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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

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»Vielleicht möchtest du dir das zum Mitnehmen
einpacken lassen.«
    Bentz hatte recht, dachte Hayes widerwillig. Es
ging auf fünf Uhr zu, und auf seinem Schreibtisch türmte sich immer noch ein
Papierstapel. Die Klimaanlage machte Überstunden, das kühle Büro leerte sich
langsam, die Detectives meldeten sich ab, die Nachtschicht kam
hereingetröpfelt. Zum dritten Mal überflog Hayes die Aussagen von Shana
Mclntyres Nachbarn und Freunden und versuchte, einen Sinn in die Vorfälle zu
bringen, die sich in den letzten Tagen ereignet hatten. Ein unmögliches
Unterfangen, dachte er und klickte nervös mit dem Stift.
    Wenngleich er nicht genug in der Hand hatte, um
die Vorkommnisse miteinander in Zusammenhang bringen zu können, deutete doch
alles auf eins hin: Jemand hatte Bentz hierhergelockt und, sobald er an der
Westküste gelandet war, einen mörderischen Amoklauf gestartet. Waren die
Springer-Mädchen Teil davon? Er wusste es nicht. Die Falten auf seiner
gerunzelten Stirn vertieften sich, und er klickte noch heftiger mit seinem Kugelschreiber.
    Da er meinte, etwas übersehen zu haben,
blätterte er erneut durch die Akten. Der Nachbar auf der Nordseite des
Mclntyre-Anwesens besaß Hunde, die am Abend zuvor gegen zehn Uhr dreißig wie
verrückt gebellt hatten, was in etwa mit dem Todeszeitpunkt übereinstimmte.
Aber natürlich hatte der Nachbar nichts Außergewöhnliches gesehen, was kein
Wunder war, da die Hecken und Zäune einen Blick in den angrenzenden Garten
unmöglich machten.
    Ein Nachbar drei Häuser weiter hatte einen
dunklen Pickup auf der Straße bemerkt, doch der Wagen gehörte zu einem der
Rasenpflege-Unternehmen, die in der Gegend tätig waren. Der Pick-up hatte eine
Panne gehabt und war zu einem späteren Zeitpunkt abgeschleppt worden - alles
ganz rechtmäßig.
    Hayes dehnte seine Nackenmuskeln und ließ die
Schultern kreisen in dem Versuch, ein wenig die Spannung zu lösen, die im
oberen Rückenbereich entstanden war. Er brauchte eine Pause von der Belastung
durch die Arbeit und den neuesten Forderungen seiner Ex-Frau. Früher hatte er
Zeit gehabt, zu laufen oder ein paar Körbe zu werfen, doch in letzter Zeit war
er sogar zu beschäftigt gewesen, ein Workout dazwischenzuschieben.
    Wieder nahm er sich das Material zum Mordfall
Mclntyre vor. Das Department hatte gegen acht Uhr morgens einen Anruf des Hausmädchens
erhalten, das eine mausetote Shana Mclntyre mit dem Gesicht nach oben im Pool
treibend gefunden hatte. Das Hausmädchen hatte die 911 gewählt, ein
Streifenpolizist hatte den Anruf entgegengenommen und die Mordkommission
eingeschaltet. Hayes und Bledsoe hatten den Fall zugeteilt bekommen und waren
etwa gleichzeitig mit der Spurensicherung eingetroffen. Natürlich war kurz
darauf auch ein Fernsehteam aufgekreuzt.
    Shana Mclntyre war nicht nur mit dem Kopf gegen
den Poolrand geschlagen, auch auf den Fliesen in der Nähe der Stufen war Blut.
Die Quetschungen im Halsbereich und weitere Anzeichen ließen darauf schließen,
dass sie überfallen worden war.
    Als sie später das Anwesen durchsuchten, waren
sie auf die Laptops der Mclntyres gestoßen. Auf dem rosafarbenen Macintosh war
Shanas Terminplaner eingeloggt, mit Bentz' Namen in Großbuchstaben.
    »Interessant«, hatte Bledsoe bemerkt. »Der Kerl
ist seit einer Woche in der Stadt, und schon sind drei Leute tot.
    Zwei junge Mädchen und jetzt diese Frau, in
deren Kalender dick und fett sein Name steht. Das nenne ich Rekord.« Hayes
hatte nicht so vorschnell geurteilt. »Du glaubst doch nicht, dass er etwas mit
dem Mord an den Springer-Zwillingen zu tun hat?«
    Bledsoe hatte finster auf Shana Mclntyres
Bildschirm geblickt. »Nein. Aber dieses Opfer ...«Er hatte sich das Kinn
gekratzt und Hayes über die Ränder seiner Lesebrille hinweg angeschaut. »Ich
weiß es nicht. Ich habe Bentz nie für einen Killer gehalten. Aber hier stimmt
was nicht, Hayes, das wissen wir beide. Und es hängt irgendwie damit zusammen,
dass der gute alte Ricky-Boy wieder in L.A. ist.« Dem wollte Hayes nicht
widersprechen. Der Ehemann, Leland Mclntyre, der aus Palm Springs zurückkam,
hatte aufrichtig bestürzt gewirkt. Er hatte ein Alibi, doch es war natürlich
nicht ausgeschlossen, dass er einen Auftragskiller engagiert hatte. Als
Versicherungsmakler kassierte Leland Mclntyre eine Mordssumme aus der
Lebensversicherung seiner Frau: über zwei Millionen Dollar. Dann war da noch
die Liste der Ex-Ehemänner und, nicht zu vergessen, die frühere Mrs. Mclntyre,
Isabella,

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