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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Titel: Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah Kostenlos Bücher Online Lesen
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setzen zu können.
    Der Verrückte ließ nicht von ihr ab, obwohl
Shana wild um sich schlug. Behandschuhte Hände umschlossen ihren Hals. Drückten
sie unter die Oberfläche. Durch einen Schleier aus Wasser blickte sie in ein
zornverzerrtes Gesicht. Hasserfüllt. Sie sollte versuchen, sich das Gesicht
des Monsters einzuprägen, aber sie konnte es nicht, bekam keine Luft mehr.
    Lieber Gott, hilf mir. So
hilf mir doch jemand, dieser Irre will mich umbringen!
    Sie strampelte mit aller Kraft und versuchte,
sich im Wasser umzudrehen und so ihren Angreifer unter die Oberfläche zu
zerren. Shana war kräftig, eine geübte Schwimmerin, aber sie war bereits
erschöpft und konnte der Wucht des Angriffs nicht standhalten. Nein, lieber Gott, nein!
    Sie hustete. Versuchte, nicht noch mehr in Panik
zu geraten.
    Einen Weg zu finden, um zu überleben.
    Doch sie verlor den Boden unter den Füßen. Ihre
Kräfte schwanden, als sie sich bemühte, die stahlharten Hände von ihrem Hals zu
lösen und einen gezielten Fußtritt zu landen.
    Tritt ihn, Shana, tritt! Oder
beiß. Tu etwas!
    Doch das war schwierig im Wasser, und ihr
Angreifer war wendig.
    Ihre Lunge brannte. Ihr Hals stand in Flammen.
Sie versuchte zu husten, doch sie bekam keine Luft heraus. O Gott, o Gott... nein, nein, nein!
    Alles um sie herum wurde schwarz, verwirbelte
über ihr, die Sterne und der Mond umkreisten ihren Kopf, ein Jet durchschnitt
den tintenschwarzen Himmel. Ich
werde sterben, wurde ihr schlagartig klar, und sie ergab
sich in ihr Schicksal. Ihre Arme wurden langsamer, sie hörte auf, um sich zu
treten.
    Sie trieb auf dem Rücken und starrte nach oben,
während die Schwärze von ihr Besitz ergriff und sie einen letzten Blick auf den
Menschen werfen konnte, der alles darangesetzt hatte, sie umzubringen. Warum?, fragte sie sich. Warum ich?
    In der Ferne hörte sie jemanden rufen. »Rico!«
Ihr Nachbar, der die Hunde anschnauzte. »Daisy! Seid still!« Doch die
Chihuahuas gaben weiter ihr schrilles Gebell und Gejaule von sich.
    Shana schnappte ein letztes Mal nach Luft, dann
senkte sich gnädig die Schwärze der Nacht auf sie herab und erlöste sie von
ihrer Qual.

 
    22
     
    Der Tag war warm, trotz der Brise, die vom
Pazifik herüberwehte. Bentz war wieder in Santa Monica und spazierte über den
Pier. An der Stelle, an der »Jennifer« vor ein paar Tagen in die Bucht
gesprungen war, blieb er stehen. Er schauderte, als er runter aufs Meer blickte
und sich vorstellte, er sähe ihre geisterhafte Erscheinung in den dunklen
Tiefen, ihre blasse, bläuliche Haut mit den durchscheinenden Adern, ihr
durchscheinendes Kleid, das sie umwallte wie ein scharlachrotes Totenhemd. Er
blinzelte. Natürlich war sie nicht da unten im Wasser, das jetzt in der Sonne
in einem hellen Türkisblau schimmerte.
    Sein Handy klingelte. Das Display zeigte die
Nummer von Jonas Hayes' Privathandy.
    »Bentz«, meldete er sich und blickte weiter
prüfend aufs Meer. Sein Bein tat weh. Seit seinem mitternächtlichen Bad im
Pazifik war der Schmerz schlimmer geworden. Auch er wurde älter, selbst wenn er
das nur ungern zugab, außer in Gegenwart von Olivia, die ihn für jung genug
hielt, um noch einmal Vater zu werden. Wenn sie ihn jetzt sehen könnte, wie er
über die Holzbohlen humpelte und Gespenster im Wasser heraufbeschwor ... »Wir
müssen reden.« Hayes' Stimme klang fest, professionell. Offensichtlich hatte
er sich seit ihrem letzten Gespräch noch nicht wieder beruhigt.
    »Wann?« Bentz kniff die Augen zusammen und
spähte zu dem im Schatten liegenden Teil unter dem Pier hinüber, wo ein Angler
in einem Boot seine Leine auswarf und wo Jennifer, wenn er sich nicht
verschätzte, bei ihrem Sprung ins Wasser gelandet und anschließend verschwunden
war. Soweit er wusste, hatte die Küstenwache keine Leiche von einer Frau in
einem roten Kleid gefunden, weshalb er davon ausgehen musste, dass die Frau,
die vorgab, seine Ex zu sein, noch am Leben war. Bereit, ihn erneut
heimzusuchen. Er hatte Alan Gray gegoogelt, mit Olivia telefoniert und
anschließend irgendwas Belangloses im Fernsehen geschaut. Sobald er schlief,
spukten immer wieder zusammenhanglose Bilder seiner Ex-Frau durch seine Träume
... Jennifer in dem klitschnassen roten Kleid, die im Wasser die Hand nach ihm
ausstreckte. Jennifer am Steuer eines silbernen Wagens mit verschmutzten
Nummernschildern. Er wollte zu einem Schluss kommen, einen Hinweis darauf
finden, wie eine Frau von einer so exponierten Stelle aus ins Wasser springen
und

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