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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Titel: Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kristi mit dem Leben davongekommen war. Und
jetzt wollte Olivia ein weiteres Kind. Ein eigenes. Natürlich wollte sie das,
und er konnte ihr keinen Vorwurf daraus machen. Sie war jünger als er und noch
nie Mutter gewesen. Vielleicht ...
    Wenn er überlebte, was auch immer hier an der
Westküste vor sich ging.
    Fünf Minuten vor der verabredeten Zeit traf er
am Restaurant ein, doch Hayes saß bereits drinnen und wartete in einer
Sitznische mit vinylbezogenen Bänken und plastikbeschichteter Tischplatte.
Sichtschirme aus Bambusimitat trennten die Tische voneinander ab. Das
Restaurant roch nach Jasmin, Tee, Ingwer und Curry, aus der Küche drangen
Pfannengeklapper und Stimmen in einer asiatischen Sprache.
    Hayes blickte von seiner kleinen, dampfenden
Teetasse auf. Ohne sich um ein Lächeln zu bemühen, nickte er Bentz zu, der auf
die Bank ihm gegenüber rutschte und seinen Gehstock an die Sitzfläche lehnte.
Sie waren fast die einzigen Gäste - das Restaurant hatte gerade erst geöffnet.
Hayes warf einen Blick auf den Stock. »Geht es dir gut?« Bentz zuckte mit den
Schultern und wartete, bis die Kellnerin, eine zierliche Asiatin mit einem
freundlichen Lächeln und langen schwarzen Haaren, die sie auf dem Kopf zu
einem Knoten gebunden hatte, eine weitere Tasse Tee und zwei Speisekarten
gebracht hatte. Hayes bestellte, ohne einen Blick hineingeworfen zu haben, und
Bentz, der seine innere Anspannung spürte, sagte: »Ich nehme das Gleiche.«
    Als die Kellnerin gegangen war, sah Bentz den
finster dreinblickenden Hayes an und merkte, wie sich sein Magen
zusammenkrampfte. »Es ist etwas passiert.«
    »Wo warst du letzte Nacht?«
    »Wie bitte?«
    Hayes antwortete nicht. Wartete einfach ab. Die
dunklen Augen abschätzend, die Mundwinkel in Falten gelegt. Die winzige
Porzellantasse lag in seinen großen Händen, Dampf stieg in duftenden Wirbeln
auf.
    »Ich war hier in L.A., genau gesagt in Culver
City. Im Motel.« Was zum Teufel war los? »Kann das jemand bestätigen?«
    »Was?« Es gefiel Bentz nicht, welche Richtung
das Gespräch nahm. Er wartete, bis der Hilfskellner die Sojasoße an ihren
Tisch gebracht hatte, dann sagte er: »Keine Ahnung, ich bin so gegen sieben,
acht Uhr zurückgekommen. Ich hab mich nicht bei der Rezeption gemeldet.« Er
hielt kurz inne und betrachtete den Mann, auf den er sich als Freund verlassen
hatte. »Was ist passiert, Hayes?«
    »Du kennst doch Shana Mclntyre, stimmt's?«
    »Jennifers Freundin. Ja. Das weißt du doch.«
    »Warst du bei ihr?«
    »Vor ein paar Tagen. Jetzt sag bloß, sie
behauptet, ich hätte sie belästigt?«
    Hayes schüttelte den Kopf. »Schlimmer, Bentz.
Shana Mclntyre wurde letzte Nacht ermordet.«
    Bentz war sprachlos. Er versuchte soeben, diese
Neuigkeit zu verdauen, als die Kellnerin mit Platten voll dampfendem, scharf
gewürztem Gemüse, Fleisch und Reis zurückkehrte. Sie stellte sie auf den Tisch
und fragte mit erwartungsvollem Lächeln: »Darf ich Ihnen noch etwas bringen?«
Bentz vernahm ihre Stimme wie aus weiter Ferne. Shana war tot? Aber er hatte doch gerade noch mit ihr gesprochen
...
    »Danke«, sagte Hayes.
    Bentz lehnte sich zurück. Ihm war der Appetit
vergangen. Ein unheilvolles Gefühl legte sich wie Blei auf seinen Magen. Er
konnte es nicht glauben. Als die Kellnerin auf ihren hohen Absätzen zu einem
anderen Tisch getrippelt war, schob Bentz seinen Teller beiseite und sagte mit
gesenkter Stimme: »Wiederhole das noch mal.« Er versuchte immer noch zu
begreifen, was Hayes ihm soeben mitgeteilt hatte. »Ermordet?«
    »Ermordet.« Dunkle Augen durchbohrten ihn -
fragend, anklagend.
    Jennifer. Das
musste etwas mit Jennifer zu tun haben. Dieser finstere Gedanke mäanderte
durch sein Hirn, als er den unausgesprochenen Vorwurf in Hayes' Blick sah. Was sollte das?
    »Gütiger Gott. Du glaubst, ich war es?«, fragte er schockiert.
»Nein.« Bentz schüttelte den Kopf. Zum ersten Mal in seinem Leben konnte er
nachfühlen, was ein Tatverdächtiger empfand.
    »Sieh mal«, sagte Hayes ernst, »ich mache das
hier aus Gefälligkeit. Ein Gespräch unter Polizisten. Dein Name war in ihrem
Computer. Sie führt dort einen Terminkalender.«
    »Ich hab dir doch gesagt, dass ich sie getroffen
habe.«
    »Und danach bist du nicht mehr dort gewesen?«
    »Nein!« Bentz' Eingeweide verkrampften sich. Das
war verrückt. Er konnte sich absolut nicht vorstellen, dass jemand, der ihn
kannte, jemand, der mit ihm gearbeitet hatte, in der Lage war, zu glauben, er
könnte jemanden

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