Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah
sagte
Bentz und blickte zu dem über ihnen schwebenden Hubschrauber von der Küstenwache
hinauf. Er fühlte sich innerlich wie betäubt, konnte es nicht fassen. Sie
standen im Sand, und die Nachmittagssonne schien warm und freundlich, während
die Bergungskräfte den Devil's Caldron absuchten. Die kalifornische
Autobahnpolizei koordinierte die Suche zusammen mit der Küstenwache.
»Und du behauptest, die Frau ist von hier oben
ins Meer gesprungen?« Hayes deutete zur Plattform hinauf, die ungefähr zwölf
Meter über der Bucht angebracht war. »Ja.« Bentz blickte auf die Pfosten und
Balken, die die Plattform stützten. »Das überlebt keiner.«
Ein Muskel in Bentz' Kiefer zuckte. Er wollte
widersprechen, wollte glauben, dass die Frau am Leben war, dass ihr Sprung in
das aufgewühlte Wasser nicht ihren Tod bedeutet hatte.
Er hatte Hayes bereits von seinem Gespräch mit
ihr berichtet, aber natürlich würde er noch eine formelle Aussage machen
müssen. Hayes hatte sich erkundigt, warum Bentz nicht weiter nach Point Fermin
gefahren war, und er hatte wissen wollen, wie Bentz überhaupt so dumm hatte
sein können, mit ihr ins Auto zu steigen. Eine gute Frage.
Bentz hatte sich alles in Erinnerung gerufen,
was in den letzten paar Stunden passiert war, und hatte die Ereignisse im Kopf
hin und her gewälzt, doch er war einfach nicht dahintergekommen, warum sich die
Frau letztendlich von ihm hatte schnappen lassen, nur um ihn hierherzulocken.
Noch immer gab es keine Spur von ihr. »Also, wo ist die Leiche?«, fragte Hayes
und blickte aufs Meer. »Mist, wir müssen Taucher rausschicken, wenn die
Küstenwache nichts findet. Wenn sie überhaupt da runterkönnen. Verdammte
Scheiße.«
Bentz bückte sich und schöpfte eine Handvoll
Sand. Jennifers Doppelgängerin konnte doch nicht einfach spurlos verschwunden
sein! Es musste doch irgendeinen Hinweis geben.
»Wir können hier nichts mehr tun«, sagte Hayes
und schüttelte den Kopf. »Okay, lass uns verschwinden.« Auf dem Weg zum Pfad
konnte Hayes es nicht lassen, Bentz einen Vortrag zu halten. »Du bist also mit
ihr ins Auto gestiegen. Wolltet ihr etwa eine kleine Spazierfahrt machen?
Guter Gott, Bentz! Ich schätze, wir können glücklich sein, dass sie dich nicht
mit in die Tiefe gerissen hat. Ich verstehe einfach nicht, warum dich diese
Frau hierherschleift und dann verschwindet. Und aus welchem Grund ist dieses gespenstische
Wesen so versessen darauf, sich ins Wasser zu stürzen?«
»Sie ist kein Gespenst«, stellte Bentz klar,
während sie sich an den steilen Anstieg zur Haltebucht hinauf machten. »Und ich
weiß es nicht.« Er humpelte, sein Knie und seine Hüfte schmerzten. Ohne Zweifel
war die alte Verletzung wieder aufgebrochen.
»Wenn wir oben sind, brauche ich deine Waffe«,
sagte Hayes. »Nur um sicherzugehen, dass sie nicht abgefeuert wurde.«
»Sie wurde nicht abgefeuert.«
»Trotzdem.«
»Ja, ich weiß.«
Sie benötigten fast fünfzehn Minuten, bis sie
bei der Haltebucht ankamen. Bentz schwitzte, sein Bein pochte. Er betrachtete
den silbernen Wagen, den »Jennifer« gefahren und der angeblich ein Geschenk
gewesen war. Alles an ihrer Geschichte war erstunken und erlogen, nichts war
so, wie es schien. Die Polizei hatte bereits eine Absperrung rund um das
Fahrzeug vorgenommen, ein Abschleppwagen war unterwegs, um den Chevy in die
Werkstatt der Spurensicherung zu bringen, wo er gründlich untersucht werden
würde.
Sein Handy piepte, und er stellte fest, dass
mehrere Nachrichten für ihn eingegangen waren. Die meisten von Olivia, in der
letzten teilte sie ihm mit, dass sie in einem Flugzeug nach Los Angeles saß.
»Verdammt!«
»Schlechte Nachrichten?«
»Olivia ist auf dem Weg hierher. Ihr Flieger
landet in ein paar Stunden. Ich muss sie vom Flughafen abholen.«
»Ich glaube kaum, dass wir das in ein paar
Stunden hinter uns gebracht haben«, sagte Hayes. »Es gibt einiges, was wir
durchgehen müssen. Ich weiß übrigens, dass sie kommt. Sie hat mich angerufen,
weil sie dich nicht erreichen konnte. Wir schicken einen Polizisten, der sie
abholt und zum Zentrum bringt. Wenn wir fertig sind, fahre ich euch zu einer
Autovermietung.«
»Sie könnte doch selbst einen Wagen mieten.«
Hayes winkte ab. »Nein, ich habe schon alles organisiert und ihr eine Nachricht
hinterlassen. Vielleicht möchtest du sie anrufen und ihr das Ganze erklären.«
Bentz wollte gerade wählen, als er unten am Strand Rufe hörte. Als sie sich
umdrehten, sahen sie den Hubschrauber der
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