Das lässt mich aufhorchen.
    Ich lese den Artikel zu Ende, dann durchforste ich mit Ranald zusammen die restlichen Treffer auf der Seite, Link für Link.
    „Warum haben sie Carmen die Schlüssel für diesen Ort gegeben, für Paradise?“, frage ich mich und merke zu spät, dass ich die Worte laut ausgesprochen habe. „Und wo ist das eigentlich?“
    Warum wird mir plötzlich so mulmig?
    „Und überhaupt“, füge ich hinzu, „seit wann braucht man einen Schlüssel für Paradise?“ Wieder zuckt mein Augenlid, als ich den Namen ausspreche.
    Ranald hebt nur die Schultern und klickt die nächsten Webseiten durch, während ich ihm über die Schulter sehe.
    „He, wart e – ich erinnere mich an den Fall“, sagt er plötzlich und scrollt eine Seite herunter, die er gerade geöffnet hat. „Der Ort, in dem es passierte, sieht übrigens nicht gerad e … äh m … paradiesisch aus, jedenfalls nicht auf den Fotos. Carmen Zappacosta wurde zur Ehrenbürgerin von Paradise erklärt, weil sie zwei andere Mädchen gerettet hat, die der Typ in einem Verlies unter seinem Haus gefangen hielt.“
    „Und wer waren die beiden anderen Mädchen?“
    Ranald schließt die Seite, die wir gerade studiert haben, und klickt ein paar andere durch, dann

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