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Mercy, Band 2: Erweckt

Mercy, Band 2: Erweckt

Titel: Mercy, Band 2: Erweckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Lim
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Augenblick schweben seine Finger reglos über der Tastatur des Laptops.
    Reggie wirft einen kurzen Blick auf Franklins Rücken, dann stürzt sie hocherhobenen Hauptes mit ihrem Feuerzeug und ihren Zigaretten zur Tür hinaus. Sie ist immer noch sauer auf ihn und wird erst wieder reinkommen, wenn er weg ist.
    Auch M r Dimowski sieht es nicht gern, dass Franklin weiter hierherkommt, nachdem er neulich in die Decke geballert hat, aber der Boss ist noch in seinem Büro und selbst verlorene Seelen brauchen etwas zu essen. Wer wird Franklin bedienen, wenn ich jetzt sofort gehe? Wer wird ihm ein Sandwich und seinen Kaffee bringen? Niemand. Also lasse ich meinen Rucksack im Schrank und gehe ans Brotbrett zurück, um das übliche Frühstück für Franklin zu machen, der mit akribischer Sorgfalt die Zeitung liest, als enthielte sie irgendwo die Erklärung für sein ganzes Unglück.
    Als ich gerade den Kaffee vor Franklin hinstelle, stürmt Justine durch den fettigen Plastikvorhang in den kühlen Laden herein. Energisch schließt sie die Tür hinter sich, streicht sich ihr locker herunterfallendes, schweres Haar aus dem Gesicht und blickt sich um.
    „Was machst du denn hier?“, frage ich mit aufgerissenen Augen. „Ist alles in Ordnung? Ist si e …“
    „Nein, nein“, erwidert Justine hastig. „Ihr Zustand ist unverändert. Tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe, weil ich so unangemeldet hier reinschnei e …“
    Justines Aufmachung ist anständig: knielanger Jeansrock, Römersandalen und das lilafarbene XXL-Shirt von heute Morgen. Kein Make-up, das die blauen Flecken in ihrem Gesicht verdecken würde. Aber heute macht sie den Eindruck, als hätte sie sich voll im Griff: eine unerschrockene, energische Frau.
    „Die Pflegerin meinte, ich könnte ruhig ein paar Stunden weggehen, um meinen restlichen Lohn einzutreiben und vielleicht mit M r Dimowski zu sprechen“, erklärt sie. „Ob er wirklich ’nen Job für mich hat und so. Das wäre ein riesiger Einschnitt für mich; vielleicht ist es eine Chance, aus der Scheiße rauszukommen. Die Arbeitszeit ist auch besser. Und zum Glück gibt’s hier jede Menge Muskeln, die mir Bruce vom Leib halten können.“
    Sie schaut vielsagend in die Küche auf Sulaimans Rücken und ich lächle trotz der angespannten Situation.
    „M r Dimowski ist in seinem Büro“, sage ich ihr. „Soll ich dich hinbringen?“
    Und dann, gelobe ich mir grimmig, bin ich hier weg, komme, was wolle.
    Hinter uns höre ich Ranald herrisch sagen: „Wo bleibt mein Kaffee, Cecilia? Was hält dich auf?“
    Irgendetwas stimmt heute nicht mit Ranald.
    Aber es interessiert mich nicht wirklich, weil Ryan auf mich wartet und weil ich bald die kleinen Ärgernisse dieses Lebens abstreifen werde wie eine Schlange ihre alte Haut.

Kapitel 19

    Ich lasse Justine und M r Dimowski allei n – die beiden plaudern bereits munter miteinander wie alte Freund e – und gehe zur vorderen Theke zurück. Es ist 11.2 7 Uhr. Wo immer ich mich im Café aufhalte, was immer ich gerade mache, meine Augen wandern ständig zum Fenster.
    Sulaiman dreht die arabische Musik lauter, die in dem Radio in der Küche läuft. Er summt eine endlos verästelte Melodie vor sich hin, die unablässig steigt und fällt. Es klingt schön. Unirdisch. Wie der Ruf des Muezzins. Ein in Musik gesetztes Gebet.
    Er schaut mich durch das schmale, offene Fenster an, das zwischen uns liegt. „Jetzt ist es zu spät. Jetzt kannst du nicht mehr gehen.“ Sein Ton ist fast beiläufig, in seinen Worten liegt kein Zorn.
    Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was er damit meint, und fauche ihn an: „Und ob ich gehe!“ Ich verstehe immer noch nicht, warum dieser Mann sich plötzlich so sehr für Lelas Angelegenheiten interessiert. „Jetzt gleich, verstehst du? Und nichts und nieman d – nicht mal d u – wird mich aufhalten.“
    Sulaiman zuckt die Schultern, als hätte er das Interesse an dem Gespräch verloren. „Das musst du ihm sagen“, brummt er und zeigt über meine Schulter.
    Ich drehe mich um, gerade als Ranald von seinem Platz aufsteht, zum Fenster geht und hinausspäht. Erst nach links, dann nach rechts, als wollte er eine verkehrsreiche Straße überqueren oder eine gefährliche Reise antreten. Ich frage mich, wonach er Ausschau hält, was er in dem vertrauten, verstopften Straßenbild sucht: in der Baustelle in der Nähe, die die Luft mit Lärm und Staub erfüllt, dem unablässigen Fußgängerstrom, den Fahrzeugen jeglicher Form und Größe, den

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